Steht auf und fürchtet euch nicht!

Führt der Weg immer nur bergauf? Keiner, der ehrlich ist zu sich selber, wird so von seiner Karriere erzählen. Oder ist der Weg eine einzige Talfahrt? Was man in dunklen Stunden denken mag, trifft es genau so wenig. Ein realistisches Bild zeigt der Weg Jesu, ein Bild, das Hoffnung macht und zeigt, worauf es ankommt.

Berg- und Talfahrt
Es ist eine Berg- und Talfahrt, was Jesus durchmacht auf seinem Weg nach Jerusalem. In den biblischen Lesungen im Gottesdienst können wir ihm folgen. Die Lesungen im Februar zeigen ihn auf dem Weg nach Süden. Er geht nach Jerusalem. Das ist die Hauptstadt und seine Anhänger erwarten, dort werde er die Herrschaft ergreifen und eine neue Zeit einläuten, eine Zeit des Friedens und Wohlstands. Aber auch Widerstand macht sich bemerkbar, und Jesus bereitet seine Anhänger auf schwierige Zeiten vor.

„Oben“
Da haben die Jünger eine Vision. Sie sehen Jesus auf einem Berg, helles Licht umströmt ihn und eine Stimme aus dem Himmel sagt: „Dies ist mein geliebter Sohn, hört auf ihn.“ Er wird von Gott selbst beglaubigt, die Jünger fassen Mut und gehen mit ihm. Das ist der Höhepunkt auf dem Weg nach Jerusalem.

Diese Vision auf dem Berg der „Verklärung“ hat ein Gegenstück. Und so hell die Glorie ist, die Jesus auf dem Berg umstrahlt, so dunkel ist die Nacht in Gethsemane, wo Jesus von den Zweifeln eingeholt wird. Und er betet: „Wenn es möglich ist, lass den Kelch an mir vorübergehen, aber nicht mein, sondern Dein Wille geschehe.“

„Unten“
Eine Berg- und Talfahrt im Leben. Beide Pole gehören dazu. Beides mal wird Jesus von Jüngern begleitet. Auf dem Berg erschrecken sie vor der Gewalt der Erscheinung. Sie werfen sich auf den Boden. Aber Jesus kommt zu ihnen, berührt sie und sagt: „Steht auf und fürchtet euch nicht!“ Auch in Gethsemane werden die Jünger überwältigt. Jetzt ist es die Angst vor all dem, was vielleicht auf sie zukommt, was sie lähmt. Sie wollen nicht hinsehen. In der Bibel heisst es, sie schlafen. Jesus weckt sie und sagt: “Seid wachsam und betet, damit ihr bestehen könnt, wenn die Zeit kommt.“

Zwei Worte für den Weg
Das sind zwei Geschichten auf dem Weg, zwei Extremsituationen, die die Jünger durchmachen, wenn sie Jesus nachfolgen auf seinem Weg: Die eine führt ganz oben durch, das ist die Verklärung, wenn Licht und Glorie sie umstrahlt. Die andere geht „unten durch“, wenn ihr Vertrauen auf die Probe gestellt wird. Zwei Worte gibt Jesus ihnen mit, damit sie auf seinem Weg bestehen können: „Seid wachsam und betet!“ und „Steht auf und fürchtet euch nicht!“

Diese Worte sind auch zu uns gesprochen, die heute unterwegs sind. Auch heute gibt es Dinge, die uns herausfordern. Auch heute geht der Weg nicht nur von Erfolg zu Erfolg. Gerade wenn man sich für das einsetzt, was Jesus wichtig war: dass jeder Mensch dazu gehört, dass keiner verloren geht. Dass niemand abgehängt wird von der Entwicklung, niemand überrollt von der Wirtschaft oder an den Rand gestellt von politischen Bewegungen. Auch heute braucht es Menschen, die Jesus Christus auf seinem Weg nachfolgen, damit etwas vom Reich Gottes spürbar wird, mit Gottes Hilfe. Es ist ein Motto auch für uns: „Seid wachsam und betet. Steht auf und fürchtet euch nicht!“

 

Aus Notizen 2012
Zum letzten Sonntag nach Epiphanias
Foto von Stas Knop, Pexels