Es ist in allen

„Siehe, das ist dein Sohn! Siehe, das ist deine Mutter!“ Maria und Johannes waren nicht verwandt. Aber „von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.“ Die Geschichte will uns die Augen öffnen, uns lehren: Wir sind nicht allein. Andere sind noch da: Verwandte, Nicht-Verwandte, die Nachbarn mit den Kindern vom untern Stock, die Leute vom Haus nebenan. Da ist die Gemeinde, die ganze Welt…

Dasselbe Leben
Es ist dasselbe Leben in allen, es will blühen, wo immer es ist. Wir sind alle aufeinander angewiesen. Wir können uns gegenseitig in einander erkennen. Es ist dieselbe Kraft in allen. Es ist Leben, das heilig ist, es ist gestiftet von Einem, der kein Mensch war, und es ist unterwegs zu einem Ziel, das kein Mensch ihm setzt. Ursprung und Ziel des Lebens sind nicht in der Hand des Menschen. Es ist unverfügbar und heilig. Es ist in allen gleich.

Mensch und Tier
„Wer die Menschen liebt, hat immer eine grosse Familie“, heisst es in einem Sprichwort. Wer sehr allein und traurig ist, kennt auch den Trost, den ein Haustier schenken kann. Ein Hund, eine Katze – es ist nicht nur, dass sie unser Alleinsein teilen. Sie vertreiben nicht nur die Einsamkeit. Wer ein solches Tier hat, spürt etwas von der Solidarität, die in allem Lebendigen wohnt.

Die Verbundenheit allen Lebens
Das ist keine Einsicht, es ist ein Gefühl voller Trost, weil es uns verbindet mit allem, weil es uns ahnen lässt, dass das Leben mehr ist, als was wir mit dem Kopf begreifen. Und wenn andere schnell über das Leben weg-reden, werden wir stumm und ahnen etwas von einem grossen Geheimnis. –

Auch das meint Jesus Christus als er auf dem Kreuz Maria und Johannes zusammengibt: „Siehe, dein Sohn! Siehe, deine Mutter!“ Es sind seine letzten Worte in diesem Leben, und sie stiften eine Gemeinschaft, die über den Tod hinaus besteht.

 

Aus einem Gottesdienst zum Totensonntag
Foto von Tatiana Syrikova, Pexels