Annäherung

Man möchte die Allerehrwürdigsten berufen und sie dem Zug voranstellen, der ihm entgegen geht. Oder umgekehrt die Allerunwürdigsten, die er berufen und gewürdigt hat: Jesus Christus.

Die Ehrwürdigsten zu finden, wird schwierig sein, die Unwürdigsten, da kann auch ich mitgehen. Und es zieht mich zu ihm!

Was die Bibel erzählt
Der Evangelist Markus trifft ihn unterwegs, er denkt, er sei von Gott berufen worden. Er datiert seine Hoheit von seiner Taufe her. Der Himmel war offen und das Trennende war weg! So hat er von Gottes Geist empfangen. Weniger hoch kann man nicht von ihm denken, wenn man ihn verstehen will!

Schon von Geburt an war er bestimmt zu seinem Werk, denken Matthäus und Lukas. Sie berichten von dem Besuch der Hohen, von Engeln, bei seiner Zeugung und Geburt. So war Gott von Anfang an mit ihm.

Es ist noch mehr, meint Johannes. Um ihn zu verstehen, muss man höher steigen. Er verankert ihn in der Liebe Gottes und in seinem Beschluss, die Menschheit zu erlösen. Und so sieht er ihn schon im Anbeginn der Welt.

Hinauf und hinab
«Jesus Christus», der Name bindet zwei Wirklichkeiten zusammen. Wer sie verstehen will, wird immer wieder veranlasst sein, hinaufzusteigen und sich herab zu lassen.

Johannes baut ihm eine Kathedrale, sie vermag seine Hoheit nicht zu fassen. Aber Gott ist nicht nur wichtig, um Jesus zu begreifen und was die Menschen mit ihm erlebt haben. Jesus ist umgekehrt auch wichtig, um Gott zu verstehen: zeigt sich nicht sein Wesen, wenn Jesus auf die Geringsten zugeht, wenn er die Pestkranken berührt, die Armen speist? Ist da nicht etwas über Gott selber zu erfahren?

Ein ferner Nachhall dieser Erfahrungen findet sich in den Bemühungen der Neuzeit, die Einheit von «Jesus, dem Christus» aufzuspalten und ihn entweder vom menschlichen «Jesus» oder vom geglaubten «Christus» her zu verstehen. Aber die Bemühungen um einen «historischen Jesus» verlaufen in der Sackgasse (weil alle bekannten historischen Texte immer schon Bekenntnistexte sind und von «Jesus, dem Christus» erzählen).

Und die Verstehensbemühungen um den «geglaubten Christus» verlaufen im Ungefähren der Spekulation, wenn sie nicht im menschlichen Jesus verankert sind. Daran erinnert das apostolische Glaubensbekenntnis mit der Textzeile «gelitten unter Pontius Pilatus». Da sind Zeit und Ort seines Weges angegeben. So findet er Eingang in meinen Ort. Und meine Zeit ist aufgehoben in seinem Weg.

So wie sich Gotteswelt und Menschenwelt verschränken im Namen «Jesus Christus», so ist mein Weg, der Weg aller Menschen, verschränkt in seinen Weg.

Und dieser geht tief hinab, das Elend der Menschen ist täglich zu finden in den Nachrichten dieser Welt. Und er geht hoch hinauf. Denn im Unrecht erwacht das Bewusstsein von Recht, im Verlorensein die Sehnsucht, gefunden zu werden, in der Angst um diese Welt das Vertrauen trotz allem, dass sie gehalten ist, dass sich der Weg der Menschheit nicht im Dunkeln verliert, dass es für die Menschen ein Ankommen gibt.

Ein Bild der Wirklichkeit
Jesus Christus – das steht für eine Wirklichkeit, wo kein Mensch verloren geht.

So ist Erlösung ein Schlüssel zum Verständnis dieser Gottesnamen. Die Hoheit Christi entspricht der Kraft Gottes, in der er Mensch und Welt und Kreatur erlöst. Der Abgrund, in den dieser Name führt, entspricht dem Elend und der Verlorenheit von Mensch und Kreatur in dieser Welt.

Er kennt sich «oben» und «unten» aus, um ihn zu finden braucht man einen Zug der Allerehrwürdigsten. Es reicht aber auch ein einziger Mensch bei den Allerunwürdigsten. Er ist zu finden. Er ist da.
Die Welt sucht das, die Welt braucht das. Auch in der heutigen Zeit.

 

Foto von Alex wolf mx, pexels. Prozession in Mexiko.

Anlass: 2025 jährt sich das Konzil von Nicäa zum 1.700. Mal. «Im Jahr 325 wurde im heutigen Iznik in der Türkei bei der ersten ökumenischen Versammlung der Kirchengeschichte das zentrale christliche Glaubensbekenntnis formuliert. Den 1700. Jahrestag wollen Orthodoxe und Katholiken gemeinsam begehen. Das Bekenntnis von Nizäa verbindet Katholiken, Orthodoxe und Protestanten.» (Quelle: katholisch.de)