Was uns hindert und zurückwirft

„Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte.“ So erzählt Christus in einem Gleichnis. „Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. Als nun die Saat wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut. Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du, dass wir hingehen und es ausjäten? Er sprach: Nein! Damit ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet. Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune.“ (Mt 13, 24-30).

Die Frage nach dem Weg
Dieses Gleichnis gehört zu den Texten, die im Februar in der Kirche gelesen werden. Mit der Feier des Kirchenjahres folgen die Gläubigen dem Weg Christi. Die Feiern im Januar stehen noch im Bannkreis von Weihnachten (sie heissen „Sonntage nach Epiphanias“), dann zeigt sich schon die Anziehungskraft von Ostern. Es kommen die „Sonntage vor der Passionszeit“. Die Betrachtung löst sich von der Herkunft (Weihnachten) und richtet sich auf das Ziel (Ostern). Die Frage nach dem rechten Weg steht jetzt im Blickpunkt. Wie finden wir Menschen ans Ziel?

Hindernisse auf dem Weg
Es gibt Widerstände auf dem Weg. Es ist wie Unkraut in einem Weizenfeld. Das steht für vieles, was uns widerstrebt, was unsere Pläne über den Haufen wirft. Christus spricht nicht von Passion. Aber es ist ein Bild auch für Unrecht und Leiden, für all das, was den guten Gang hindert und die Menschen zurückwirft. „Sollen wir es ausjäten?“ fragen die Knechte. „Wartet bis zur Ernte“, sagt Christus. Dann kommt der Herr der Ernte. Er trennt Kraut und Unkraut. Das ist seine Sache. Wir Menschen werden dadurch entlastet. Wir müssen keine endgültigen Urteile fällen. Wir wissen nicht, was auf die Länge zum Guten ausschlägt oder zum Schlechten. Wenn wir trotzdem eingreifen, reissen wir den Weizen mit dem Unkraut aus.

Die grossen Projekte
Es ist eine bildhafte Sprache. In ihren Bildern steckt die Erfahrung mit dem Handeln des Menschen. Immer wieder greift er zur „grossen Kelle“. Er will ein Reich der Gerechtigkeit aufrichten oder das Übel an der Quelle ausrotten. Aber absolute Werte kippen ins Totalitäre, wenn der Mensch sie mit seiner Kraft erzwingen will. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts lehrt uns, bescheidener zu sein und solch grossen Versprechen zu misstrauen.

Alles ist «gemischt»
Das Gleichnis warnt uns aber auch im Kleinen. Auch wir Menschen sind Weizenfelder, gemischt mit Unkraut. Das Urteil über uns und andere ist nicht uns gegeben. Wir Menschen sind uns zur Liebe empfohlen, zur Hilfe und zur Anteilnahme. „Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan“, sagt Christus. Und „du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst.“

Mit solchen Weg-Geschichten begleitet uns der Februar in das neue Jahr hinein, damit im Sommer ein schöner Weizen wächst auf unserem Acker. Und damit wir nicht die falschen Pflanzen ausjäten. Vielleicht sind es Blumen im Garten Gottes. Wer weiss, was er mit ihnen noch vorhat?