Der Unglaube der Jünger

Und sie wunderten sich sehr

Unglaube kann sehr hilfreich sein. Auch an Ostern. Der Evangelist Lukas jedenfalls, wenn er von Ostern erzählt, berichtet nicht vom Glauben der Jünger, im Gegenteil, er erzählt drei Mal von ihrem Unglauben. Offenbar ist das so gewollt. Offenbar hat das einen Sinn.

Das erste Mal geschieht es am Grab. Die drei Frauen kommen, um den toten Jesu zu salben. Aber das Grab ist leer. Stattdessen treffen sie zwei Männer in glänzenden Kleidern. Und einer von ihnen sagt: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ Die Frauen eilen und erzählen es den Aposteln. Aber „es erschienen ihnen diese Worte, als wär’s Geschwätz, und sie glaubten ihnen nicht.“
Was ihnen teuer und heilig ist – sie suchen es bei den Toten. Gott liegt hinter ihnen. Er scheint keine Zukunft zu haben.

Als wärs Geschwätz
Zwei der Jünger fliehen aus der Stadt und gehen nach Emmaus. Unterwegs gesellt sich ein Fremder zu ihnen. Es ist Jesus selbst. „Aber ihre Augen wurden gehalten, dass sie ihn nicht erkannten.“
So geht es uns. Wir erkennen Gott nicht auf unserm Weg. Wir sind voll Furcht und Sorgen, wie die Jünger. Wir erkennen ihn nicht, selbst wenn er neben uns geht.

Erst als es Abend wird und der Fremde weitergehen will, sagen sie zu ihm: „Herr, bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.“ Seine Begleitung hat ihnen gut getan, auch wenn sie nicht realisierten, dass es von Gott her kam. Und dann heisst es: „Und er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben.“

Beim Essen endlich, als er ihnen das Brot reicht, da geschieht es: „Da wurden ihre Augen geöffnet und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihren Augen.“
Er ist gegenwärtig, auch wenn wir ihn nicht tasten können. Und doch soll seine Gegenwart handgreiflich werden in dieser Welt. Und doch sollen wir sein Reich spüren und erfahren können im Zusammenleben der Menschen. Darum schickt er seine Jünger aus, darum fordert er die Menschen auf, ihm nachzufolgen auf seinem Weg.

Soll Gott nicht ausgespielt haben auf der Welt?
Als er zum dritten Mal unter ihnen erscheint, halten sie ihn für ein Gespenst und fürchten sich. Aber er zeigt ihnen Hände und Füsse. Sie wundern sich. Und jetzt heisst es: „Sie glaubten nicht vor Freude.“ Ja, kann das denn wahr sein? Soll Gott nicht ausgespielt haben auf der Welt? Soll es eine Zukunft geben für die Menschen – Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden? – wie es an Weihnachten versprochen wird?

Es gibt keine Osterbotschaft ohne Sendung. Christus sagt ihnen den Beistand des Heiligen Geistes zu. Er selber wird bei ihnen sein, unsichtbar, aber doch erkennbar. Und wenn sie von ihm erzählen, so will er selber gegenwärtig sein. Und der Hörer soll daran Anteil haben, als ob er vor Christus selber stünde. So soll die Zusage des Evangeliums auch ihm gelten: Ihnen, jedem, der seine Botschaft hört und auf ihn vertraut.

Kann das denn wahr sein?
So endet die Osterbotschaft mit Unglauben. Es ist ein Ausruf der Freude: „Kann das denn wahr sein?“ Und es wird erfüllt, was der Prophet Jesaja verkündete: „Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen.

Ich freue mich, und meine Seele ist fröhlich; denn Gott kleidet mich in Gewänder des Heils, wie ein Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt.
Wie die Erde die Saat wachsen lässt und der Garten die Pflanzen hervorbringt, so bringt Gott, der Herr, Gerechtigkeit hervor und Ruhm vor allen Völkern.“ (Jesaja 61)

 

Aus Notizen 2014
Bild: Maria Magdalena erzählt den Jüngern von der Auferstehung