Die Wolken- und die Feuersäule

Wenn ich in der Frühe Psalmen höre, bleibt oft etwas hängen, das mich durch den Tag begleitet. Die Verse sind manchmal unscheinbar. Aber es liegt doch ein Glanz darauf und untertags entfalten sie ungeahnte Kraft.

«Wer mir dankt, der ehrt mich», heisst es in einem Psalm. Warum hellt sich mein Gemüt auf, wenn ich das lese?

Nach vorne offen
Wer dankt, der ist gleich auf der anderen Seite. Er begreift sich als beschenkt. Er fährt nicht mehr auf der Leistungs-Schiene, auf der ewiggleichen Strecke, wo nichts mehr nachkommt, weil auch die grösste Leistung irgendwann erlischt. Das Leben hat noch Geschenke zu verteilen. (Wie schön war es damals als die Kinder kamen, das Haus füllte sich mit Leben!) Es ist nach vorne offen, vieles ist wieder möglich. Und es ist nach oben offen. Er spüre es den Menschen an, hat ein Bekannter kürzlich gesagt, ob sie über sich noch etwas hätten. Offenbar sieht man es den Menschen an. Was sie glauben, ist nicht nur eine Spinnerei, die niemanden interessiert. Es macht einen Unterschied.

Nach oben offen
«Wer mir dankt, der ehrt mich», heisst es in Psalm 50. Zu diesem Vers gehört noch eine Zeile: «Und wer seinen Weg ausrichtet, dem zeige ich das Heil Gottes!« Das Leben ist nach oben offen und der Weg gewinnt eine Perspektive. Da ist etwas, an dem man sich ausrichten kann und alle Hoffnungen dürfen wieder lebendig werden, die eingeschlafen sind, die im Dauerstress abgestumpft und vergessen worden sind. Es gibt nicht nur das Einerlei dieser Welt. Da ist ein Ziel, da ist ein Weg. Und das Ziel ist nicht dunkel, sondern heilvoll.

Es erinnert mich an das alte Gottesvolk in der Bibel, als es aus seiner Sklaverei auswanderte. Da ging Gott vor ihnen her, tags als Rauchsäule und nachts als ein Licht, das sie leitete. «Wer mir dankt, der ehrt mich, und wer seinen Weg ausrichtet, dem zeige ich das Heil Gottes!«

 

Foto von Kampus Production, pexels