Es ist aus mit uns!

Die Sagen der Völker kennen einen Jungbrunnen, wo alte Menschen wieder jung werden und schwache wieder stark. Das erste Testament erzählt vom Propheten Ezechiel. Der Geist zeigt ihm ein Feld voller Totengerippe. «Siehe, jetzt sprechen sie: Unsere Gebeine sind verdorrt, und unsere Hoffnung ist verloren, und es ist aus mit uns. Siehe, ich will meinen Geist in euch geben, dass ihr wieder leben sollt.»

Der Heilige Geist weckt Tote auf (Ez 37). Er kann selbst Steine zu Menschen verwandeln. Er ist von jener Kraft, die die Welt geschaffen hat: der Heilige Geist. An ihn wenden wir uns im Gebet. Er ist keine Theorie, er ist eine Wirklichkeit für unser Leben. Wir können es erproben, jeden Tag.

In ihm finden wir Ruhe und Zuversicht. In ihm ist Gott nicht fern und unauffindbar, sondern ganz nah bei uns. Er ist die Mitte der Zeit und der Wirklichkeit.
Bei ihm können wir einkehren, uns in die Mitte stellen, im Einklang sein.
So fühlen wir uns angerührt im Innersten, erkannt – besser als wir selber uns kennen. Es ist wie zu einer Quelle gehen und Kraft finden, immer wieder neu.

Im Heiligen Geist finden wir uns selber. Aber wir finden auch den andern.
Aus ihm entsteht eine Gemeinschaft von ganz neuer Art.
Wenn wir auf Gott vertrauen, und nicht nur auf uns selbst, dann verändert das eine Situation. Es gibt neue Wege, die wir gehen können.
Wenn wir Gott achten im Nächsten, der uns begegnet, fühlen sich die Menschen verstanden. Und es entsteht ein Miteinander, statt einem Gegeneinander.

Diese Gemeinschaft hat einen Schlüssel, der Wege aufschliesst. Das ist die «Schlüsselgewalt» der Kirche. Den grossen Schlüssel hat Gott in der Hand, er hat die Kraft, neues Leben zu schenken. Aber auch wir, jeder von uns, hat eine kleine Kopie dieses Schlüssels: das ist die Vergebung. Das ist der Wunsch nach Frieden. Das ist die Fähigkeit, sich zu versöhnen. Das ist das Wunder eines neuen Anfangs.

Das ist Arbeit, das braucht Kraft. Das ist ein ganzes Stück Lebensgeschichte, die wir investieren müssen. Aber wo wir Vergebung erfahren und andern schenken, erleben wir, wie Kraft nach Hause kommt. Knoten lösen sich, die das Leben behindern. Steine werden weggewälzt, die bisher das Leben wie in einem Grab verschlossen haben. Und es öffnet sich ein Weg zu Dankbarkeit und Freude.

Aus Notizen 2008