Frühlingsfröste

Nach Ostern erleben wir oft einen Rückfall. Die Hochstimmung geht verloren. Wir fühlen uns zurückgestossen, als ob es kein Ostern gegeben hätte. Es braucht nur einen Auslöser, eine bestimmte Begegnung, und es weckt alte Erinnerungen wieder auf an vergangene Zeiten.

Und ohne dass wir es wollen, rutschen wir wieder zurück in jene Zeit. Da sind die Gefühle wieder, die wir damals hatten. Schon am Morgen beim Aufstehen überfallen sie uns. Und wir sehen an unserem Verhalten, dass wir eingeholt wurden von alten Mustern. Das alte Leben steckt uns überall noch in den Knochen.

Eine kalte Bise
Draussen ist Frühling, aber es ist kalt, eine hartnäckige Bise geht. Man getraut sich gar nicht richtig hinaus, um anzusehen, wie alles blüht. Im Kirchenjahr stehen wir in der Zeit nach Ostern. Es sind sechs Sonntage bis Pfingsten, die das Geheimnis feiern, dass alles neu geworden ist. Aber auch hier ist so etwas wie ein Kaltlufteinbruch, eine kalte Bise.

Die Texte dieser Zeit nehmen die Erfahrung auf, dass es Rückschläge gibt. Mit Ostern hat auch in unserem Leben etwas Neues begonnen. Viele Hoffnungen wurden geweckt. Aber nicht sofort wirkt sich das in unserem Leben aus. Wir haben Vertrauen gefasst zu Gott, dass er einen neuen Anfang machen kann. Das ist «Auferstehung», dass dort, wo für Menschen nichts mehr zu machen ist, ein neuer Anfang geschieht aus seiner Schöpferkraft. Und wir gehen vorwärts in dieser Hoffnung. Schritt für Schritt gelingt es uns auch. Unser Leben verändert sich.

Dazu gehört aber auch, dass es ab und zu einen Stillstand gibt. Manchmal sogar einen Rückfall. Es braucht nur einen Auslöser, eine bestimmte Begegnung, die Art, wie ein Mensch sich uns gegenüber benimmt, und es weckt alte Erinnerungen wieder auf an vergangene Zeiten. Und ohne dass wir es wollen, rutschen wir wieder zurück in jene Zeit. Da sind die Gefühle wieder, die wir damals hatten. Schon am Morgen beim Aufstehen überfallen sie uns. Und wir sehen an unserem Verhalten, dass wir eingeholt wurden von alten Mustern. Wo ist die Zuversicht hin, die wir gefasst haben? Warum ziehen wir wieder den Kopf ein? Warum fangen wir wieder an zu kämpfen, als ob wir kein Recht hätten?

Die Kälte in den Knochen
Das alte Leben steckt uns überall noch in den Knochen. Wie lang haben wir so gelebt! Das hat sich niedergeschlagen in allen Gewohnheiten. Es zeigt sich am Tag in den Gedanken und in der Nacht in unseren Träumen. Es ist wie der Frühling, der erst in den Knospen da ist, aber draussen ist noch ein kalter Wind.  Die Knospen wollen aufgehen. Wenn es Zeit ist, entfaltet sich die Blüte. Es ist nicht so, dass wir alles machen müssten. Vieles dürfen wir geschehen lassen. Das gibt uns Ruhe und Zuversicht. Das hilft uns, wenn die rauen Winde kommen.

Christus nimmt dieses Bild auf. Es ist wie ein Rebstock, wenn er blüht. Schaut wie die Reben jetzt ausschlagen, sagt er. So ist es auch mit euch. Wir gehören eng zusammen. Ich bin wie ein Rebstock und ihr Menschen seid wie Triebe an meinem Stock. Auch bei euch ist etwas bereit, wie eine Knospe, die blühen möchte. Sie soll blühen und Frucht bringen.

Das neue Leben
Aber passt auf, wenn die Blüte vom Stamm fällt, kann sie keine Frucht bringen. Das ist auch unsere Erfahrung. Das, was da kommen will, was wir in uns wachsen fühlen, das muss angeschlossen sein an eine grosse Kraft. Denkt an mich, dass ich euch helfe, so findet ihr diese Kraft, sagt Christus.

So können wir in diese Zeit hineingehen, mit dieser Zuversicht: Wir sind Blüten am Baum des Lebens. Christus ist wie die Wurzel, wo alles Leben herkommt. Er verbindet uns mit der Quelle des Lebens. Er ist der Stamm, er gibt uns Halt, dass wir in dieser Wirklichkeit gehalten sind und nicht verloren gehen.

 

Foto von Laurence Prestage, Pexels
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