Was ist das – in allen Völkern, zu allen Zeiten ist davon die Rede. Die grössten Hoffnungen der Menschen werden damit verbunden. Ja, sie wird als Inbegriff des Mensch-Seins selber verstanden. Aber sie ist nicht greifbar, man kann sie nicht sehen und messen. Darum ist sie in unserem Kulturkreis „abgeschafft“ worden. Die Wissenschaft kennt sie nicht. Und selbst die Wissenschaften, die sie in ihrem Namen tragen, wenden sich von ihr ab.

Die Rede ist von der Seele.

Einst hat man die Vorstellung der Unsterblichkeit damit verbunden. Der Weg der Seele verband den Menschen mit dem höchsten Ursprung und dem höchsten Ziel. Mit der Seele wohnte ein Gottesfunke in jedem Menschen. Die Seele beheimatete den Menschen in der tiefsten Wirklichkeit.

Im modernen Wissenschafts-Verständnis hat sie keinen Platz. Was man einst mit dem Begriff Seele meinte, versucht man heute, aus Hirnfunktionen zu verstehen. Aus der „Seelen-Wissenschaft“ (Psychologie) und aus der „Seelen-Heilkunde“ (Psychiatrie) sind weitgehend angewandte Neurowissenschaften geworden.

In der Kultur lebt die Seele aber weiter: in Liebesgedichten, in Liedtexten, im Weltbild vieler Menschen. Nicht alles, was der alte Seelenbegriff beinhaltete, ist von der modernen Wissenschaft in das moderne Weltbild übersetzt worden. Der Mensch kann sich mit den „schwachen“ weltanschaulichen Leistungen wissenschaftlicher Aussagen aber kaum begnügen. Und weitergehende Aussagen stehen jetzt unter dem Verdikt des „vorwissenschaftlichen“ Aberglaubens.

Die Bilder und Begriffe wandeln sich, aber dahinter stehen Fragen, auf die Menschen – wenn sie ihr Leben bewältigen wollen – eine Antwort brauchen.

 

Aus der Ausschreibung zu einem Gottesdienst, 17. September 2006
Lesen Sie auf diesem Blog: Die Seele – eine Liebesgeschichte.