Der Glaube beginnt an Karfreitag

Der „Skandal“ für den Verstand, das ist nicht Ostern, sondern der Karfreitag. Dort ereignet sich der Glaube, der den Verstand übersteigt. Das ist die Geburtsstunde eines Glaubens, dem die Welt nicht mehr genügt.

Ausblicke auf die Welt
Das Kirchenjahr, die Abfolge der kirchlichen Feste, ist alt gewohnt. Wir realisieren gar nicht mehr, wie unterschiedlich sie uns die Welt darstellen. Das Schicksal Christi, das hier erzählt wird, gibt ganz unterschiedliche Blickweisen auf das, was wir als «Wirklichkeit» bezeichnen und wie der Mensch sich darin befindet:

So erzählt Weihnachten, wie Gott zur Welt kommt. Jetzt kann man es dieser Welt ansehen, dass es einen Gott gibt. Das entspricht der Erfahrung im Glück, wenn ein Kind geboren wird. Karfreitag erzählt, wie Gott vermisst wird in der Welt. Man kann es ihr nicht ansehen, dass hier Glück und Recht möglich sein sollen. Man muss gegen alle Erfahrung an Gott glauben und trotz aller Erfahrung. Ostern: Das ist die Erfahrung des «andern». Da ist eine Quelle des Lebens. Nicht aus uns kommt es. Wir können Vertrauen lernen.

Ein Glaube, dem die Welt nicht mehr genügt
Das Erstaunliche und Nicht-Ableitbare, das ist nicht Ostern. Das Wunder, der Ort, wo der Glaube die Erfahrung übersteigt, das ist nicht die Auferstehung. Der Anstoss, den der Verstand nimmt, das kommt nicht bei der Auferweckung, das ereignet sich unter dem Kreuz. Der „Skandal“ für den Verstand, das ist nicht Ostern, sondern der Karfreitag. Dort ereignet sich der Glaube, der den Verstand übersteigt. Das ist die Geburtsstunde eines Glaubens, dem die Welt nicht mehr genügt.

Das kennen die Leidenden in aller Welt. Ihnen ist es plausibel. So ist es doch noch psychologisch zu vermitteln: „Not lehrt Beten“.
Der Konflikt einer total negativen Welt mit den notwendigen Intuitionen, die jeder Lebende haben muss (dass mit dem Leben das Leben gemeint sei), das erzeugt die tiefe innere Gewissheit einer Welt, die diese Erfahrung übersteigt.

So nimmt man die Kraft, „kontrafaktisch“ zu glauben, gegen den Anschein zu vertrauen. Und wenn die Welt beim Teufel wär’, ich kann nicht anders, ich glaube an Gott und an seinen Sohn, der gekommen ist, um die Welt zu retten.

 

Aus Notizen 2013