Inspiration

Diese inspirierten Momente: der Musiker greift in die Tasten, er weiss nicht wie. Die sonst übliche Kontrolle über den Verstand hat ausgesetzt, und es klingt. Es trägt ihn weiter und es greift auf die Zuhörer über. Alle werden mitgerissen. Oder der Redner: Da ist nicht mehr dieses Gestammel, er hat die Notizen weggelegt. Er sieht die Menschen an, spricht frei in die Situation hinein, jetzt, an diesem Ort. Und es hat „Magie“. Es erreicht die Menschen und bewegt sie. Alles scheint möglich in diesem Moment.

Handkehrum gibt es dieses Bedauern, wenn der rechte Moment verpasst ist. Es tut einem bitter leid. Man hätte nur die Hand ausstrecken müssen, das Wort sagen, aber der Augenblick ist vorbei. Das „Zeitfenster“, in dem es möglich war, hat sich geschlossen. Und man steht da, dumm und wie betrogen. Man kann nur sich selber Vorwürfe machen. Warum konnte ich den Augenblick nicht wahrnehmen?

Das ist etwas von dem, was Pfingsten meint. Es gibt diese Momente der Begeisterung, wo wir fortgerissen werden und Hürden überspringen. Aber es kommt nicht von uns. Wir „haben“ es nicht. Es geschieht.
„Sei mal ein bisschen spontan!“, sagt der Tanzlehrer zum Mädchen. Und es verkrampft sich. Die Tanzfigur verbiegt sich ins Groteske. So geht es nicht. Es „machen“ wollen, ist verkehrt. Es gehorcht den Befehlen nicht.

Als Moses keine Kraft mehr hatte, sein Volk zu führen, bat er um Hilfe. Und Gott schickte seinen Geist in 70 Männer, die Moses aus den Ältesten ausgelesen hatte, um ihm zu helfen. Aber da waren noch Eldad und Modad, zwei Männer. Die hatte Moses nicht ausgesucht, und der Geist war doch in sie gefahren. Der Geist ist nicht verfügbar, sagt die Bibel.
Diese Geschichte legt ein paar Spuren frei, denen wir folgen können bei der Frage, was Pfingsten denn sein soll. Ist es nur ein Fest in der Bibel oder gehört auch eine Erfahrung dazu? Ist es nur ein Datum im Kalender, oder ist es ein Hinweis für den Weg?

Es ereignet sich dort, wo wir mit Gott in Verbindung stehen, sagt die Bibel. Der gute Wille genügt nicht, es ist ein Geschenk. Es ereignet sich, wenn wir von uns her alles gemacht haben, was es braucht, und dann doch die Kraft haben, das alles auf die Seite zu legen und uns dem Moment hinzugeben. „Da ist der Augenblick, da ist die Situation und was sie fordert, da sind die Menschen, die gemeint sind. Jetzt lasse ich alles los und…“. Es fühlt sich an wie als Kind in der „Badi“, wenn man vom Dreimeter-Brett springen sollte. Man sieht nur Leere vor sich. Alle Ängste des Lebens stehen auf und legen sich als Lähmung in die Glieder.

Was hier noch fehlt, ist das Vertrauen, dass Gott „da“ ist in jedem Augenblick. „Man wird euch an Gericht überliefern, und vor Statthalter und Könige werdet ihr gestellt um meinetwillen. Dann sorgt euch nicht, was ihr reden sollt, sondern was euch in jener Stunde eingegeben wird, das redet! Denn nicht ihr seid es, die redet, sondern der Heilige Geist.“ So sagt Christus zu seinen Jüngern. (Mk 13, 9)

Er spricht auch von jenem Baum, der grünt, wenn er bei der Quelle steht. Es mag ein „frommes Bild“ sein, aber es entspricht der Lebenserfahrung. Wenn wir nur aus uns schöpfen, sind wir schnell erschöpft, aber es gibt die Quelle, wo wir uns anschliessen können. Von dort her kommt es ins Fliessen, immer wieder neu.
„Bleibt in mir, so bleibe ich in euch“, sagt Christus. „Ohne mich könnt ihr nichts tun. Wir gehören zusammen wie Blüte und Stock. Bleibt in mir, so werdet ihr Frucht tragen, zur Ehre Gottes.“ Auch das ein Bild für Pfingsten.

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