Jesus Christus und die PR

Für das PR-Bewusstsein bedeutet die Rede von Jesus Christus das Alte, das scheinbar abgetan ist. Damit kann die Aufmerksamkeit des Publikums nicht mehr geweckt werden, es löst im Gegenteil ein schnelles Weiterblättern aus. Da ist wenig Bereitschaft, sich auf etwas einzulassen. Die Reizworte, welche Aufmerksamkeit wecken, werden vom Mainstream vorgegeben. (Ich kann nicht von meiner Situation auf andere schliessen: ein Suchender, der bewusst im Rahmen des christlichen Glaubens sucht.)

Auf der anderen Seite sind hier schlicht die grössten Schätze der christlichen Tradition verborgen. Ohne sie wird der Glaube arm und lässt alles hinter sich, was die Generationen in 2000 Jahren erfahren haben. (Die lebenspraktischen Situationen wecken eine Bereitschaft, zu hören. Gott beruft auf dem Weg. Vom Kreuz will niemand etwas wissen, bis er mit seinem Leben selber dort angelangt ist. Dann aber ist es sein allererstes Lebensinteresse, was es damit auf sich habe, wie das Leben da weitergehen kann.) Es ist also nicht nur der Schatz der Traditionen, es ist eine Anfrage an das eigene Leben.

Ohne Glaubens-Haltung bleibt die Tradition äusserlich. Ich bewundere die Architektur des Barock, ich freue mich an der Musik von Bach. Aber das ist nicht das, was die Tradition selber meint. Sie wird nur verstanden von dem, der selber eintritt in die Haltung, aus der jene Tradition entstanden ist. Das ist der Glaube.

Glauben, das ist ein fundamentaler Wechsel im Selbst- und Weltverstehen. In der Glaubenssprache wird es als neue Geburt, als Taufe, als neue Wirklichkeit verstanden. Es ist der Schritt – man kann es nur in Worten des Glaubens ausdrücken – zu einer persönlichen Beziehung zu Dem, der uns von Gott her entgegenkommt, der uns verwurzelt im Ursprung, der uns Kontakt gibt zur Quelle, aus der alles kommt, der als Mitte da ist, in die wir uns stellen können… All das, was das Leben schön macht, was uns Boden unter die Füsse gibt und den Himmel über uns aufspannt… Für all das haben wir einen Namen: Jesus Christus.

Von der PR her betrachtet, stellt sich die Frage, wie man die Aufmerksamkeit auf einen Artikel lenkt: Wie setze ich den Titel? Was schreibe ich im Lead? Wie baue ich den Artikel auf? Welche Zwischentitel setze ich, um den Leser bei der Stange zu halten und Schritt um Schritt weiter zu locken?

Vom Glauben her ist es die Frage, ob jemand dem Mainstream und seinemman tut es“ widerstehen kann; ob er zu dem stehen, kann, was er eigentlich eingesehen hat; ob er dabei bleiben kann, auch wenn Widerstand auftaucht, wenn er ausgelacht wird, wenn es nicht „in“ ist, nicht „cool“ für Jugendliche etc.

Wer den Glauben kennen gelernt hat und sich eigentlich von ganzem Herzen danach sehnt, für den wird das eine „Anfechtung“, ein Zweifel, eine Form von Verzweiflung und Abfall, ein Anstoss-Nehmen am Glauben und an Jesus Christus und an seinem Weg, der nach den Massstäben des Commonsense so viel Dummes und Verlachtes beinhaltet.

Eine Zumutung
Er stellt Zumutungen, die teils in genauem Gegensatz stehen zu dem, was die am gesellschaftlichen Fortkommen geschulte Vernunft befürwortet: Der Letzte sein, die Wange hinhalten, nicht zurückschlagen, aller anderen Diener sein, den Menschen die Füsse waschen… Da ist der Lehrer, der im Misserfolg endet. Der Bote von Gott her, der am Kreuz endet. Der „Meister“, der gedemütigt wird und keinen Erfolg hat. Der Weg, der scheinbar in der Katastrophe endet. Wer will da schon mitmachen? Das Kreuz ist das Ende für alle PR. Da ist aller Hochglanz weg. Es ist die bare Katastrophe.

Die Konstellation ist verschieden und doch wieder ähnlich zu der, als Jesus sagte: «Wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er wiederkommt in der Kraft des Vaters.» (Mk 8,38)

Eine Freude
Was will ich also? So überlegte ich. Ich will mir etwas Grosses vornehmen, etwas Neues, so begriff ich, und darauf vertrauen, dass sich die Worte finden. Ich will von dem ausgehen, was mir heilig ist und mir etwas Grosses vornehmen, ein Fernziel, damit ich überhaupt weiss, wo der Weg hin soll und damit die Dinge sich fügen können.

So habe ich es von den sog. Dementen gelernt. Im Heim lerne ich reden, dass es kurz ist, verständlich und von Herzen kommt. So finden sich Worte, die dann auch andere Menschen ansprechen. Also Vertrauen haben, und etwas Neues, etwas Grosses versuchen. Oder besser, ein Ziel ins Auge fassen, einen Berg, wo schon der Anblick Freude macht. Und voller Freude vorwärts gehen.

 

Aus Notizen 2007
Foto von Henry & Co., Pexels