Reiseversicherung

Es ist noch dunkel, bald geht die Sonne auf. Die Reiseversicherung knallt ihre Reklame mitten in den Psalm, den ich auf «You Tube» höre. Draussen tobt die Seuche – unhörbar, aber mit stiller Gewalt. Wie das Erdbeben den Tsunami treibt sie eine Angst-Welle vor sich her und verheert die Wirtschaft.

Auch wo wenige Menschen angesteckt wurden, die Räder stehen still. Das Colosseum in Rom ist leer, der Tourismus stockt, die Flüge werden abgesagt. Lieferketten sind unterbrochen, Unternehmen ordnen Kurzarbeit an oder entlassen Angestellte. Der Börsenkurs, das tägliche Menetekel, meldet einen grossen Kurs-Einbruch bei Fluggesellschaften und Banken. Erste Unternehmen gehen bankrott.

Riesige Anlagewerte sind verschwunden. Erholt sich die Wirtschaft wieder? Ist es nur eine «Delle» im Konjunkturverlauf oder ein «Strukturproblem» der Weltwirtschaft? Wird sich das Jahr tiefer in die Geschichte einprägen als gedacht? Gibt es wieder ein «business as usual» oder müssen wir uns auf eine neue Welt einstellen?

Endlich ist die Werbung der Reiseversicherung vorüber (viele haben ihre Buchung storniert), der Psalm ist hörbar:

«Gott, dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir.
Nach dir schmachtet mein Leib, wie dürres Land ohne Wasser.
Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, von ihm kommt mir Hilfe.
Nur er ist ein Fels, meine Hilfe, meine Burg, darum werde ich nicht wanken.»

Vor Tagesanbruch höre ich gerne Psalmen. Es ist eine Hilfe für meinen Tag.

 

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