Von der Weissagung und ihrer Erfüllung

Vor Tag höre ich auf You-Tube das Weihnachts-Evangelium. Wenig später erzählt Lukas vom ersten öffentlichen Auftreten Jesu, wie er die Weissagung des Jesaja für erfüllt erklärt.

«Er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn. (…) Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.» (Jes 61, zitiert in Lk 4)

Hier ist das Wort der Schrift zusammengestellt mit den Heilstaten, die es verkündet: dass die Gefangenen frei sein sollen und die Blinden sehen, dass die Zerschlagenen befreit werden und die Schuldscheine zerrissen. Ähnlich erzählt auch Matthäus von der Weissagung und ihrer Erfüllung. Johannes der Täufer sitzt im Gefängnis und hört vom Wirken Jesu. Und er schickt seine Jünger und lässt ihn fragen: «Bist du es der da kommen soll, oder sollen wir auf eine andern warten?» Und Jesus gibt ihnen zur Antwort: «Geht hin und berichtet dem Johannes, was ihr seht und hört: Blinden werden sehend und Lahmen gehen, Aussätzigen werden rein und Taube hören. Tote werden auferweckt und Armen wird die frohe Botschaft gebracht, und selig ist, wer an mir keinen Anstoss nimmt.“ (Mt 11,2f)

Früher habe ich mich gewundert, dass das Bringen der frohen Botschaft hier auf dieselbe Ebene gestellt wird, wie ihr Inhalt. Vom Evangelium erzählen, kann das nicht jeder? Das heisst doch nicht Blinde heilen und Tote erwecken? Heute denke ich, dass das mit Absicht erfolgt. Dass Kranke heil werden und Blinde sehen, wenn Gott kommt, das war den Leuten klar. Dann stehen Tote auf. Dass aber die Verkündigung auf derselben Stufe steht, das ist neu.

Da werden die Aufgaben der Kirche auf eine höchste Stufe gestellt. Verkündigen ist wie Heilen. Das Evangelium hören, kann Lahme gehen und Blinde sehen machen. Die Botschaft der Vergebung macht Unreine rein. Es ist, als ob in der Botschaft vom Kommen Gottes Gott selber zu den Menschen komme. Und wo Gott kommt, stehen Tote auf.

So führt die Kirche fort, was Jesus begonnen hat: «Er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn. (…) Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.» (Lk 4)

 

Foto von Ksenia Chernaya, Pexel