Abschied

Man spürt immer, wenn es nicht stattfindet, wie hilfreiche eine Beerdigung ist. So war es fast etwas gespenstisch in der Wohnung. Alles war noch wie früher, nichts verrückt, ihre Utensilien lagen da, die Bücher… Man glaubte, sie sei einfach nur schnell ins andere Zimmer gegangen und wusste zugleich, dass sie nie mehr zurück kommen würde.

Stille
Die (Nicht-)Beerdigung von Anna klingt immer noch in mir nach. Es ist eine gewaltige Sache, wenn ein Leben zu Ende geht. Und es ist auch etwas sehr Stilles, als ob jemand schnell durch eine Tür gegangen wäre. War er nicht eben noch da? Man wartet auf ihn, will ihn rufen, als er ausbliebt … und erinnert sich, dass er ja gestorben ist. Seltsam – eine seltsame Sache, dass ein Mensch, der so intensiv da war, der ein ganzes Leben hier «verbrachte», einfach nicht mehr «da» sein soll!

Segen
Segen – dieses Wort ging mir durch den Sinn. Man hätte Abschied nehmen wollen, es ging nicht, man hätte Danke sagen wollen, es war keine Gelegenheit, man hätte die anderen Menschen kennenlernen wollen, die in derselben Lage sind, da war weder Zeit noch Raum. So ist sie einfach irgendwie aus unserem Leben verschwunden. Wir können ihr hinterher rufen, wie einem Menschen, der auf einem Dampfer davon fährt: Gute Reise! Danke! Es war schön mit Dir! Behüt’ Dich Gott!

Den Angehörigen möchte man den Segen weitergeben. Es ist ein uraltes Wort, wird heute nicht mehr benutzt, als ob es die Sache gar nicht mehr gäbe. Aber vielleicht gibt es so etwas noch? Man möchte Gott bitten, diese Menschen zu behüten und zu begleiten. Danke und alles Gute auf dem Weg! Bis es ein grosses Ankommen gibt, das unsere Vorstellung überschreitet und alles hinter sich lässt, was wir hoffen oder befürchten im Leben.

 

Foto Tino Schmidt, Pexels