Eingekreist

Die Menge bringt eine Frau zu Jesus, die sie beim Ehebruch ertappt haben. Als sie nach der Antwort von Jesus abziehen, heisst es: „Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand“. (Joh. 8,9)

Eingekreist
Die Menge ist abgezogen, der Kreis ist aufgelöst, es sind noch zwei Personen. Dennoch heisst es, dass sie „noch in der Mitte stand“. Wo ist da die „Mitte“, den der Kreis gezogen hatte?! (Sie hatten sie bei einem Fehler ertappt.) Der Satz reizt zum Nachdenken. Sie war eingekreist. In welcher Mitte steht sie denn jetzt?

In der Mitte
Die Mitte ist dort, wo Jesus ist. Die Mitte ist unter den Augen Gottes.
Wo ich mich vor Gott hinstelle im Gebet, dort ist „Mitte“.
Dort ist „alles“, die Gegensätze verlieren ihre Schärfe, die Konflikte lösen sich.
Das Krumme wird gerade und das Kranke heil. Der Schuldige findet Vergebung. Und das Opfer wird in die Mitte gestellt.

Integration
Die Szene beschreibt die Mitte im Glauben, wie ein Mensch sich im Glauben neu finden kann. Er erlaubt die Integration im eigenen Selbst und die Integration in die Gemeinschaft und die Welt. So versöhnt sich Gott mit dem Menschen und der Welt. Er tut es in Jesus Christus, bis er „alles in allem“ ist.

Ob dieser Kreis die Urform des Advents-Kranzes ist: ein Kreis, der erst unsere Schuld und Anklage zeigt, dann die Mitte unter den Augen Gottes, dann die Mitte, in die wir zurückkehren können, als Glieder der Gemeinschaft?

 

Aus Notizen 2015
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