Ein Weg der Freude

«Es freue sich das Herz derer, die den Herrn suchen!», sagt der Psalm. Es ist ein Weg der Freude! Da ist jemand, der «Herr» ist über unser Leben und Ergehen. Wenn das Herz sich auf die Suche macht, wird es ihn finden. Und schon das Suchen wird ihm Freude bringen.

Oft geschieht es im mittleren Alter, wenn die äusseren Ziele erreicht sind, die wir uns gesetzt haben, da wird diese Stimme laut und ruft mit Macht. Da ist vieles aus der Vergangenheit, das angesehen werden möchte. Da sind Bilder von der Zukunft, da ist eine ganze Landschaft, aber sie ist nicht leer. Da gibt es Wege und Irrwege, Durchbrüche und Rückfälle. Diesen Weg zu gehen, das ist das grösste Abenteuer des Lebens! Darum handeln alle grossen Geschichten, seit es Menschen gibt, von diesem Weg.

Ein Weg für das neue Jahr
Drei Ratschläge gibt uns der Apostel für das neue Jahr: «Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.» (Röm 12,12) Wir wollen es vom Apostel gern annehmen und glauben, dass es uns hilft, wenn wir fröhlich, geduldig, beharrlich sind. Aber wie macht man das: fröhlich, geduldig und beharrlich sein? –
Der Apostel gibt ein paar Hinweise. Seid fröhlich in Hoffnung, sagt er. Hoffnung kann die Fröhlichkeit beleben. Das Gebet hilft, um beharrlich zu bleiben. Aber wie bleiben wir geduldig in Trübsal? Da hilft der Psalm weiter, der an diesem Sonntag gelesen wird: «Es freue sich das Herz derer, die den Herrn suchen!» (Ps 105,3) – Es ist eine Sache des Herzens, nicht des Verstandes!

Eine Suche
Und es geht um eine Suche, um die Suche von Gott. Hier wird er Herr genannt. Es wird uns zugemutet, uns auf die Suche zu machen von jemand, der Herr ist über all das, was uns beschäftigt, so dass wir entweder fröhlich sind oder Trübsal blasen. Dass wir Hoffnung schöpfen oder die Geduld verlieren.

Da ist jemand, der mitwirkt in unserem Leben und Ergehen. Wenn das Herz sich auf die Suche macht, wird es ihn finden. Und schon beim Suchen wird es Freude empfinden. So sagt der Psalm. So sagt die Erfahrung der Menschen, die vor uns gelebt haben und die uns in der Bibel überliefern, was sie gefunden haben. Es freue sich das Herz derer, die den Herrn suchen!

Suchen wir also nach Gott! – Wie das gehen kann, dabei helfen uns drei Weise aus der Bibel. Sie folgen im Dunkeln ihrem Stern. Im Krippenspiel folgen die Kinder dem Licht, das vor ihnen hergetragen wird. Erwachsene kennen eine innere Führung, einen inneren Weg. Wir gehen nicht nur den Weg von Beruf, Ausbildung, Karriere, sondern in all dem auch einen inneren Weg. Und oft geschieht es, im mittleren Alter, wenn wir die äusseren Ziele erreicht haben, da wird diese Stimme laut und sie ruft mit Macht. Da ist vieles aus der Vergangenheit, das angesehen werden möchte. Da sind Bilder von der Zukunft, da ist eine ganze Landschaft, aber sie ist nicht leer. Da gibt es Wege und Irrwege, Durchbrüche und Rückfälle. Und es stellen sich Helfer ein. Auf diesen Wegen sind wir nicht allein.

Ein innerer Weg
Da sind Bilder vom «richtigen Leben». Da ruft es uns und wir geben Antwort. Da spüren wir, wenn etwas falsch ist und erkennen das Richtige. Und wenn es uns gelingt, den richtigen Weg einzuschlagen, dann erleben wir, wie vieles sich fügt. Wir müssen gar nicht alles selber machen. Vieles ordnet sich im Leben, es ist da zur rechten Zeit, öffnet eine Türe, wenn wir bereit sind.
Die drei Weisen folgen ihrem Stern. Er führt zu einem Stall. Was wir suchen, kann gefunden werden am einfachsten Ort. Das Gold, das wir finden, ist oft unscheinbar. Aber das Herz von dem, der Gott sucht, freut sich. Diesen Weg zu gehen, das ist das grösste Abenteuer des Lebens! Darum handeln alle grossen Geschichten, seit es Menschen gibt, von diesem Weg.

Nicht vieles, was wir im Leben mit uns tragen, ist am Schluss noch dabei. Vieles lassen wir zurück, wenn wir älter werden. Vieles entsorgen wir, wenn die den Wohnort wechseln. Weniges ist am Schluss noch dabei, wenn es um Ankommen und Vollendung geht.

Drei Wege
Drei Dinge sind dabei: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Der erste Weise bringt Myrrhe. (Das ist der Weg des Heilens.) Aus Myrrhe hat man heilende Salben hergestellt. Dieses Geschenk steht für die Schmerzen im Leben, für das Schwere, mit dem wir uns plagen. Wir dürfen es dem Kind übergeben. Und dieses will schützen, helfen, heilen.

Der zweite Weise bringt Gold. (Das ist der Weg des Wucherns mit den Talenten.) Das ist das, was uns reich macht. Wir haben es von Gott erhalten und geben es ihm zurück. In der Bibel misst man das Gold nach Talenten. Das ist ein Gewicht. Ein Talent Gold sagt man, ein Talent Silber. Christus sagt, dass er wieder kommt am Ende der Zeit. In der Zwischenzeit hat er uns eingesetzt als Verwalter und Stellvertreter. Und jedem Menschen gibt er ein Talent. Er soll es nicht vergraben, sondern handeln damit und es einsetzen zum Wohl der Menschen. Nachher verlangt er Rechenschaft. So ist Gott unter uns, indem wir füreinander einstehen.

Der dritte Weise bringt Weihrauch. (Das ist der Weg der Wertschätzung.) Den zündet man an bei Feiern. Was wir wertschätzen, das übt auch eine Kraft auf uns selber aus. Was wir heilighalten, das verwandelt auch uns selbst. Der Respekt für Christus, das Vertrauen auf Gott, das verwandelt ein Leben. Wir werden eingewurzelt in den Ursprung, dass wir Halt bekommen für das Leben. Wir finden Anschluss an die Quelle, aus der das Leben kommt. Wir folgen einem Licht, das schliesslich auch uns erleuchtet, dass es hell wird in unserem Leben.

Das zeigen die drei Weisen mit ihren Geschenken: Drei Wege zu Gott. Es ist ein Weg, der „das Herz erfreut“. Wir finden Frieden und innere Freude. So gelingt es, was der Apostel sagt: «Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“

 

Nach Notizen 2007
Foto von Felix Mittermeier