Was die Kirche braucht

Die Kirche fühlt sich nicht in der Lage, das prophetische Erbe auszurichten. Die Prophetie, das Amt des Mahnens, ist ins Feuilleton und in die Börsen-Berichterstattung abgewandert. Bei den Märkten meint man es noch ernst, im Feuilleton ist es allegorisiert, ein Spiel mit Traditionen.

Inzwischen fürchten sich alle vor dem Montag, wenn die Börse wieder aufgeht: wie wohl der Markt das alles aufnimmt und verarbeitet. Die Kirche hätte so viel grosse Gehalte, die neu hörbar zu machen wären: Was Erfolg ist. Wie man ankommt. Wie die Welt untergeht und was sie zusammenhält. Neue Unschuld. Anfangen. Wo die Quelle ist …

Was die Kirche braucht
Was wir in der Kirche brauchen: Uns nicht nur „bereithalten“, wenn die Krise kommt, wenn das, was sich schon lange ankündigt, auch bei uns spürbar wird, sondern realistische Szenarien entwerfen:

  • Soziale Spannungen, neue Gewaltbereitschaft, Konflikte, Verschärfung der politischen Debatte mit Ausgrenzung und Verfolgung der Gegner, neue Spaltungen und Parteiungen. Extremismus.
  • Echte soziale Not bei vielen, die die Lebenskosten nicht mehr aus ihren Einkommen bestreiten können.
  • Ungenügen der sozialen Sicherungsnetze für Alter, Krankheit, Arbeitslosigkeit, Armut.
  • Obdachlosigkeit und Verelendung, Alkoholismus, Spielsucht, Mangel- und Fehl-Ernährung, Kleinkriminalität, Vandalismus, Hooligan-Gewalt und Schlägerbanden, die bei allen möglichen Anlässen auftauchen.
  • Unbegehbarkeit gewisser Wege und Quartiere zu gewissen Tages- und Nacht-Zeiten. Segregation der Wohnquartiere. Bürgerwehren. Reichenviertel mit privater Sicherheitspolizei, Verslumung von ehemals bürgerlichen Wohnquartieren.
  • Bandengewalt, Kinder müssen sich mit andern zusammenschliessen, um unbehelligt in die Schule zu kommen. Durchlöcherung des staatlichen Gewalt-Monopols, Banden mit Territorien, Finanzierung mit Drogenhandel, Frauenhandel, Prostitution…
  • Durchlöcherung der öffentlichen Schule. Reiche schicken ihre Kinder in Privatschulen. Ehemalige Mittelstandsfamilien müssen sie in öffentliche Schulen schicken, die keine Aufstiegs-Chancen mehr gewährleisten.
  • Der Schichten-Aufbau der Gesellschaft wird durch fehlende vertikale Mobilität zu einem Klassen-Aufbau. Sozialen Unterschiede können nicht mehr begründet werden.
  • Neue Gewalt.

 

Notiz aus dem Krisenjahr 2011
Foto von Marcus Lenk, Pexels