Entdeckungsfahrt

Wenn man Menschen fragt, wie sie zur Kirche gekommen sind, erinnern sie sich an Begegnungen. Sie erzählen von einem Menschen, der ihnen Eindruck machte. Oft sind es unspektakuläre Erlebnisse, aber es war mit Glauben verbunden. Es war eine innere Freiheit dabei. Es war so, dass sie das auch lernen wollten.

Als Christus seine Jünger losschickte sagte er: „Was ich euch im Dunklen sage, das sagt im Licht“ (Mt 10,26). Er beginnt seinen Weg mit den Menschen im Verborgenen. Es wird im Licht enden, aber noch ist es dunkel. Noch ist es geschützt. Da ist ein Tasten und Suchen, ein Ahnen und ein Überwältigt-Werden. Da ist Schrecken und Schönheit. Da ist ein eigener Weg für jeden einzelnen Menschen. Christus ist wohl dabei, und er zeigt sich dem, der den Weg geht. Glauben ist ein „interaktives“ Ereignis, es „geht“ nicht im Bürostuhl. Es ist ein Wagnis, und es ist nicht ein paar Wenigen vorbehalten. Christus meint jeden einzelnen, weil die beiden Fragen zusammenhängen: wie ich ein richtiger Mensch werde und wie ich vom Glauben rede.

Wir können nicht auf die „fertigen“ Christen warten, die gekonnt und an unserer Stelle von unserem Glauben reden. Wir selber sind auf dem Weg, den Christus uns gerufen hat. Und wir sollen davon reden, wie behelfsmässig es auch ist, wie arm und unscheinbar. „Sieh mit deinen Augen und höre mit deinen Ohren, richte dein Herz auf das, was ich dir zeigen werde, und berichte davon!“ sagt Gott in einer Berufungsgeschichte (Ez 40,4).

Das Leben wird zu einer Entdeckungsfahrt, sie führt nicht ins Ausweglose, denn Christus ist dabei. Wer ein Erlebnis ausspricht, findet andere, die das auch erfahren haben. Es muss keine Revolution werden, dass die Kirchen von heute auf morgen «voll» werden. Das wäre eine technokratische Vision, wie Kirche wächst. Es beginnt im Verborgenen, im Stillen, aber es geht nach aussen. Denn „nichts ist verborgen, ausser damit es offenbar wird. Nichts ist ein Geheimnis geworden, ausser damit es an den Tag kommt.“ (Mk 4,21f).

Wenn wir uns so ermächtigen lassen, von unserem Glauben zu sprechen, wenn wir uns selber ermächtigen, dann wird es doch noch zu einem Fest: die Erinnerung an die Reformation, als die Kirche begann, sich neu am Evangelium auszurichten. Das beginnt immer wieder neu. Das beginnt jeden Tag. So kann jeder Tag ein Reformations-Tag werden.

 

Zur Erinnerung an die Reformation
Zu „Innen und Aussen“ findet ich ein Download auf dem Blog