Wie von Gott reden?

Glaubenssprache angesichts der Zerstörung der Lebensgrundlagen

Wie kann ich mich in meinem Glauben vergewissern, dass Gott die Welt in Händen hält, wenn wir diese Welt aktiv zerstören? – Das ist das Thema einer theologischen Untersuchung.
Die Arbeit ist über das neue Menü „Downloads“ abrufbar, ebenfalls eine kurze Zusammenfassung.
Hier der Beginn der Zusammenfassung:

Am Anfang dieser Arbeit steht eine missglückte Predigt. Ich wollte die Beunruhigung angesichts einer weltweiten Zerstörung der Lebensgrundlagen aufgreifen und im Licht des Evangeliums nach einer Antwort suchen.
Die folgende Predigt wollte mir aber nicht gelingen. Wenn wir bis zum Zellkern und bis in den Atomkern hinein in die Natur eingreifen, können wir uns ihrer Unversehrtheit noch in mythischen Herkunfts-Erzählungen versichern?
Wenn uns die Folgen unseres Tuns aus den Händen gleiten, können wir die Natur noch als „Schöpfung“ begreifen und uns im Vertrauen beruhigen, dass Gott sie schon in Händen halte?

Die Flucht des Glaubensvertrauens zum welt-überlegenen Gott schien mir diese Welt vorschnell aufzugeben. Ausserdem tauchte der Verdacht auf, dass das Christentum mit seinem Glauben an einen weltüberlegenen Gott kulturgeschichtlich dazu beigetragen habe, dass wir mit unserer Welt wie mit einer vorläufigen Grösse umgehen, einer Grösse, auf die es „letztlich“ nicht ankomme.

In einer unsteuerbaren Dynamik
Im Rückblick auf die Arbeit wird ein roter Faden sichtbar:

Wird zuerst nach einer Glaubenssprache gefragt, die „Systemkritik“ betreiben kann, statt sich in die Innerlichkeit des Glaubenslebens zurückzuziehen, so verschwindet bald das Vertrauen auf irgendein System, mit dessen Hilfe der Mensch noch „Subjekt der Geschichte“ werden könnte. Die angestossenen weltweiten Entwicklungen scheinen nicht mehr steuerbar.

Damit vertieft sich die Systemkritik zur Epochenkritik. In der Kritik an der „Moderne“ steht das ganze Freiheitsprojekt der Aufklärung in Frage. Was als Freiheit geplant war, scheint in Zwang umzuschlagen. Die radioaktive Wolke von Tschernobyl demonstriert, wie eine zivilisatorische Errungenschaft, die den Menschen vom Naturzwang befreien sollte, sich von seiner Kontrolle ablöst und als Wolke wie ein Naturphänomen unkontrollierbar gegen ihre Urheber richtet.

Ich suchte nach einer Glaubenssprache, die „Tschernobyl“ gewachsen ist, d.h. dem Gefühl, in einen unsteuerbaren historischen Prozess verwickelt zu sein, der zu immer grösserer Zerstörung der Lebensgrundlagen und zu immer grösserer Verelendung der „Zwei-Drittels-Welt“ führt. Wie war das Glaubensvertrauen auszudrücken angesichts dieses Eindrucks, in einen globalen Schuldmechanismus verstrickt zu sein, aus dem es keinen individuellen Ausweg gab und den auch das Kollektiv – selbst wenn es einen einheitlichen Willen hätte formulieren können – nicht mehr auflösen konnte?

Glaubenssprache wird leer
Als ich in meiner gewohnten Sprache darüber predigen wollte, fühlte ich, wie unangemessen alles war, was ich gegen dieses Bedrohungs-Gefühl aufbieten konnte. Ich wollte daher die Gelegenheit dieser Arbeit dazu benutzen, aus einer Glaubenssprache auszubrechen, die nur zum „Glaubens-Sprung“ auffordert und die Gottesrede total in diese Ich-Du-Beziehung zurückzieht, als Frage des Vertrauens und sich Übergebens. Diese kreist immer wieder um diese „Erweckungsfrage“, wo alle traditionellen Geltungsansprüche aufgegeben werden, wo nicht mehr im Namen des Glaubens um theoretische Wahrheit und praktische Richtigkeit gestritten wird.

Ich suchte also nach einer Glaubenssprache, die offen ist für mittelfristige ethische Orientierungen, so dass ich nicht nur meine Intuitionen auf Vertrauen und Gelingen des Lebens in dem obersten Begriff Gottes aufheben kann, in dem alles Sein und Leben in Heil geborgen ist, sondern auch meine Intuition auf Verantwortung.

Eine solchermassen dogmatisch gestützte Ethik sollte wieder lernen, auf System-Ebene zu reden und historische Visionen anzubieten.

Sich einreihen können als Mittel gegen politische Apathie
Dann kann ich mich mit meinen begrenzten Kräften in eine Bewegung einreihen, die sich am Ziel orientiert. Und ich erlebe meinen kleinen, begrenzten Beitrag als etwas Sinnvolles, statt dass ich passiv einem Weltprozess zuschaue, der nach meinem Dafürhalten zu einer dauernden Verschlechterung der Situation führt – zum Raubbau an der Natur in einer Kadenz, wo stündlich und minütlich Arten ausgerottet werden, die während Jahrmillionen gewachsen sind, wo aber ebenso historische Kulturen zerstört und Menschen in Slums und auf internationale Flüchtlingswege getrieben werden.

Fortsetzung unter dem Menü „Downloads“. Hier ist die theologische Arbeit abrufbar
(Glaubenssprache angesichts der Zerstörung der Lebensgrundlagen – ein Gespräch mit Bultmann und Moltmann) und eine kurze Zusammenfassung.

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