Apokalypse?

«Immer schneller und radikaler wird das öffentliche Leben in der Schweiz eingeschränkt», schreibt die NZZ. «Die Börse reagiert mit Panik auf die Entwicklungen der Corona-Krise.» Geht die Entwicklung nur noch bergab? Täglich und stündlich erwartet man noch schärfere Massnahmen.

Im Gespräch lässt jemand das Wort «apokalyptisch» fallen. Als ich jung war, hatten meine Eltern ein Bild an der Wand: „Die apokalyptischen Reiter“. Ich verband es mit den Schrecken, die sie durchgemacht hatten und die nur in dunklen Gerüchten auf mich gekommen waren: der zweite Weltkrieg, Bombardierung, die Gräuel der Nazizeit …

Kein Untergangs-Gerede
Heute redet man von «Apokalypse» im Sinn von Weltuntergang. Sieht man die Bibel an, so ist das ein Missverständnis. Dort geht es nicht um Weltuntergang, auch wenn dieser dort angesprochen wird, sondern um Rettung. Es geht nicht um Angstmachen, sondern um Ermutigung.

Das Wort Apokalypse meint „das Geoffenbarte“. Es gibt in der Antike viele Schriften zur Apokalypse. Im Neuen Testament findet sie sich in den Evangelien und in der „Offenbarung“ nach Johannes.

Trotz der schweren Zeit
Entstanden ist sie in einer Zeit der Not und der Verfolgung. «Wo ist Gott?», fragen die Menschen. «Warum hilft er nicht? Warum verzögert sich seine Hilfe?» Der Seher Johannes schaut in die Zukunft und sieht: Gott kommt, im Himmel ist der Kampf schon entbrannt (der Chaos-Drache wird gestürzt). Bald wird sein Eingreifen hier auf der Erde spürbar. Gott steht auf, er richtet seine Herrschaft auf.

So kann der Seher die Menschen trösten. Sie verzweifeln nicht an ihrem Weg, sie können wieder vertrauen: Gott hat es in der Hand, mein Leben, mein Schicksal und was um mich geschieht. Bald wird man es sehen.

Gegen den Zynismus
In diesem Vertrauen müssen wir nicht unsere besten Intuitionen verraten und zynisch werden. Wir müssen uns nicht selber helfen, weil es in dieser Welt kein Recht mehr gibt und nur der Stärkere überlebt. Wir können am Glauben festhalten: dass es Gerechtigkeit gibt und Barmherzigkeit, dass Unrecht nicht ungestraft bleibt, dass die Opfer Recht erhalten. Und die Welt wird nicht einfach untergehen. Auch das ist eine Intuition, die wir täglich brauchen, gegen die Ängste einer aufgewühlten Zeit.

Da ist ein Schöpfer, der sie in der Hand hält. Er ist die Quelle des Lebens. Er steht zu allem, was er geschaffen hat. Er stand am Anfang. Und er begleitet uns auf unserm Weg.

 

Foto: «Der Krieg» von Arnold Böcklin mit den apokalyptischen Reitern

Das Streiflicht «Apokalyptik – Geschichtstheologie in schwerer Zeit» findet sich auf der Menüleiste mit weiteren Beiträgen.