Tun und Lassen

Das Zen predigt das Nichts-Tun, das Verweilen in der Stille. Der Buddhismus das Nicht-Begehren. Der Taoismus erzählt: Die Mitte des Rades, um das sich alles dreht, das ist der Nabel, und in der innersten Mitte, wo sich nichts mehr mit-dreht, ist das Nichts. – Alle populären Religionen empfehlen das Nicht-Tun. Sie geben zu bedenken, dass nicht unser Tun die Welt erhält.

Aber das Christentum überzieht die Welt mit Geschäftigkeit. Heisst es nicht: „macht euch die Erde untertan“ und „im Schweisse deines Angesichtes sollst du dein Brot essen“? Aber handkehrum steht auch: „wenn der Herr nicht das Haus baut, bauen die Bauleute umsonst. Umsonst, dass ihr euer Brot in Mühsal esst – den Seinen gibt er’s im Schlaf.“ (Ps 127)

Nicht weniger als zehn Gebote gibt Gott den Menschen, damit die Welt in Ordnung bleibt. Aber acht von diesen zehn Geboten legen uns ein Nicht-Tun auf (nicht töten, nicht ehebrechen, nicht stehlen und falsches Zeugnis ablegen, nicht begehren nach dem was der Nächste hat, keine andern Götter haben, kein Bildnis machen und den Namen Gottes nicht missbrauchen).

Die Welt wird nicht bewahrt durch unser Tun, sondern durch unser Nicht-Tun. Jedenfalls nach Auffassung der Bibel. Nur zwei Gebote beinhalten ein Tun, aber es ist ein Tun und nicht ein Machen: wir sollen unsere Eltern ehren und den Sabbat heiligen.

Und indem wir die Arbeit niederlegen und feiern, geben wir dem die Ehre, der alles geschaffen hat und in Händen hält. Von ihm heisst es, dass er die Welt „gut“ geschaffen habe (Gen 1,31). Wir können die Welt gar nicht verbessern. Aber verschlechtern.

So stimmt auch die Bibel mit jenen Religionen überein: Es ist nicht unser Tun, das die Welt erhält. Der Taoismus sagt es in einem Gedicht:

„Willst du die ganze Welt besitzen?
Glaubst du, dass du die Welt verbessern kannst?
Ich glaube nicht, dass das möglich ist.
Das Universum ist heilig, so wie es ist.
Du kannst es nicht besser machen.
Wenn du es versuchen würdest, du würdest es zerstören,
und wenn du versuchst, es festzuhalten und zu besitzen,
dann wirst du es verlieren.“