Ich glaube

So will ich auch sagen: Ich glaube! Und wenn ich enttäuscht bin vom Leben, müde und erschöpft, wenn ich nicht weiss, wie es weitergeht, dann sage ich: Ich glaube, hilf meinem Unglauben.

 

Als Jesus von diesem Ort weiterging, folgten ihm zwei Blinde, die schrien: «Ach, du Sohn Davids, erbarme dich unser!» Als sie ihr Bitte vorgebracht hatten, sprach Jesus zu ihnen: «Glaubt ihr, dass ich das tun kann? Da sprachen sie zu ihm: Ja, Herr. Da berührte er ihre Augen und sprach: Euch geschehe nach eurem Glauben!“ (Mt 9,27)

Manchmal denke ich, ich hätte zur Zeit Jesu gelebt.
Ich hätte ihn rufen können, ihm alles vorbringen, was mich bewegt. Dann hätte er sich zu mir umgedreht und mich gefragt: Glaubst du, dass ich das tun kann?
Ich hätte Antwort geben müssen – so wie ich heute Antwort geben muss, wenn ich bete, wenn ich im Gebet alles vor Gott bringe – glaube ich, dass er mir helfen kann?

Ja schon, denke ich manchmal, in vielen Dingen kann er mir helfen, aber hier doch nicht! Und mir fallen all die Dinge ein, die ich schon ein Leben lang mit mir herum schleppe. Wie soll da eine Änderung möglich sein!?

Andere Menschen vor mir waren schon in dieser Situation. Wie haben sie reagiert?
Das Evangelium erzählt davon.

„Ich glaube!“ ruft ein Vater, der sein krankes Kind zu Jesus bringt, dass er es heilen soll. Und weil er nicht sicher ist, dass er wirklich glaubt, dass er genug Vertrauen hat, hängt er noch einen Satz an: Ich glaube, hilf meinem Unglauben!
Und es reicht, Jesus heilt das Kind! –
Wie lange war das Kind denn schon krank? „Von Kindheit an“, heisst es!
Wie soll man glauben, dass einer da helfen kann?! –
Auch ich schleppe gewisse Dinge von Kindheit an mit mir herum!
„Alles ist möglich dem, der glaubt!“ sagt Jesus. (Mk 9,23)

Das erinnert mich an die Geschichte vom römischen Hauptmann. Sein Knecht war krank geworden, darum schickte er nach Jesus, damit er ihn heile. Und dieser macht sich auf den Weg. Aber bevor er bei ihm angekommen ist, schickt der Hauptmann ihm einen Diener entgegen und lässt ausrichten: Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund! (Lk 7,2)

Christus muss nicht da vor mir stehen. Es ist nicht nötig, dass ich in der Zeit Jesu lebte und alles mit eigenen Augen sah. Sein Wort hilft. Der Glaube hilft. Darum sagt Jesus: Alles, was ihr im Gebet glaubend erbittet, werdet ihr empfangen. (Mt 21,22)

„Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund!“ – So kann auch ich im Gebet alles vor Gott bringen, was mich beschäftigt. Hauptsache, dass ich Gott etwas zutraue.

Wie ging eigentlich die Geschichte mit den zwei Blinden aus? Sie riefen zu Jesus: Ach, du Sohn Davids, erbarme dich unser! Und Jesus sprach zu ihnen: Glaubt ihr, dass ich das tun kann? Da sagten sie zu ihm: Ja, Herr. Da berührte er ihre Augen und sprach: Euch geschehe nach eurem Glauben!
Und dann heisst es: «Da wurden ihre Augen geöffnet.»

So will ich auch sagen: Ich glaube! Und wenn ich enttäuscht bin vom Leben, müde und erschöpft, wenn ich nicht weiss, wie es weitergeht, dann sage ich: Ich glaube, hilf meinem Unglauben. Und die Geschichte von jenem Vater hilft mir. Ich lerne, dass er nicht nur heilen kann, was seit der Kindheit krank ist, sondern auch meinen Unglauben, mein fehlendes Vertrauen. Denn das ist es, was mir immer wieder ein Bein stellt im Leben. So gehe ich jetzt besser in das Leben hinein. Mit mehr Vertrauen. Ich glaube, hilf meinem Unglauben!

 

Aus Notizen 2013
Bild Allerheiligen Schaffhausen