Die Leichtigkeit des Seins

Oft liegen wir mit uns überquer. Haben uns anders verhalten, als gewollt. Haben nicht erreicht, was wir uns vorgenommen hatten. Haben etwas falsch gemacht. Wir lehnen uns selber ab.

Können wir uns eine Welt vorstellen ohne Erbarmen?
Man könnte kaum wachsen als Mensch. Es gäbe keine Leichtigkeit. Immer würden wir auf das festgenagelt, was wir tun. Das Leben würde flach, es hätte keine Perspektive mehr. Die Vergangenheit wäre messerscharf, denn die Fehler stünden da, für alle Zeiten in die Erinnerung eingeschrieben. Die Zukunft wäre schwarz, weil es aus dem Labyrinth von Fehlern, Verletzungen und menschlicher Hilflosigkeit keinen Ausweg gäbe.

Wie ein Mensch entsteht
Erst das Erbarmen schafft eine Atmosphäre von Erlaubnis, in der wir atmen können. Erst die Gnade, die uns etwas zugutehält, auch wenn wir es noch nicht bewiesen haben, gibt uns den Vorlauf, den wir brauchen, damit etwas entstehen kann. Es geht um diese Liebe und ungeschuldete Zuwendung, die aus einem Kind einen Menschen macht.

Viele finden kein Vertrauen zu sich selbst, manche erleben Angst-Zustände, weil sie sich in dieser Welt und unter den Menschen nicht aufgehoben fühlen. Wer schlechte Erfahrungen mit dem Vater machte, wird zwar daran erinnert, wenn Gott in der Religion mit einem Vater verglichen wird. Wer keine verlässliche Mutterbeziehung erlebte, wird das nicht einfach überspringen können, wenn man ihm Gott als gute Mutter vorstellt. Aber da ist das Evangelium, das unmissverständlich redet. Bei dem Gott, wie er sich hier zeigt, kann sich die Unruhe beruhigen.

Ein Lebensweg
Auf dem Weg mit diesem Gott, wo der Mensch selber eigene Schritte macht, und durch Versuch und Irrtum lernt, neue Wege zu gehen, da kann schrittweise ein neues Leben entstehen, ein neues Vertrauen wach werden. Da gibt es immer wieder Erfahrungen von Scheitern, wo wir in das alte Muster zurückfallen. Aber immer wieder dürfen wir zu Ihm kommen, weil er uns seine Vergebung zusagt. Und so wird Schritt um Schritt das Vertrauen stärker und das Misstrauen schwächer.

So entsteht ein Lebensweg, der gegangen wird nicht nur im Vertrauen auf die eigene Kraft, sondern im Vertrauen auf Gott, der uns führt und begleitet.

 

Aus Notizen 2005, zum Sonntag Miserikordias Domini
Foto von Julia Volk von Pexels