Die bessere Gelegenheit

Am Aschermittwoch gabelt sich der Weg. Hier muss ich mich entscheiden. Ich weiss, dass ich zurückbleiben werde. Petrus, mein Namensvetter macht es vor, und ich bin ihm dankbar. Das ist der weniger anstrengende Weg, der Weg des Versagens. Er will Christus davon abhalten, nach Jerusalem zu gehen, alle wissen ja und spüren, was da geschehen wird. «Geh hinter mich, Satan», sagt Jesus. «Du denkst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.»

Der Satan, das ist der Versucher. Auch ich werde zum Versucher für Christus, der mit mir geht. Ich will ihn – und durch ihn mich selbst – auf einen bequemen Weg lenken. Das ist weniger heroisch, weniger anstrengend, weniger göttlich. Mehr angepasst für einen Durchschnitts-Menschen im 21. Jh., dem der Lohn elektronisch aufs Konto kommt und das Wasser per Warmwasserleitung.

Hinterher
Und als er verfolgt wird, gehe ich von aussen mit. Ich mische mich unter die Zuschauer und als man mich ertappt – «bist du nicht einer von ihnen?» -, leugne ich es. Ich leugne es dreimal, bis der Hahn kräht. Und als es hell wird, sehe ich, ich habe versagt, im Dunkel bin ich abgewichen. Hinterher wird man es wissen, hinterher wird man es bekennen. Aber im Dunkeln war es zu schwer, auszuhalten.

Und so ist mein Ahnvater in die Bibel eingegangen, durch seinen Verrat. Von ihm trage ich den Namen. Und doch sollte ich Christus nachfolgen, nicht Petrus. Das ist der Weg des Lebens.

Als ob ich eine Wahl hätte
Es geht hinauf nach Jerusalem. Hier gabelt sich der Weg. Ich kann mit ihm gehen oder so tun, als ob es viele Wege gäbe für mein Leben. Als ob ich eine Wahl hätte, als ob ich noch oft die Gelegenheit hätte, mich für das Richtige zu entscheiden – vielleicht einmal, wenn es nicht so hart auf hart geht, wenn es nicht so verdammt weh tut, wenn es nicht so ernst gilt.

Es gibt nur zwei Wege: den Weg der Klugheit und den Weg der Narren. Auch ich lache über ihre Narretei. Aber ich spüre, bald gehe auch ich, wo sie gehen. Auch ich möchte mich zum Narren machen, wenn ich nur die Kraft dafür aufbringe. Wenn ich nur klug genug bin, richtig zu wählen.

Unklug
Sie ziehen den Kürzeren, obwohl es doch leicht wäre, sich auf die andere Seite zu schlagen. Sie halten die andere Wange hin, obwohl es jeder verstehen würde, wenn sie mit gleicher Münze heimzahlten. Sie vertrauen auf das, was wirklich verhält. Das ist erprobt in hundert Einsamkeiten und tausend Dunkelheiten.

Sie gehen auf dem Weg Christi. Das ist das Vertrauen auf den Segen, und so säen sie das Saatkorn. Das ist das Vertrauen auf den Gott, der das Leben schenkt. Den Blinden öffnet er die Augen, die Lahmen lässt er gehen. Die Aussätzigen berührt er und macht sie rein. Er erweckt die Tote und bringt den Armen die gute Botschaft.

Das ist das Vertrauen, das die Kraft schenkt, zu den Menschen hinzugehen, die Kranken zu besuchen, den Gefangenen nachzufragen. So kleiden sie die Nackten und decken ihre Blösse zu. Und sie speisen die Hungrigen.

«Er nahm aber zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. Denn er wird überantwortet werden den Heiden, und er wird verspottet und misshandelt und angespien werden, und sie werden ihn geisseln und töten; und am dritten Tage wird er auferstehen. Sie aber verstanden nichts davon, und der Sinn der Rede war ihnen verborgen, und sie begriffen nicht, was damit gesagt war.» (Lk 18, 31ff)

 

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