Die Quellen des Vertrauens

Ein Zeitungs-Artikel diese Woche führte die Überschrift: „Die Regierung fühlt sich ohnmächtig.“ Es ging um die Doha-Konferenz zur Klima-Veränderung in diesen Wochen. Experten sagen, das Zwei-Grad-Ziel sei schon verfehlt, also die Verhinderung eines Temperaturanstieges, bevor irreversible Mechanismen in Gang kommen. Wir gingen auf Erfahrungen zu, die für die menschliche Zivilisation bisher unbekannt seien.

Die Ohnmacht der Politik
Die Fragen sind heute derart gross, dass man nicht mit Argumenten dagegen aufkommen kann. Wir müssen das Vertrauen abrufen, das da ist. Wir müssen bei den Quellen des Vertrauens ansetzen.

Für mich ist das in dieser Zeit, neben dem Glauben und dem Gebet, eine Erfahrung aus dem Mikro-Bereich des Zusammenlebens: „Wenn wir zusammenhalten, schaffen wir es. Wenn jeder gegen jeden handelt, gehen wir unter.“ Wenn Gefährdungen kommen oder Katastrophen sich einstellen, dann weckt das neue Quellen des gemeinschaftlichen Handelns, aber auch Panikreaktionen und tödlichen Egoismus, der das eigene Leben retten will gegen alle andern.

Quellen des Vertrauens
Letzte Woche im Chor, wir üben Stücke für den Weihnachts-Gottesdienst. „Gesehen haben alle Völker das Heil Gottes wie er Erlösung bringt“. Im Singen ist es ganz klar. Er bringt Erlösung. Und eine helle Stimmung breitet sich in mir aus. Ich meine, immer erklären zu müssen, was Erlösung sei. Menschen wollten verstehen, bevor sie glauben könnten. Aber man kann es nicht mit dem Verstand begreifen.

Und der Glaube kommt nicht durch das Begreifen, so wenig wie die Liebe. Wer Gründe anführt, macht es nur schlimmer. Wer mit seiner Liebe argumentieren will, hat schon verloren. Liebe, Glaube, Hoffnung – das hat andere Quellen. Es ruht in uns, man kann es abrufen, aber nicht mit einem „Aha!“ herbeilocken. Da ist eine Kraft des Lebens. So beginnt man am Morgen den Tag. So werden Kinder geboren. So beginnt immer wieder neu das Leben.

Anknüpfen, nicht beweisen
Daran können wir anknüpfen: Erlösung nicht beweisen wollen, aber Hoffnung abrufen, Vertrauen, Liebe. Das ruht schon in uns: dass wir nicht verloren gehen. Notfalls glauben wir es gegen alle Erfahrung: „kontrafaktisch“, wie die Verfolgten glauben, wie am Karfreitag. So wird es wach in uns, wenn wir singen. Nicht wenn wir Gründe suchen. Das Vertrauen ist grösser als unser Verstand.

Darum ist die Liebe grösser als alles. Und die Hoffnung und das Vertrauen zu Gott.
„Du lässt mein Lebenslicht strahlen. Du selbst machst mir das Dunkel hell.“ (Ps 18)

 

Aus Notizen 2012
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