Wozu Kirche gesandt ist

„Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch!“, sagt Christus in der Lesung dieses Sonntags (Joh 20, 21). So ist Kirche von Gott zu Menschen gesandt. Was sollen sie? Was machen sie? Die Welt erobern? Armut und Gewalt abschaffen? Das Reich Gottes errichten?

Ob das möglich ist?
Das alles tun sie vielleicht, aber höchstens als Ergebnis des Auftrags, den Christus den Jüngern hier gibt. Er gibt ihnen den Auftrag und die Kompetenz, Sünden zu vergeben. Dass sie das tun können bezweifeln die Gegner. (Jesus wollten sie steinigen deswegen. Er heilte einen Gelähmten, um zu zeigen, dass er es kann.)

Ob die Empfänger der Vergebung das glauben können? Der Gelähmte konnte es. Der stand auf, nahm sein Bett und ging aus dem Haus.

Was Kirche tut
Wir tun nichts als Vergebung üben. Wir üben uns darin, zu vergeben und Vergebung anzunehmen. Wenn wir es können, können wir unser Bett aufheben, worauf wir so lange gelähmt gelegen haben, wir können aufstehen und gehen.

Die Brücke ist hier schon gezeigt: von dem angeblich „weichen“ Tatbestand der Vergebung zu den angeblich „harten“ Fakten einer Heilung, wie ein Gelähmter aufsteht und geht.

In der Mitte
Das ist der Übergang vom Glauben zum Handeln.
In der Mitte ist die Vergebung.
In der Mitte ist die Heilung der Vergangenheit.

In der Gegenwart findet sich die Mitte,
hier führt eine Türe in die Zukunft,
weil hier die Vergangenheit heilt.

Aber erst dürfen wir durch die Türe gehen, die sich in der Gegenwart öffnet: Gott der uns entgegenkommt.

Es ist wie im Traum, da ist eine Türe, wir haben sie vorher nie gesehen. Wir gehen hindurch, da ist ein Garten.
„Wenn der Herr unser Geschick wendet, sind wir wie Träumende,
da ist unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Jubels.“ (Ps 126)

Das Ende der Ironie
So wird die harte Wirklichkeit von dem Weichen umgestaltet. So werden Depression und Versteinerung aufgebrochen. So wird das Leben in zwei verschiedenen Wahrheiten aufgebrochen. Und die bessere Wahrheit beginnt, die Welt zu erobern – auch wenn das ganz unkriegerisch geschieht, wie das Grünen im Frühling.

 

Aus Notizen 2015

Foto Kirche und Hütte bei Bad Ragaz

Die Heilung des Gelähmten wird erzählt in Mk 2, 1-12