Wie der Samichlaus zu seinem schwarzen Begleiter kommt

Coronabedingt fallen die Klaus-Umzüge dieses Jahr an vielen Orten aus. Schon früher haben sie Unbehagen ausgelöst. Ist der schwarze Begleiter nicht ein Relikt aus Kolonialismus und Rassismus? Zwar wird der schwarze Begleiter oft als dunkelhäutiger Mensch aus den Kolonien dargestellt, das ist jedoch ein Missverständnis, auch bei Anhängern dieses Brauchs. Dass am 6. Dezember die Figuren von «Samichlaus» und «Knecht Ruprecht» im Kalender erscheinen, geht auf die Astronomie zurück.

Der St. Niklaus-Tag hat zu tun mit dem Mondumlauf. Früher waren alle Tage im Kalender einem Heiligen geweiht. Das waren die Gedenktage der Märtyrer. Zu jeder Figur gab es eine Legende. Das ist die Geschichte, die jeden Tag zur Heiligenfigur des Tages gelesen werden soll.

Im Kalender hat man aber auch die astronomischen Ereignisse eingetragen: wie die Sonne über das Jahr ihren Lauf zieht, wann Vollmond ist, wann Leermond. Das war wichtig für die Landwirtschaft. So kamen auf dem Kalender verschiedene Informationen zusammen, Heiligen-Legenden und astronomische Ereignisse. Das war auch beim St. Nikolaus der Fall.

Wir Rupertstag und Nikolaustag zusammenkommen
Früher gab es eine Merkregel: „Fällt der Neumond auf den ersten Herbsttag (24. September), dann fällt der letzte Vollmond des Jahres auf den 6. Dezember.“ So wurden die zwei Daten miteinander verbunden: 24. September und 6. Dezember. Wenn am 24. September Neumond ist, dann ist er dunkel, wenn am 6. Dezember Vollmond ist, dann ist er hell.

Der Mond hat eine Dunkelgestalt (wenn er leer ist) und eine Lichtgestalt (wenn er voll ist). Der 24. September ist der Tag des Heiligen Rupert, der 6. Dezember ist der Tag des Heiligen Nikolaus. So ist der Samichlaus in der Legende zu seinem dunklen Begleiter gekommen: dem Knecht Ruprecht. Ursprünglich hatten die beiden Heiligen nichts miteinander zu tun, der Mond-Kalender hat sie zusammenbracht.

Der Nikolaus, der mit dem Knecht Ruprecht umherzieht und die Kinder prüft und belohnt oder in den Sack steckt, das ist also der Mond, der einmal Licht und Gold bringt, das andere Mal Dunkelheit wie in einem Sack.

 

Aus Notizen 2013
Ein Literaturhinweis: Ralf Koneckis: Mythen und Märchen. Was uns die Sterne darüber verraten. Stuttgart 1994, S. 87f.
Bild Christian Ernst Bernhard Morgenstern – Mondnacht in Partenkirchen</em