Wie ich damals versuchte, Gott zu erklären

Wir stehen kurz vor der Konfirmation – und haben das Wichtigste noch nicht angesprochen! Es ist auch nicht leicht zu vermitteln, ich weiss nicht, ob ihr so etwas von mir annehmt. Das ist der Glaube – Gott im Leben, die Mitte im persönlichen Leben. Das, worum wir all das machen, weshalb es Konfirmation und Kirche gibt. Ohne das ist alles nichts. Um das dreht sich alles.

Vom Glauben erzählen?
Es ist das Wichtigste, gerade darum fühle ich mich besonders ohnmächtig.
Denn man kann es nicht lehren, nicht in eine Schulstunde packen.
Man kann es eigentlich nur abrufen, wenn es da ist, aber nicht erzeugen.
Ich kann von mir erzählen, weiss aber nicht, ob ihr es von mir annehmt.

Wenn ich anfange und von Gott und Christus erzähle, dann kommt das für euch wie von aussen. Das sind Namen. Sie sind belegt mit Bedeutungen; ihr habt vieles davon gehört. Es scheint eine Sache wie von andern, nichts was man in sich selber trägt.

Für mich ist es etwas Inneres: Das Gebet ist mir wichtig, beim Aufstehen, beim Schlafengehen, immer wieder. Das gehört zu der Art, wie ich mein Leben führe, wo ich Mut und Freude finde, wo ich Danken kann für Schönes, wo ich an andere denken kann, die ich gern habe und sie anvertrauen…

Rezepte?
Ich brauche das. Andere Menschen leben strategisch; sie überlegen sich Ziele und Mittel, die dazu führen können und gehen überlegt vor. Das kann ich nicht. Ich bin „naiv“, ich muss den Weg im Vertrauen gehen. Ich muss machen, was ich denke, ich kann nicht Umwege gehen. Ich glaube auch nicht, dass das funktioniert. Ich habe die Übersicht nicht über all das, was ich brauche und was gut ist für mich im Leben. Ich glaube nicht, dass ich es bewusst herstellen könnte. Im Gebet stelle ich mich vor Gott, ich mache mich auf für seine Gegenwart. Dort kann ich alles hinbringen. Dort finde ich Kraft und Orientierung, dort kann ich meine Sachen übergeben – und mich selber.

Wie es an uns kommt
Viele Dinge im Leben kommen „gradlinig“. Man wächst ihnen entgegen durch Wachsen und Reifen (z.B., wenn Kinder älter werden, wenn sie gehen lernen, wenn sie Zähne bekommen und sprechen lernen…). Andere Sachen sind wie ein Umblättern in einem Buch: Es kommt eine total andere Welt. Den Übergang kann man nicht bewusst steuern, es ist wie Geborenwerden und Sterben. Da hilft nur Vertrauen, sich Überlassen an eine höhere Weisheit, die hinüber begleitet. Und die uns schon ins Leben gebracht hat.

Ein Tor zur Mitte
So können wir im Gebet ins Zentrum der Wirklichkeit gehen. Dort gibt es Begegnung, Übergabe, Vertrauen. Und aus dem Gebet folgt alles Übrige. Ich habe Zutrauen, dass ich so den Weg finde, Schritt für Schritt.

Das Bild von jenem “Du“, das ich im Gebet anspreche, verändert sich in meinem Leben. Lange war es der «Heiland», der sich zu mir herabbückt. Es ging um Heilen, Vertrauen lernen. Jetzt ist es manchmal wie einer, der neben mir hergeht, mich begleitet. Er ist Freund, Vater, Mutter; er führt und fügt. Und er hilft durch schwierige Stellen.

Dieses „Du“, das ist für mich „Jesus Christus“. Ich möchte den Namen nicht hinausposaunen, es ist die intimste Mitte. Die Leute meinen, sie wüssten, was das sei. Das weiss jeder nur in sich, in seinem innersten Kern. Diesen Kern muss man schützen und wertschätzen.

 

Aus Notizen 2004
Den Glauben weitergeben zu wollen, daran kann man vielleicht nur scheitern. Und doch hat es die Kirche getan. 2000 Jahre lang hat eine Generation der nächsten den Stab übergeben. So muss man es versuchen, immer wieder neu.