Eine Theologie der Geschichte

Versöhnung für die Opfer der Geschichte

Dritter Tag der Ausgangssperre. Draussen ist Frühling, die Blüten schiessen heraus, als ob die Büsche explodieren wollten. Die Regierung hat ältere Menschen wegen der Pandemie aufgefordert, das Haus nur für Einkäufe oder dringende Arztbesuche zu verlassen.

Ich beschäftige mich mit Apokalypse. Ist das eine Beschäftigung für eine solche Zeit?

Es geht mir nicht um Angstbilder, im Gegenteil. Apokalyptik ist eine antike Geschichts-Theorie, die nach der Versöhnung fragt – nicht nur im individuellen Massstab, sondern geschichtlich.

Da geht es um die Unterjochung von ganzen Völkern, um Vertreibung, Völkermord, Exilierung. Und da auch die grossen Reiche untergehen und von andern, noch grösseren aufgefressen werden (Assyrien, Babylonien, Perser, Griechen, Römer…) – was bestimmt Aufstieg und Niedergang der Reiche?

Kann man die Intuition auf Gerechtigkeit damit in Verbindung bringen? Gibt es Gerechtigkeit nicht nur im Kramladen, wo es um rechte Bezahlung geht, gibt es das auch, wenn man ein ganzes Leben anschaut, das Leben eines Volkes? Gibt es Gerechtigkeit für die Unterjochten?

Die Apokalyptik ist der spannende Versuch, all diese Fragen zu beantworten.

 

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