Die verschüttete Religion

Traumatische Erfahrung und der Weg zum Vertrauen

Mit Kirche und Religion wird man heute nicht gern belästigt. Die Themen, die in dem Büchlein angeschlagen werden, haben zunächst nichts mit Religion zu tun, eher mit Gewalt, Krieg, «ins Wasser gehen». Da ist die Religion noch unter ihrem Gegenteil verborgen, in der Behauptung einer anderen, besseren Welt.

 

Verschüttet unter dem Gegenteil
Da ist Vertrauen verschüttet unter traumatischen Erfahrungen. Man sieht ihnen nicht an, dass sie auf einem Weg der Heilung Zuversicht und Lebensfreude aus sich entlassen werden. Glaube erscheint hier in einem Inkognito. Und gefragt, ob man an Gott glaube, würde man indigniert verneinen. Wer sollte auf eine solche Idee kommen?

Es geht um traumatische Erlebnisse und den Zugang zu Religion und Glauben, den sie eröffnen. Es ist ein seltsamer «Hintereingang» zur Religion, er führt nicht vorne zur Kirchentür hinein, sondern hinten, wo eher die Rohstoffe angeliefert werden als die fertigen Produkte. Denn dass aus Leiden Hoffnung entstehen kann, aus einem verdrehten Leben ein richtiges, aus Verzweiflung Vertrauen, das ist hier noch gar nicht zu sehen.

Da ist alles noch unter seinem Gegenteil verborgen. Da sind Menschen, die am Leben verzweifeln. Man würde keinen Fünfer auf sie wetten, dass sie den Weg noch finden werden. Aber gerade dieser Hintereingang führt ins Ziel, auch wenn er das Dunkle aufsucht und nicht das Helle. Gerade diese Menschen haben die Zusage des Evangeliums, wenn Christus die Aussätzigen berührt und den Gefangenen die Befreiung ansagt.

Ein Hintereingang?
Das Büchlein geht gewissermassen den Hintereingang zu Kirche und Glaube, dort wo kein Glaube, kein Vertrauen ist. Es findet die Religion in archäologischen Vorformen des Glaubens, wo das Vertrauen unter seinem Gegenteil verborgen ist: wo sich ein Mensch von Gott und Mensch verlassen fühlt.

In traumatischen Formen des Erlebens findet es Bilder, die an die Religion erinnern, auch wenn die Theologie solch mythische Bilder ausgeschieden hat. Sie sind nicht präzis, können die Dogmatik nicht transportieren, widerstehen einer Rekonstruktion des Glaubens durch Vernunfteinsichten. Aber sie begleiten den Verzweifelten auf seinem Weg. Sie geben seinen Gefühlen Ausdruck und fügen seine Erfahrungen in einen Weg ein, der weiterführt. So kann Verletztes heilen und Verlorenes wiedergefunden werden.

 

Das angezeigte Buch:

«Im Innern des Wals. Was Jona sah und erlebte, als er zum Grund des Meeres reiste.» Von Peter Winiger. Edition winterwork, ISBN 978-3-96014-867-8.

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