Der Urknall des Glaubens

Das Gebet ist der «Urknall» des Glaubens.

Die Feier des Glaubens folgt dem Weg Jesu. An Pfingsten ist das Glaubens-Bekenntnis voll: nach Gott, dem Schöpfer und Erlöser, ist auch vom Heiligen Geist die Rede. So rundet sich am Fest Dreifaltigkeit das Credo. An ihrer Konfirmation formuliert eine Jugendliche, worauf sie vertraut.

Das Bekenntnis einer 15-Jährigen
«Unsere Familie, unsere Freunde, sie alle begleiten uns und sind für uns da. Aber wenn es nicht mehr weitergeht, sind wir noch lang nicht verloren. Ich glaube, dass Gott für uns da ist, wir sind nie allein, auch wenn wir das denken. Er hat uns geschaffen und lässt uns nicht im Stich.

Ich glaube, Gott hilft uns, immer wieder aufzustehen, auch wenn wir noch so tief gefallen sind. Und egal, wie oft wir jemanden verletzt haben, er vergibt uns immer. Er hilft uns auch, andern zu vergeben, er gibt uns den Frieden dazu. Bei Gott ist alle Trauer, aller Hass und die ganze Wut vergessen. Vor Gott sind alle gleich.

Wir alle spüren, es geht weiter, aber wir sind nicht allein, Gott geht mit uns. Manchmal führt er uns, manchmal ist er einfach nebenan, aber er ist da. Er zeigt uns all die Dinge, die uns glücklich machen und hilft uns, das Schlechte zu vergessen. Ich glaube, dass Gott immer und überall da ist und uns leitet.»

Im Alltag
So spricht eine Jugendliche. Das ist kein kirchliches Credo. Es bringt jenes Grundvertrauen zum Ausdruck, mit dem der junge Mensch seinen Alltag bewältigen und die Umwälzungen bestehen will, in denen er steht. Und Pubertät, Berufswahl, Erwachsenwerden, sind Umwälzungen genug. Manchmal steht für das Empfinden „alles“ in Frage. Darum brauchen junge Menschen einen Glauben, der „alles“ umfasst. Das neuzeitliche Metaphysik-Verbot ist situativ aufgehoben. Hier muss einfach von „allem“ die Rede sein – und wie das „Ich“ seinen Platz darin findet.

Der Urknall des Glaubens
Das Gebet ist der Urknall des Glaubens. Da wird eine ganze Welt von Bedeutungen und Beziehungen gesetzt. Der Betende fasst alle Wirklichkeit in einem „Du“ zusammen und alle möglichen Situationen zu einer „Welt“ von Situationen, in denen er sich bewegt. Und das „Ich“, das so unsicher ist, das sozial und psychologisch noch kaum zu einer festeren Form gefunden hat – hier begegnet es dem Allerhöchsten und gewinnt so eine Würde, die ihm alle Psychologie und alle soziale Verankerung nicht geben kann. Und so kann es in diese unsichere Welt hineingehen und auch sozial und psychisch einen festen Stand gewinnen.

Schon kleine Kinder brauchen ein Konzept von „allem“, das gibt den Rahmen ab, in dem sie stehen. Das gibt einen Ort an, wo sie sich finden und das „Du“, aus dem sie sich verstehen lernen. Es ist daher unsinnig, eine Theologie ohne Metaphysik entwerfen zu wollen oder Gott für „tot“ zu erklären, nur weil er aus der Zeitgeist-Philosophie nicht erwiesen werden kann. Schon die Kinder bewegen sich in dieser Landschaft. Und sie finden, was sie brauchen. Mit oder ohne Kirche.

Ich glaube
Das „ich“ ist wichtig in den Bekenntnis-Sätzen aber auch das „glaube“. Mit dem Satz „ich glaube“ verankere ich mich in etwas, das grösser ist als ich. Gerade dadurch wird ein „ich“ geboren oder neu formiert, das Infragestellungen besser begegnen kann.

 

Foto von Taryn Elliott, Pexels
Das Credo der Jugendlichen ist aus dem Dialekt übertragen.
Zum Sonntag Trinitatis
Aus Notizen 2017