Es trifft auch die Wohlbestallten

In Italien gab es Überschwemmungen. Die Nachrichten zeigen einen Mann, der bis zum Hals im Wasser watet. Seine Frau trägt ein Kind. Solche Bilder sieht man immer nach Überschwemmungen, man hat sich daran gewöhnt. Ungewöhnlich war aber, dass das nicht «einer der üblichen Verdächtigen» war, aus den «Problemregionen» dieser Welt, an die wir uns gewöhnt haben.

Es war ein wohlbestallter norditalienischer Mann. Er sah kultiviert aus, wohlhabend. Jemand, den das Schicksal sonst nicht so anfasst, weil er durch Besitz und Stellung abgeschirmt ist vor solchen Schlägen.

Das Klima als Gleichmacher?
Das Klima scheint unempfindlich gegenüber sozialen Grenzen. Wenn man sich früher abschirmen konnte, indem man seine Villa nur weit genug von den rauchenden Schornsteinen baute, wenn man seinen Wohn- oder Steuersitz nur weit genug von den Zugriffen des Staates wählte, so sind diese Waffen heute seltsam stumpf geworden. Man kann sich abschliessen vor möglichen Rückwirkungen des eigenen Tuns. Die Klimafolgen kann man nicht ausschliessen. Es gibt keinen Hügel, der hoch genug, kein Kontinent, der nicht betroffen wäre.

Der Erste Mai vereinigt die Menschen
Der Klimawandel als Gleichmacher? Die Katstrophe als Einlösung der sozialen Hoffnungen? Mir wäre lieber, der Mann und seine Familie würden davonkommen, er und alle andern. «Erster Mai» heisst nicht, dass die Katstrophe alle gleichmacht. Er feiert die Solidarität und eine Gemeinschaft, wo einer dem andern hilft. So kann der erste Mai Hoffnung verbreiten, auch in einer bedrohten Welt, wo noch kaum etwas geschafft ist von dem, was nötig wäre.

 

Foto von Taylen Lundequam, Pexels
Zum Ersten Mai