Die Aufgabe

Er gibt jedem eine Aufgabe. Und es ist nicht eine Aufgabe, bei der man sich verliert. Es ist eine Aufgabe, bei der man sich selber findet. Wer dieser Aufgabe folgt, findet sich selber auf diesem Weg. Und er verändert sich, er wächst an dieser Aufgabe.

Gott hat ein grosses Bild von uns, wohin er uns führen will. Wir selber denken meist viel kleiner von uns. Wir haben uns eingerichtet an dem Platz, den man uns zugewiesen hat. Wir träumen vielleicht manchmal von etwas anderem, aber wir glauben nicht, dass das wirklich werden kann.

Das erklärt vielleicht, warum die Menschen in der Bibel sich so oft wehren, wenn Gott mit seinem Geist zu ihnen kommt. Auch grosse Gestalten wie Moses oder der Prophet Jona: als Gott zu ihnen kommt, wehren sie sich zuerst. Wenn sie die Gabe annehmen würden, so spüren sie, würde ihr Leben einen anderen Verlauf nehmen. Sie sehen eine grosse Aufgabe vor sich. Aber sie sind skeptisch. Sie denken noch in den alten Bahnen, sie trauen sich das nicht zu und geben Gott eine Absage.

Hören wir, wie Gott zu Moses kommt. Er spürt den Auftrag: Er soll sich für sein Volk einsetzen, für ihre Befreiung aus Ägypten, und auf diesem Weg zu dem „Moses“ werden, wie wir ihn kennen, ein Anführer und Retter des Volkes. Aber er sagt zu Gott:

Wer bin ich denn, dass ich zum Pharao gehe und ihn bitte, dass er das Volk ziehen lasse? Ich, ein kleiner Mann vor diesem grossen König? (2. Mose 3,10ff)
Aber Gott sagt zu Ihm: Fürchte dich nicht, ich werde bei dir sein!
Moses kann es nicht glauben. Er ist daran gewöhnt, dass man nicht auf ihn hört, er spielt in seinem Volk, in seiner Familie keine grosse Rolle. Und so sagt er zu Gott:

Wer bin ich denn, dass ich zu meinem Volk gehe und sie auffordere, mir zu folgen. Sie hören nicht auf mich. –
Aber Gott sagt zu Ihm: Fürchte dich nicht, ich werde bei dir sein!
Moses ist nicht überzeugt. So klein denkt er von sich und von der Möglichkeit, was er mit Gottes Hilfe erreichen könnte. Er will nicht vorwärts gehen. Lieber bleibt er im Alten.

Ich kann das nicht, sagt er zu Gott: Ich kann nicht reden. Such einen andern!
So redet Moses, der grosse Held in der Bibel!

Wundert es uns da, dass auch wir immer wieder davonlaufen, wenn sogar dieser Held das tut? Auch wir spüren immer wieder, wie unser Leben eine neue Richtung nehmen möchte, aber wir lassen uns vom Alten bestimmen, von dem was man uns zutraut und was wir für unsere Fähigkeit halten.

Dabei will Gott uns vorwärts locken: Fürchte dich nicht, ich will mit Dir sein!

 

Aus einer Andacht zu Pfingsten