Unter seinem Schutz und Schirm

Kinder reisen manchmal um die halbe Welt, die Enkel sind auf fernen Kontinenten. Man möchte sie behütet wissen, schickt ihnen gute Gedanken. Die Bibel berichtet in einem Psalm vom Schirm, den Gott über uns ausbreitet. Da möchten wir uns bergen, da unsere Liebsten aufgehoben wissen im neuen Jahr. Unter einem «Schirm» ist man «am Schärme», wie der Schweizer Dialekt es nennt.

«Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.» (Ps 91)

Im Alten Orient
Im Alten Orient finden sich Bilder von einem Schirm oder Baldachin, der über einen Würdenträger oder eine Götterfigur gehalten wird. Wer sich in ihren Schutz begibt, hat Teil an ihrem Schirm. Der Schatten kommt jetzt auch den Bittstellern zugut. Und Gottheiten und Könige können jetzt selbst als «Schirm» bezeichnet werden.

«Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht, vor dem Pfeil, der des Tages fliegt.» (Psalm 91)

In der Bibel
So wird Gott auch im ersten Testament angesprochen: als Versteck, Schatten, Schild, Festung, Zuflucht, als schützende Flügel. Im zweiten Testament fehlen solche Begriffe für Gott, erscheinen aber im späteren Christentum, prominent in Luthers Lied: «Ein feste Burg ist unser Gott». Die katholische Frömmigkeit kennt Maria als «Schutzmantel-Madonna».

«Der Herr ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht. Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird sich deinem Hause nahen. Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.» (Ps 91)

Eine Präsidentin
In Gebeten wird Maria um Schutz angerufen. Im ältesten Mariengebet aus dem 3. Jh. findet sich der «Schutz und Schirm», den sie gewährt. Das Wortpaar „Schutz und Schirm“ steht für das lateinische „sub tuum praesidium“. Präsidium bezeichnet heute eine Position und eine Machtbefugnis, früher wurde die Schutzfunktion betont. Im Spätmittelalter verwendet man die Formel „Schutz und Schirm“ zur Beschreibung der Schutzpflicht von Grundherren.

»Er liebt mich, darum will ich ihn erretten; er kennt meinen Namen, darum will ich ihn schützen. Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören; ich bin bei ihm in der Not, ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen. Ich will ihn sättigen mit langem Leben und will ihm zeigen mein Heil.«  (Ps 91)

In diesem Schutz, unter diesen Schirm möchten wir unsere Liebsten wissen im Neuen Jahr!

 

Bild: Diener tragen einen Sonnenschirm über König Assurbanipal II. Neuassyrisches Wandrelief aus Nimrud; 9. Jh. v. Chr.

Die biblischen Informationen stammen aus: Alma Brodersen, Artikel «Schutz», in https://bibelwissenschaft.de/stichwort/27401/