Schaffe mir Recht!

«Schaffe mir Recht!», so betet ein Mensch im Psalm. Ist Gott gerecht? Ist das Schicksal gerecht? Oder schläft Gott? Sieht er die Not nicht in der Welt? Die Jünger sind mit Jesus unterwegs in einem Boot. Sie fahren auf dem See und kommen gut voran. Da erhebt sich ein grosser Sturm und die Wellen schlagen ins Boot, so dass es bald voll wird. Jesus ist hinten im Boot und schläft auf einem Kissen.

Sie wecken ihn auf und sprechen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen? Und er steht auf und bedroht den Wind und spricht zum Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legt sich, und es entsteht eine grosse Stille. Und er spricht zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben? Sie aber fürchten sich sehr und sprechen untereinander: Wer ist der? Auch Wind und Meer sind ihm gehorsam! (Mk 4, 35-41)

Die Jünger sind in Not und sehen keine Hilfe. Es heisst wohl, Gott hilft, Gott ist gerecht. Aber immer wieder erleben wir es, dass wir allein sind. Wir ängstigen uns, denken, dass wir aus einer schwierigen Situation nicht herausfinden.

Wir wollen Gott wecken. Wahrscheinlich schläft er, dass er unsere Not nicht sieht. So ist es auch in dieser Geschichte. Jesus schläft hinten im Schiff. Die Jünger eilen und wecken ihn und machen ihm Vorwürfe: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen?

Christus steht auf, beruhigt den Wind und die Wellen. Dann fragt er die Jünger: Habt ihr noch keinen Glauben? Es scheint, er tadelt die Jünger. Aber er meint es anders: Ihr dürft mehr glauben, will er damit sagen. Ihr dürft viel mehr Vertrauen haben. Ihr müsst nicht immer gleich denken: Gott schläft, wenn eine Schwierigkeit kommt. Nicht immer meinen, Gott ist nicht da, wenn ihr ihn nicht seht. Aber ruft nur, ruft ihn an im Gebet. Er hört. Er kommt und hilft! Ihr dürft Vertrauen haben, viel mehr, als ihr es bisher versucht habt. So sagt er auch zu uns.
Gott ist gerecht. Daran sollen wir festhalten. In diesem Glauben steckt grosse Kraft.

 

Foto von Pok Rie, Pexels
Aus Notizen 2011
Zum Sonntag Judika: «Verschaff mir Recht, Gott. Warum hast du mich verstossen? Warum muss ich trauernd umhergehen, vom Feind unterdrückt? Sende dein Licht und deine Wahrheit; sie sollen mich leiten; sie sollen mich bringen zu deinem heiligen Berg und zu deinen Wohnungen.» Aus Psalm 43, der zu diesem Sonntag gelesen wird.