Warum sollte ich mich fürchten zur bösen Zeit?

Eine Stimme im Dunkeln. Ich höre einen Psalm, überfliege vor Tagesanbruch die Nachrichten: Krieg, Teuerung, drei Lecks an der Pipeline, Sabotage auf dem Meeresgrund. Eine Nachricht erschlägt die andere. Draussen regnet es. Der «Starkregen» ist ausgeblieben, vor dem sie warnten.

Ich höre den Psalm im Dunkeln:

«Hört dies, ihr Völker, horcht, alle Bewohner der Welt,
ihr Menschenkinder und Herrensöhne, reich und arm!

Warum sollte ich mich fürchten zur bösen Zeit,
wenn mich die Missetat meiner Verfolger umringt?
Sie verlassen sich auf ihr Vermögen
und prahlen mit ihrem grossen Reichtum.

Ihr Trachten ist, dass ihre Häuser ewig bestehen,
ihre Wohnungen auf alle Geschlechter hin;
sie nennen Ländereien nach ihrem Namen.
Aber der Mensch in seiner Pracht bleibt nicht.

Fürchte dich nicht, wenn einer reich wird,
wenn die Herrlichkeit seines Hauses gross wird;
denn er preist sich glücklich, solange er lebt,
bis auch er eingeht zum Geschlecht seiner Väter.

Der Mensch, der in Pracht lebt, muss davon wie das Vieh.
Aber Gott wird meine Seele
aus der Gewalt des Totenreichs erlösen;
er wird mich aufnehmen!»

Es ist Herbst geworden. Um sieben Uhr ist es noch dunkel. «Warum sollte ich mich fürchten zur bösen Zeit?» So sagt die Stimme vor dem Tag.

 

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Text aus Psalm 49, Schlachter Bibel, Genfer Bibelgesellschaft