Tag Archive for: Lebensbilanz

Zurück aus den Ferien. Ich habe die Fotos gesehen, die von mir gemacht wurden: Ich bin erschrocken. Ich hatte Mühe, das anzusehen. Es fiel mir schwer, den als «ich» wahrzunehmen, der da zu sehen war. So down in den Ferien, so bitter der Zug um den Mund, so traurig das Gesicht. Ich erschrak, als ich mich sah. Weiterlesen

In der Post liegt ein Brief mit Trauerrand. Ich erschrecke. Wer kann das sein? Ich gehe im Kopf die Namen durch. Nach dem Öffnen aufatmen, es ist eine Danksagung, die Beerdigung war vor zwei Wochen. Weiterlesen

Vor etwa 30 Jahren zog ich in eine andere Stadt. Ich war geschieden und fing eine neue Stelle an. Abends nach der Arbeit setzte ich mich an die Schreibmaschine. Ich befürchtete, mich zu verlieren und wollte mir über den Tag Rechenschaft geben.

Bald tauchte die Glaubensfrage auf. Sie kam durch eine andere Tür zurück als jene, durch die ich sie in der Pubertät verabschiedet hatte. Damals hielt ich den Glauben für eine Zumutung für das Denken. Jetzt begriff ich, dass ich nicht vertrauen konnte. Und das fehlte mir nicht nur zu einem Glauben, das fehlte mir auch im Alltag, im Verhältnis zu anderen Menschen und zu mir selbst.

Glauben, vertrauen – das ist nicht nur eine äusserliche Frage, begriff ich. Da geht es um mich selbst. Damit war die Glaubensfrage zurück in meinem Leben. Weiterlesen

In der Vergangenheit sprach man viel von „Schlüsselgewalt“ und man hat Machtansprüche davon abgeleitet. (Dass die Kirche vergeben kann oder nicht vergeben, dass sie die Tür zum Paradies aufschliessen kann oder nicht.) Weiterlesen

«Uhu, Weltuntergang!», sagt Antonia. Es ist rabenschwarz draussen. Es regnet. Die Dramatisierung hat sich erschöpft. Das hatten wir noch und noch, die «Krise», die «Zeitenwende», die neue Weltlage. Ja es ist dunkel. Juhui. Wir leben noch! Und jetzt?

Was ich gesucht habe
Heute Morgen sah ich ein Foto aus der Zeit, als wir an diesen Ort umgezogen sind. Damals habe ich begonnen, meine Texte durchzusehen aus all den Jahren. Ich wollte wissen, was denn die Frage war, die sich damals gestellt hat. Jetzt weiss ich, was ich gesucht habe in all den Jahren, jetzt, im Nachhinein, liegt es vor mir. Es ist nichts Wunderbares, auch wenn ich, als ich unterwegs war, immer dem Wunderbaren gefolgt bin, der Ahnung, dem Reiz… Aber es ist wunderbar genug.

Was ich gefunden habe
Wenn ich bete, bin ich wieder beim Besten, was ich gefunden habe. Wenn ich mich Gott anvertraue, bin ich im Zentrum von allem, was ich gesucht habe und was mir zwischendrin immer wieder das Gefühl gab, am Richtigen dran zu sein, auf Schatzsuche zu sein, das Leben nicht zu verfehlen und zu verpassen.

Jeder Schritt hatte ein Versprechen bei sich. Und der Morgen war ein Aufbruch in etwas Wunderbares. Ich konnte Gott danken, am Morgen und am Abend, ich konnte einschlafen im Vertrauen auf ihn. Und selbst wenn ich herausgerissen war, wenn ich Schmerzen hatte, wenn ich bestellt war zu einer Operation, konnte ich mich hier wieder einfinden, konnte ich zur Ruhe kommen und zu einem Neuanfang.

Was kommt jetzt?
Letzte Woche steckte ich den Finger in die Bibel und stiess auf einen Text von Jesus Sirach: «Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann er Gutes tun? Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.» Es ist ein guter Zuspruch in einer Zeit, die von Krise redet, ein gutes Wort am Jahresanfang.

 

Aus Notizen 2022
Foto von cottonbro studio

Im Stress der Feiertage hat sich vieles verdichtet. Ich stehe an der Grenze, aber da sind auch neue Ausblicke. Wir waren zwei, drei Tage in den Bergen. Einmal spüre ich etwas Neues in der Nacht: Ich spüre mit innerer Gewissheit, was ich wirklich will in Leben. Weiterlesen

Mit dem Älterwerden ist es seltsam: Was gestern war, daran erinnert man sich oft nicht mehr, aber Dinge, die vor 40, 50 Jahren geschahen, die weiss man noch ganz genau! Viele sagen, im Alter lasse das Gedächtnis nach. Ich denke, es verändert sich. Weiterlesen

Was ist das überhaupt – ein Leben? Weiterlesen

Vielleicht reisen Männer nach der Pensionierung auch deshalb so gern im Land herum, weil sie ihr Leben besichtigen. Es ist nicht einfach Tourismus, es ist das vergangene Leben, das gelebte und das ungelebte. So geht es auch mir, als ich den Stätten meines Lebens nachreise. Weiterlesen

Zum Gedenken an die Verstorbenen

So ist das vordergründig die Geschichte einer Brautwerbung, im Hintergrund hören wir aber auch die Geschichte von Abraham und seinem Sterben. Auch er könnte sagen: „Haltet mich nicht auf, da doch der Herr Gnade gegeben hat zu meiner Reise.“ Weiterlesen