Was uns satt macht im Leben

Eines Tages war Jesus mit seinen Anhängern unterwegs, so erzählt die Bibel. Sie hatten die Stadt verlassen, und die Menschen waren hungrig und durstig. Es war zu spät, um in die Stadt zurückzukehren.

Gebt ihnen zu Essen, sagte Jesus zu seinen Jüngern. Die Jünger fragten: Sollen wir in die Stadt gehen und Brot kaufen? – Wie viele Brote habt ihr, fragte Jesus. Fünf Brote und zwei Fische. Da fordert Jesus die Leute auf, sich auf die Erde zu setzen. Er nimmt das Brot, dankt und gibt es den Jüngern, dass sie es austeilen sollen. Ebenso macht er es mit den Fischen. – Sie kennen die Geschichte. Es ist die wunderbare Brotvermehrung in der Wüste. Es erinnert an das Abendmahl.

Die Quelle
In dieser Geschichte sind zwei Dinge enthalten. Das eine ist die Kraft einer Gemeinschaft: Sie findet was sie braucht. Dabei geht es nicht nur ums Teilen. Eine Gemeinschaft kann auch aus wenigem viel machen. Im Miteinander werden Kräfte wach. Jeder entdeckt in sich etwas, was er beitragen kann. Jeder Mensch hat ein Talent enthalten. Für sich allein weiss er vielleicht nichts davon, aber in der Gemeinschaft wird es wach, er kann es einbringen.

Und er erlebt, dass das ein wertvoller Beitrag sein kann, was sein Leben ausmacht, und er kann es entfalten. So kommt er selber auf die Rechnung, weil sein Leben reich wird. Und auch die Gemeinschaft hat etwas davon. Sie weckt die Fähigkeit der Menschen. Sie weckt die Bereitschaft zum Mittun, die bei allen Menschen vorhanden ist. So ist die Gemeinschaft wie ein Brunnen; da wird eine Quelle erschlossen und das Wasser kommt zum Sprudeln. Und es hat genug für alle, mehr als genug. Das ist das eine, an das die Geschichte erinnert.

Der Tisch
Das andere, und das steckt auch im Abendmahl, das ist eine Erfahrung, die wir im Leben machen. Es gibt Momente, da fühlen wir uns leer und ausgebrannt. Wir geben uns Mühe, aber es will uns nicht mehr gelingen. Und je mehr Mühe wir uns geben, desto leerer werden wir. Es ist ein Gefühl, als ob wir mit einem Löffel in einem leeren Kessel kratzten. Aber da ist nichts mehr. Da sind wir mit unserem Leben an einem Punkt angelangt, wo wir mit Machen nicht mehr weiterkommen.

Das, worum es hier geht, das können wir uns nur schenken lassen. Glück gehört dazu, Gemeinschaft, Zufriedenheit, Erfüllung. Da nützt alles Kämpfen nicht. Kämpfen ist nicht das rechte Verhalten, um da weiter zu kommen, aber hinsitzen wie an einen Tisch, essen und trinken. Da müssen wir an die Quelle gehen, wo das Leben herkommt. Da müssen wir uns vertrauensvoll hingeben und uns schenken lassen, was unser Leben reich macht.

Da können wir den Durst stillen und den Hunger. Da werden wir satt – nicht nur in den äusseren Dingen, aber in dem, was unser Leben braucht. Davon erzählt die Geschichte der Brotvermehrung. Das ist der spirituelle Hintergrund des Abendmahls. Darum kann Christus in der Bibel sagen: „Ich bin das Brot“. Und die Frau in Samaria, die ihm an der Quelle begegnet, sagt zu ihm: Gib mir von diesem Wasser, das lebendig macht.

Das sind Geschichten für den Jahresanfang. Sie zeigen, dass auch in diesem Jahr etwas Schönes vor uns liegt. Und sie machen Freude, den Weg zu gehen.
Mitten in den alten Wegen, die wir gehen, öffnet sich auch wieder ein neuer Weg. Und er führt dorthin, wo das Herz uns hinzieht. Er bringt uns näher zu dem, was wir uns ersehnen. Und er bringt uns näher zu den Menschen. Im Miteinander kann unser Leben sich entfalten. Und die Gemeinschaft wird gestärkt durch unsern Beitrag.

 

Aus Notizen 2014
Foto von Nicole Michalou von Pexels