Wahrhaftig

Kennen Sie das: Der Zug, in dem Sie reisen, macht plötzlich Halt? Die Gedanken, die Sie immer begleiten, stehen still. Die Gefühle, die um die Arbeit kreisen, die Geschäftigkeit, die angetrieben wird vom Nächstliegenden – plötzlich ist es still und ein Gedanke steht klar vor Ihnen. Das ist es! Das ist der Schlüssel, der Ihr Tun auf eine neue Bahn bringt!

Im Hintergrund waren ihre Gedanken auf der Suche, auch wenn Ihre Aufmerksamkeit bei der Arbeit war. Aber irgendetwas stimmte noch nicht. Sie konnten es noch nicht in Worte fassen. Jetzt plötzlich, vielleicht beim Zähneputzen, beim Einkaufen, wenn die übliche Tätigkeit für einmal stillsteht, jetzt steht es klar vor Ihnen: So möchten Sie in Zukunft leben! Es ist so klar und offensichtlich! Sie spüren, dass es in diese Richtung gehen muss, dann wird es nie mehr sein wie früher. Aber Sie wissen noch gar nicht, wie das praktisch gehen wird.

Innen und aussen
Ein solcher Gedanke ist: „Wahrheit“. Ich möchte zu dem stehen, was ich als richtig erkenne. Es aussprechen, so handeln. Innen und aussen sollen sich entsprechen. Ich will meine Gärten nicht mehr im Innern anlegen, weil sie aussen keinen Platz haben. Ich will aussen einen Platz suchen, die Blumen aussäen. Und die Dornen, die werden nicht fehlen. Der Wind bringt die Samen. Sie schlagen Wurzeln, sie wuchern. Die Brombeeren strecken ihre Ausläufer aus, die Winden schlingen sich um alles und ersticken es. Das gehört zu einem Garten, auch zu einem Lebensgarten. Ich will jäten, ich will pflanzen, ich will dankbar annehmen, was Schönes in meinen Garten fliegt. Es wird ein Garten, den alle sehen können. Die einen freuen sich, die andern ärgern sich. Was soll es. Zu essen gibt es nur, wenn ich säe.

Wahrheit – das bin ich mir schuldig. Das sind wir uns gegenseitig schuldig. Es gibt so viel Tun-Als-Ob. Und auch ich habe mitgemacht in dieser Bühnenwelt. Es gibt so viele, die etwas vortäuschen, um im Trüben zu fischen. Und auch ich war nicht immer lauter in dem, was ich sagte und tat. So viele schüren Ängste, um Geschäfte zu machen. Habe ich immer alles deklariert? Wie viel Lob wird ausgesprochen, um jemanden zu manipulieren. Wieviel Kritik, nur weil die Eifersucht es nicht erträgt, dass ein anderer grösser ist als ich.

So könnte ich meinen Garten aufräumen, und der Nachbar den seinen. Aber anfangen tue ich bei mir. Gäbe das nicht auch ein anderes Gefühl für unser Land? Wäre das ein Gedanke für den Ersten August? Da fragen wir uns ja, wie wir als Gemeinschaft auf einen neuen Weg kommen sollen. Aber anfangen tue ich bei mir. Wahrheit ist gut, aber ich will die Erfahrung meines Lebens dazu nehmen. Tun und sagen, was ich für wahr halte, aber nicht verletzen. Ich weiss noch nicht, was wirklich stimmt, aber das weiss ich, dass das falsch ist: eine Wahrheit, die andere heruntermacht und verletzt.

Das Vermisste lässt sich finden
Irgendwie spürt man es der Wahrheit an, auch wenn man sie noch nicht besitzt. Die Wege, die zu ihr führen, lassen es schon erahnen. Wahrheit hat mit Liebe zu tun. Mit dem Recht aller Menschen. Sie ist lebensfreundlich. Daran sehe ich, ob mein Weg zur Wahrheit führt, auch wenn ich noch ganz im Dunkeln tappe. Und, wenn ich mich recht besinne, deckt sich das mit dem, was die Bibel erzählt in den Geschichten um Jesus Christus. Er sagt von sich: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Und das ist nicht nur ein Gerede. Ich spüre es mit allem, was ich erfahren habe in meinem Leben. So ist es. So geht der Weg zur Wahrheit und zur Gerechtigkeit und zum Frieden, in meinem Leben und im Zusammenleben mit meinen Nächsten.

Zum ersten August