Sieg und Niederlage

Das Wetter hat umgeschlagen. Der Wetterdienst hat Starkregen angesagt, Gewitterzellen und Tornadogefahr. Die Luftdruck-Gebiete können nicht weiterziehen und sind in einer Omega-Lage blockiert. Für den ganzen Juni ist instabiles, wechselhaftes Wetter angesagt, mit Gewitter und Starkregen.

„Irgendwas scheint ausser Kontrolle geraten“
Beim Aufräumen ist mir ein Zeitungsartikel vom 7. Mai in die Hände geraten. Damals herrschte Extremwetter in Brasilien, wo unsere Tochter damals noch lebte. Im Süden gab es Überschwemmungen, im Norden extreme Hitze. «Irgendwas scheint ausser Kontrolle geraten», heisst es in dem Artikel. In Sao Paulo «war schon der März dieses Jahres als der heisseste jemals gemessene in die Geschichtsbücher eingegangen. Und im selben Monat stieg die Temperatur on Rio de Janeiro an einem Sonntag auf gefühlte 62 Grad.»

«Es gibt hier keinen Feind»
Für die Überschwemmungsgebiete hat Gouverneur Edoardo Leite die Armee aufgeboten. «Es gibt keinen Feind, den wir hier bekämpfen können, aber wir müssen grosse Hindernisse überwinden und brauchen die Hilfe der Streitkräfte.» Ich muss an die Überschwemmung in Russland denken vom April dieses Jahres. Im Krieg gegen die Ukraine schien es gerade wieder die Oberhand zu gewinnen. Da schmolzen unter dem Einfluss von anhaltenden Regenfällen Eis und Schnee und der Fluss Ural trat auf seiner ganzen Länge von 2.400 Kilometern über die Ufer. «Die Rede ist von der schlimmsten Überflutung seit Beginn der Aufzeichnungen.» (Deutschlandfunk)

In Russland, wie bei uns, erwärmt sich der Permafrost. In der Schweiz führt das zu Bergstürzen, in Russland taut die Tundra auf und setzt Methan frei, ein besonders aggressives Treibhausgas. So schliessen wir da und dort ein Loch in der Abwehr ökologischer Veränderungen, gleichzeitig gehen zwei oder drei andere wieder auf.

Sieg und Niederlage
Im Krieg geht es offenbar um Oberherrschaft, um Rückeroberung von Gebieten, um geopolitischen Einfluss und um die Restitution von alten Grossreichen. Während wir Grenzen hin und herschieben, schmilzt uns das Eis unter dem Hintern weg. Wir verteidigen uns nach vorne, oder was wir für vorne halten. Aber die Infragestellung kommt von hinten. Sie kommt nicht wirklich von hinten, aber wir sehen sie nicht, weil wir mit Krieg beschäftigt sind.

 

Foto von Kaique Rocha, Pexels