Wir haben uns vorschnell arrangiert

Die ersten Osterglocken sind schon da. Sie wecken die Erinnerung an die Osterfeste, wie wir sie früher gefeiert haben: Es ist Sonntag, eine warme Sonne scheint, wohltuend nach der lagen Winterkälte. Die Kinder sind im Garten und suchen zwischen Frühlingsblumen ihr Oster-Nestchen. Der Garten ist ein Bild des Friedens. Die Familie ist beisammen. Frieden und Glück blühen auf.

 

Der Garten und die Welt
Hier hat sich die Osterfreude ganz auf einen Garten zurückgezogen: einen umgrenzten, geschützten Ort, wo Frieden und Glück blühen können. In der Bibel meint Ostern mehr. Es ist eine Zusage an die ganze Welt, dass sie blühen soll wie ein Garten, und dass Gerechtigkeit und Friede in ihr wohnen. Die Osterbotschaft sprengt unsere Vorstellung von Glück und was wir für erreichbar halten. Sie geht weit über das hinaus, wie wir uns mit der Welt arrangiert haben.

Die Bibel spricht in Wundertexten von Ostern. Sie erzählen von einem leeren Grab, von Engeln und von der Erscheinung des Auferstandenen. Da ist eine Kraft am Werk, über die wir uns nur wundern und freuen können. Da gibt es nichts zu verstehen. Was es für die Menschen und ihr Zusammenleben bedeutet, das hat Christus vorher aber in klaren Worten zum Ausdruck gebracht.

Der Einzug
Wenn er kommt, ist es wie der Einzug ins gelobte Land. Das Reich Gottes bricht an. Und er preist die Leidenden selig, weil jetzt ihre Rettung naht: „Selig die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden! Selig die Friedensstifter!“ (Mt 5,3ff) Und er gibt eine Regel, wie das Zusammenleben gelingen kann: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das sollt auch ihr ihnen tun.“ (Mt 7,12)

Schon das erste Testament verbindet die Freude über die Schöpferkraft in der Natur mit der Zusage eines neuen Zusammenlebens unter den Menschen.

„Warum vergisst du den Herrn, deinen Schöpfer, der den Himmel ausgespannt und die Fundamente der Erde gelegt hat? Bald wird der Gefesselte freigelassen; er wird nicht im Kerker sterben und es mangelt ihm nicht mehr an Brot. Ich bin doch der Herr, dein Gott, der das Meer aufwühlt, sodass die Wogen tosen.“ (Jesaja 51,3ff)

Wenn Gott kommt, jubelt die Natur. In der Wüste brechen die Quellen auf. Aber auch die Gerechtigkeit wächst auf den Bergen.

„Er wird Recht verschaffen den Gebeugten im Volk, Hilfe bringen den Kindern der Armen. Dann tragen die Berge Frieden für das Volk und die Höhen Gerechtigkeit.“ (Ps 72,3f)

Ostern feiert beides: Gottes Kraft in der Natur und seinen Friedens- und Gerechtigkeitswillen für die Menschen. Die Schöpferkraft wird in allen alten Kulturen religiös gedeutet. In der Bibel ist es aber noch mehr: Da wird nicht nur der Frühling gefeiert, das Wiederaufblühen der Vegetation, das neue Leben, das sich aus der Winterstarre erholt. Da ist Ostern auch eine Zusage für die Menschen, dass ein neues Leben unter ihnen aufbrechen wird.

Es ist die Vision eines Friedens, der sich aus Gerechtigkeit und sozialem Beistand nährt.

 

Aus Notizen 2014
Der Palmsonntag feiert den Einzug Christi in Jerusalem.