Tag Archive for: Geschichte

Es wird so viel von Ende gesprochen und das mit so viel schrecklichen Bildern aufgeladen, dass ganz vergessen geht, dass Ende in der Bibel eine Heilskategorie ist. Das Ende wird ersehnt, es wird zugesagt, es ist eine Domäne Gottes und seines Handelns. Der Mensch kann es nicht herbeiführen oder verhindern. Es kommt von Gott her über ihn. Und Gott steht für Gerechtigkeit, er heilt das verletzte Recht, und er steht für Barmherzigkeit. Er weiss, dass der Mensch nicht kann, wie er soll. Selbst die verletzte Schöpfung will er neu machen. Weiterlesen

Wenn die Zeiten sich verschärfen, wächst auch eine Suche, was helfen kann. Früher forschten viele Menschen in der Bibel und wurden dort auch fündig. Sie ist immer wieder eine Fürsprecherin für Verfolgte und Bedrängte. Aus vielen Stellen liesse sich ein „soziales Evangelium“ zusammenstellen, aber die Bibel redet nicht nur in Einzeltexten, sie ist als Ganzes dem Volk verpflichtet, das Träger der Verheissung ist, dem sich Gott in Erbarmen und Gerechtigkeit zuwendet. Zu den sozial engagierten Texten gehört auch der Jakobus-Brief, der Mitte Oktober in den Kirchen gelesen wird. Weiterlesen

Als die Zeit sich verdüsterte revidierte er sein Weltbild. Sein bisheriger Optimismus widersprach so vielem, was die Zeit vor Augen stellte. Nicht nur am einzelnen Menschen zweifelte er, die ganze Menschheit schien einem Abgrund zuzulaufen. Weiterlesen

Der Gedanke der «Erbsünde» – heute hat man schon vor dem Wort einen Horror -half damals, den Konflikt zu überwinden zwischen dem Glauben an einen guten Gott, der lebensnotwendig war, und der gegenteiligen Erfahrung eines Lebens, das einen mit Leid und Unrecht konfrontierte. Und es lag nicht am guten Willen, die Menschen hatten das Gefühl, in etwas verstrickt zu sein, was sie lähmte und Dinge tun liess, die sie nicht wollten. So erlebten sie sich selbst dabei, wie sie beim besten Willen das Falsche taten, was das Leben belastete und verstörte.

Es war, als ob man auf eine abschüssige Bahn geraten war, bei aller Anstrengung, den geraden Weg zu gehen. Es rutschte alles ab und es gewann an Fahrt. So antiquiert sich das alles anhört, ein Zeitgenosse kann das wohl nachvollziehen, wenn er an die Klimazerstörung denkt, an das Artensterben. Da ist etwas ins Rutschen geraten. Und von morgens bis abends, als Angehöriger der «westlichen Welt», erlebt man sich als Profiteur einer Weltwirtschaftsordnung, die zulasten von anderen Menschen und Kontinenten geht, und man kann nicht aussteigen. Weiterlesen

Wir haben den Film «Wilde Fields» gesehen. Er spielt in der Ukraine, nach 2014, als der Krieg im Süden und Osten begonnen hatte. Der Film zitiert einen „Western“, spielt aber im Osten und sagt damit: Das Recht ist noch nicht angekommen. Hier gilt das Faustrecht. Es gewinnt, wer den Revolver schneller ziehen kann. Weiterlesen

Einleitung
«Immer schneller und radikaler wird das öffentliche Leben in der Schweiz eingeschränkt», schreibt die NZZ. «Die Börse reagiert mit Panik auf die Entwicklungen der Corona-Krise.» Geht die Entwicklung nur noch bergab?
Im Gespräch lässt jemand das Wort «apokalyptisch» fallen. Als ich jung war, hatten meine Eltern ein Bild an der Wand: „Die apokalyptischen Reiter“. Ich verband es mit den Schrecken, die sie durchgemacht hatten und die nur in dunklen Gerüchten auf mich gekommen waren: der zweite Weltkrieg, Bombardierung, die Gräuel der Nazizeit …

Kein Untergangs-Gerede
Heute redet man von «Apokalypse» im Sinn von Weltuntergang. Sieht man die Bibel an, so ist das ein Missverständnis. Dort geht es nicht um Weltuntergang, auch wenn dieser dort angesprochen wird, sondern um Rettung. Es geht nicht um Angstmachen, sondern um Ermutigung.
Das Wort Apokalypse meint „das Geoffenbarte“. Es gibt in der Antike viele Schriften zur Apokalypse. Im Neuen Testament findet sie sich in den Evangelien und in der „Offenbarung“ nach Johannes.

Trotz der schweren Zeit
Entstanden ist sie in einer Zeit der Not und der Verfolgung. «Wo ist Gott?», fragen die Menschen. «Warum hilft er nicht? Warum verzögert sich seine Hilfe?» Der Seher Johannes schaut in die Zukunft und sieht: Gott kommt, im Himmel ist der Kampf schon entbrannt (der Chaos-Drache wird gestürzt). Bald wird sein Eingreifen hier auf der Erde spürbar. Gott steht auf, er richtet seine Herrschaft auf.
So kann der Seher die Menschen trösten. Sie verzweifeln nicht an ihrem Weg, sie können wieder vertrauen: Gott hat es in der Hand, mein Leben, mein Schicksal und was um mich geschieht. Bald wird man es sehen.

Gegen den Zynismus
In diesem Vertrauen müssen wir nicht unsere besten Intuitionen verraten und zynisch werden. Wir müssen uns nicht selber helfen, weil es in dieser Welt kein Recht mehr gibt und nur der Stärkere überlebt. Wir können am Glauben festhalten: dass es Gerechtigkeit gibt und Barmherzigkeit, dass Unrecht nicht ungestraft bleibt, dass die Opfer Recht erhalten. Und die Welt wird nicht einfach untergehen. Auch das ist eine Intuition, die wir täglich brauchen, gegen die Ängste einer aufgewühlten Zeit.

Da ist ein Schöpfer, der sie in der Hand hält. Er ist die Quelle des Lebens. Er steht zu allem, was er geschaffen hat. Er stand am Anfang. Und er begleitet uns auf unserm Weg.

 

Inhaltsverzeichnis
Einleitung 1
Ein Globus fällt aus der Halterung 2
Katastrophen-Angst und Katastrophen-Lust 3
Die Normalitäts-Illusion 4
Die Geschichte kehrt zurück 5
Erweckung 6
Zuschauen wie die Bibel denkt 7
Die Apokalypse als «Schatten» des Evangeliums? 7
Eine Theologie der Geschichte 9
Der Jubel der Gerechtfertigten 10

 

Ein Globus fällt aus der Halterung

„Der Globus fällt aus der Halterung – mit diesem Bild hat der „Tages-Anzeiger“ an Sylvester Rückschau auf das vergangene Jahr gehalten. So will die Zeitung unsere Zeit auf den Punkt bringen: Die Welt hat ihre Achse verloren, das, was ihr Halt gibt, die Mitte, um die sich alles dreht.“

1. Januar 2002

Ein neues Millennium
Wie ein Fanal steht am Anfang des Millenniums der Anschlag von „Nine Eleven“. Als ob der Terror dem neuen Jahrtausend seinen Stempel aufdrücken wollte. Aber es war nicht der Terror allein. Ökologie und Ökonomie produzierten immer neue Schreckensmeldungen. In der Schweiz ist das Jahr 2001 als eigentliches „Katastrophenjahr“ in die Geschichte eingegangen.

„Wann hört das endlich auf?“, fragten sich viele Schweizer nach dem Absturz einer Crossair-Maschine bei Bassersdorf. Seit dem September häufen sich die Katastrophen-Meldungen. Auch Bundespräsident Moritz Leuenberger sprach von einem „schwarzen Herbst“ und erinnerte an die Terroranschläge in den USA, das Attentat in Zug, den Unfall im Gotthard-Tunnel und den Niedergang der Swissair.“

„1992 haben rund 1700 Wissenschaftler aus der ganzen Welt, darunter die meisten der Nobelpreisträger, eine „Warnung an die Menschheit“ verfasst: „Viele unserer gegenwärtigen Verhaltensweisen stellen ein ernsthaftes Risiko dar für die Zukunft, die wir für die menschliche Gesellschaft wünschen, aber auch für die Pflanzen- und Tierwelt. Und ohne Änderung können sie die lebende Welt so beeinflussen, dass diese das Leben nicht mehr tragen kann – in der Form, wie wir es kennen.“

Aus Notizen zum Jahr 2001

 

Katastrophen-Angst und Katastrophen-Lust
Überschwemmungen, Tierseuchen, Klimawandel, Ozonloch… – kaum ein Tag, an dem die Medien heute nicht von einer „Katastrophe“ zu berichten wissen. Die Gefährdung des Lebens ist zu einem grossen Thema unserer Zeit geworden. Hollywood hat die neue Gattung des „Katastrophenfilms“ geschaffen, und kürzlich brachte sogar das Kinder-Fernsehen einen Trickfilm, in dem ein Bärchen die Welt retten musste, weil die Zeiger der Weltzeituhr auf „fünf vor zwölf“ standen.

Katastrophen-Angst…
Seit den 70er Jahren wird es uns zunehmend bewusst, dass unsere Welt endlich und die Erde verletzlich ist. Nach dem Buch „Die Grenzen des Wachstums“ sprach man oft vom „Raumschiff Erde“ und verglich unseren Planeten mit einer „Arche Noah“, in der das Leben zwar behütet, aber auch gefährdet ist. In den 80er Jahren schufen Waldsterbe-Debatte, Unglücksfälle wie Tschernobyl und die Entdeckung von Ozonloch und Klima-Wandel ein eigentliches Katastrophen-Bewusstsein.

Die Soziologen sprachen von „Risiko-Gesellschaft“. Die Gesellschaft sei aus einem Zeitalter der Not in ein Zeitalter der Angst übergetreten. Nicht mehr die wirtschaftlich zu bekämpfende Not des Daseins stehe heute im Zentrum, sondern die Gefährdung der Lebensgrundlagen.

Auch technik-bedingte Unglücksfälle alarmierten immer wieder die Bevölkerung. Die Abdankungs-Gottesdienste für die Opfer von Flugzeugabstürzen oder Zugs-Kollisionen wurden zu medialen Grossereignissen, wo eine ganze Gesellschaft ihre Erschütterung, ihre Trauer und ihr Mitgefühl ausdrücken konnte. Die Gesellschaft fühlte sich als ganze mitbetroffen, weil die Krisenanfälligkeit zugenommen hatte und jeder sich damit konfrontiert sah. (Wie die Rückversicherungs-Gesellschaften berichten, haben sich die Katastrophen-Schäden zwischen 1970 und 1992 verzehnfacht).

… und Katastrophen-Lust
Neben einer „Katastrophen-Angst“ lässt sich aber auch eine Art „Lust an der Katastrophe“ beobachten. Die fast täglichen Berichte über Gefährdungen, Unglücksfälle und Übergriffe können auch eine übertriebene Selbstwahrnehmung als „Opfer“ erzeugen. Opfer sein ist zwar mit Ohnmacht verbunden, hat teilweise aber auch eine eigene Gratifikation bei sich, weil man Verantwortung abgeben kann, sich als „unschuldig“ fühlt.

An die Grenzen der Angst zu gehen, hat ebenfalls etwas Anziehendes an sich, weil diese Angst dort angesehen und bearbeitet werden kann. Es ist ein kreativer Prozess, der hilft, sich aus Lähmungen zu befreien und vorwärts zu gehen. So gibt es ein ganzes Genre von Hollywood-Filmen, die „den Mann“ zeigen, wie er auf dem Höhepunkt seiner Karriere „alles“ verliert: Stelle, Ansehen, Frau, Familie.

Es ist eine individuelle Katastrophe, Inbegriff der Ängste im Alltag vieler Männer. Aber das mal ausgemalt vor sich zu haben und zu sehen: das Ende ist oft nicht nur Endpunkt, sondern auch Ausgangspunkt von etwas neuem, das kann die Angst beruhigen und hat therapeutische Wirkung. Analoges gilt für kollektive Katastrophen-Ängste.

Eine andere Art Lust an der Katastrophe feiert diese als Vollstreckerin einer höheren Weisheit. Für viele Menschen haben die weltweiten Probleme heute ein derartiges Ausmass erreicht, dass einfach keine Partei, keine Regierung und kein System mehr sichtbar ist, dem man es zutraut, das Ganze noch in den Griff zu kriegen. So gibt es ein heimliches Einverständnis mit der Katastrophe, weil man hofft, dass die heute wirkenden Kräfte an ihre Grenzen stossen und von dort her eine Korrektur erfahren.

Das ist letztlich die Frage nach dem Subjekt, welches „das Ganze“ in Händen hält. Und das ist eine religiöse Frage. Die Faszination durch die Katastrophe hat damit zu tun, dass wir an der Grenze „dem Ganzen“ begegnen. Heute sei die Menschheit erstmals in der Lage, sich selbst auszulöschen, heisst es manchmal etwas pathetisch. In der Religions-Geschichte finden sich aber sehr frühe Beispiele für diese Vorstellung. Schon bei den ältesten Religionen finden sich Erzählungen von einem durch Menschen verschuldeten Untergang der Welt, weil dort, an der äussersten Grenze, die Kraft sichtbar wird, die alles trägt. Und in der Begegnung mit dieser Kraft können wir zur Ruhe finden – und zu einem neuen Verhalten. (…)

11. Juni 2001

Die Normalitäts-Illusion

Normalität, Alltag – das sind Begriffe, die die Gewissheit verkörpern, dass alles immer so weiter gehen werde, wie wir es gewohnt sind. Und wenn ein Problem auftaucht, so können wir es isolieren und bekämpfen. „Alltag“, da gilt die Formel „ceteris paribus“ – alles Übrige bleibt sich gleich. Zwar ist eine Frage da, aber alles andere läuft weiter. Darum können wir das eine identifizieren als „Problem“.

Die heutigen „Probleme“ haben aber die Tendenz, dass sie sich verzweigen, dass sie exponentiell wachsen wie die illegalen Glücksspiele im Schneeballsystem. Und wie dort werden nur wenige reich, die andern zahlen. Es treten Kipp-Punkte ein, wo das System in einen anderen Zustand wechselt und der alte Zustand ist nicht mehr wiederherzustellen. Da ist das Problem kein Einzelfall mehr, der sich abhebt vor einer überwältigenden Menge von Bedingungen, die gleich bleiben. Da ist es umgekehrt. Das Beharrende wird zum Einzelfall und alles andere verändert sich.

20. Juli 2012

Spinne ich?
Die Propheten sind die beruhigendste Lektüre in dieser Zeit. Sie nehmen die Unruhe auf, sie lügen nicht wie die ewig gut gelaunten Stimmen in den Medien, wie der ewig positiv gestimmte Konsum-Ton am Fernsehen.

So kann ich mich beruhigen bei ihrem Alarm. Wenigstens spinne ich nicht, denke ich, andere sehen es auch. Ich lebe nicht in einer Wahnwelt, es ist wirklich etwas los in der Welt. Aber wenn ich dann wieder an die Arbeit gehe, wenn ich ansehe, was die Kirche beschäftigt, dann denke ich wieder, ich spinne.

21. Juli 2012

Die Geschichte kehrt zurück

Ich mache Pläne für meine Pensionierung. Das sieht so aus, als ob ich alles selber ordnen könnte. Aber über meine private Zeit gestülpt ist wie eine Glasglocke die übergeordnete Zeit: In der Schweiz ist jetzt Ferienzeit. Viele sind weggefahren, es gab die üblichen Staus auf der Gotthardroute. Und zu dieser sozialen Zeit kommt jetzt wieder die historische Zeit.

Die Geschichte kehrt zurück. Wir hatten sie lange vergessen. Wir dachten, sie sei für uns mit dem Datum „1945“ (Ende des 2. Weltkriegs) oder „1989“ (Zusammenbruch der UdSSR und Ende des Kalten Kriegs) zu Ende gegangen. Aber sie ist wieder da, sie stört die sozial verordnete Ferienzeit, in der die Welt eigentlich still zu stehen hat, damit man Urlaub machen, die Zeitung vergessen, das Handy abstellen und sich ganz jener anderen Welt überlassen darf – bevor man dann wieder zurückkehrt, die Zeitungen überfliegt (es war nichts los) und die Postberge sichtet. Dann holt man bei den Nachbarn den Schlüssel zurück und dankt ihnen mit einem Mitbringsel für das Giessen der Blumen während der Abwesenheit. Mit der sozialen Zeit möchten wir die Zeit aufheben, sie in einen Zyklus von berechenbaren Wiederholungen zwingen. Es soll nichts Neues mehr geben, nur die rhythmisch wiederkehrenden Aufgaben, für die wir die Lösungen schon im Computer haben. Wir können sie abrufen aus dem Speicher unseren Gewohnheiten.

Aber jetzt ist etwas Neues geschehen. Die Geplänkel um die Arrondierung von Russland, das sich von der EU eingekreist fühlt, haben zu einem ernsten Zwischenfall geführt. (…) „Aus Versehen“ haben sie ein Zivilflugzeug abgeschossen, das die Ukraine überflog. Die Welt wurde aufgerüttelt. Und wieder ist sie ein Stück chaotischer geworden. Die Menschen reagieren zunehmend mit dem Gefühl von Überforderung. Es braucht nur noch zwei, drei andere Nachrichten, so werfen wir die Hände hoch, wie die alten Israeliten am “Tag des Herrn“, wenn ein Unglück nach dem andern über ihnen hereinbricht, in der typischen Kaskade von Unglücksfällen, die die Propheten beschreiben:
«Weh denen, die des Herrn Tag herbeisehnen! Was soll er euch? Denn des Herrn Tag ist Finsternis und nicht Licht. Gleich als wenn jemand vor dem Löwen flöhe, und ein Bär begegnete ihm; und er käme in ein Haus und lehnte sich mit der Hand an die Wand, und eine Schlange stäche ihn.” (Amos 5, 18f).

24. Juli 2014

 

Erweckung

Der Super-GAU in Fukushima ist verhindert, dank der improvisierten Wasserkanonen. Es werden Stromleitungen zu den AKWs gebaut. Ob das normale Kühlsystem wieder in Betrieb gesetzt werden kann, ist offen.

In den nächsten Tagen wird „Japan“ auf den Titelseiten und Aufmachern der Medien wieder verdrängt von Libyen, wo der Krieg eskaliert, wo der Aufbruch in der arabischen Welt in einem Krieg zu ersticken droht.
Den einen war es zu schnell, dass man die Katastrophe in Japan gleich mit politischen Forderungen verband, etwa zur Änderung der Energiepolitik, zur ökologischen Umkehr. Dass man das Unglück ausschlachtet für parteipolitische Interessen. (Werden die Grünen die nächsten Wahlen gewinnen?) Andere erinnern sich an Tschernobyl vor 25 Jahren und sagen: Nach einem solchen Ereignis öffnet sich ein Zeitfenster von höchstens fünf Jahren, wo die Menschen für solche Fragen sensibel sind, wo es möglich ist, den Pfad dieser Zivilisation umzustellen. Danach geht das Interesse wieder verloren. Man kehrt zum alten zurück.

Japan
War es das, was wir erwartet haben – oder kommt noch etwas?
Bei mir löste es auch eine Deblockierung aus, es erinnerte von den Folgen her an eine „Erweckung“, dass ich endlich tun und machen konnte, statt immer zu warten:

War es das, was wir erwartet haben – oder kommt noch etwas?
Auch in der Kultur gibt es so etwas wie ein Erweckungs-Erlebnis: ein Deblockieren. Die Menschen ermächtigen sich. Es bilden sich neue Koalitionen und Gruppierungen, die Menschen öffnen sich füreinander. Ich finde Anschluss an meine „Souveränität“, aus dem ich mein Leben entscheide, ich schaue nicht mehr links und rechts, frage nicht mehr, darf ich und soll ich?

Eine solche Krise hat auch eine befreiende Kraft. Viele Menschen ermächtigen sich. Sozial definierte und verteilte Kompetenzen, wer reden darf, wer Öffentlichkeit beanspruchen darf, wer zurückstehen muss, wessen Rede etwas gilt, noch bevor er den Mund aufmacht, wessen Rede nichts gilt (man weiss es, bevor er noch ein Wort gesagt hat) – solche Regeln treten ausser Kraft. Eine Zeit lang ist vieles möglich, bis sich neue Dominanzen herausbilden, neue Sprachregeln etablieren, bis neue Herren und neue Knechte definiert sind.

20. März 2011

 

Zuschauen wie die Bibel denkt

Die Toten stehen auf oder der Engel der Geschichte

Wie umgehen mit Erfahrungen von Zerstörung, Gewalt und Unrecht, die den Menschen traumatisieren und aus seiner gewohnten Bahn werfen? Diese Frage stellte sich nicht nur im neuen Millennium mit dem Terrorismus und der Infragestellung des Lebens durch die Klimaveränderung. Vor dieser Frage standen auch die antiken Hochkulturen, die Krieg und Krise in vielfacher Form erlebten. Darum ist die Bibel nicht nur ein religiöses Buch, sondern auch ein Archiv der Menschheit, wo Verhaltensweisen und Modelle des Leben-Könnens seit der Antike aufbewahrt sind.

Das Alte Testament redet kaum von Auferstehung und Auffahrt, im Neuen Testament steht es im Zentrum. In zwischen-testamentlicher Zeit taucht es auf: in Apokalypsen, Weisheitsschriften, späten Psalmen. Das Thema begleitet das Werden der Bibel.

Man kann zusehen wie eine Religion denkt, wie viele Generationen ihre Erfahrungen vor Gott bringen. Und wir sehen, wie sie ihr Vertrauen zu Gott neu begreifen lernen.

So verändert sich auch ihre Auffassung von Wirklichkeit, immer mehr Erfahrungen werden vom Glauben durchdrungen. So finden sich schliesslich auch Antworten auf Erlebnisse, die uns schwer verstören, z.B. die Fragen:
• Wie ist es mit dem Unrecht, das auf der Erde keinen Richter findet?
• Wie ist es mit all den Toten der Kriege, die immer wieder die Erde verwüsten und Elend verbreiten?
• Wie ist es mit all den Armen und Unterdrückten – bleiben sie für immer auf der Verliererseite?
• Gibt es also kein Recht auf der Erde? Ist alles nur blindes Schicksal oder Zufall oder folgt die Welt einfach dem Recht des Stärkeren?

5. Mai 2002

 

Die Apokalypse als «Schatten» des Evangeliums?

Bergpredigt und Apokalypse scheinen verschiedenen Welten anzugehören. Der Kontrast fällt sofort auf. Und das wird der Kirche oft zum Vorwurf gemacht: Sie vertritt eine Lehre voller Sanftheit, aber die Offenbarung steckt voller Gewalt. Da wird getötet, in die Hölle gestürzt, ins Feuer geworfen, da sind grausame Strafen.

Man könnte sagen: Die Apokalypse ist so etwas wie der „Schatten“ der Bergpredigt. Das helle Licht der Gewaltlosigkeit wirft einen grossen Schatten: all die Gewalttätigkeit in der Offenbarung.

Rächt euch nicht selbst
Beim genaueren Hinsehen wird aber deutlich: Es ist kein Gegensatz. Schon in den vorangehenden Büchern wird gesagt: «Rächt euch nicht selbst, werft es auf Gott. Er wird richten.» Das genau zeigt die Apokalypse. Erst so wird es möglich, auf Rache zu verzichten. Das Unrecht ist geschehen, das darf man nicht verleugnen. Aber man übergibt die Strafe Gott. Er kann es aufklären. Er kann richten. Denn er ist auch der Schöpfer, der seine Geschöpfe liebt. Er kennt Barmherzigkeit.

Unbarmherziges Recht, barmherzige Rechtlosigkeit
Nur Gott ist in der Lage, beidem gerecht zu werden: dem Recht und der Barmherzigkeit. Wenn Menschen wirklich gerecht sein wollen, wird es oft unbarmherzig. Wenn Menschen barmherzig sein wollen, wird das Unrecht oft unter den Tisch gewischt. Beides braucht seinen Ort. Die Apokalypse sagt: Der Gekreuzigte kommt wieder, das Opfer sitzt zu Gericht. Er weiss zu richten. Er weiss aber auch, wie es tut, wenn man verfolgt wird. So kennt er auch die Barmherzigkeit.

Paulus sagt: „Rächt euch nicht selbst, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: „Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.“ (Römer 12,19) Das macht die Apokalypse im Grossen. Der seelsorgerliche Rat wird zu einem geschichts-philosophischem Ausblick, beides wirkt psycho-hygienisch.

Die Bibel auf der Couch
So kann man die Apokalypse auf die psychologische „Couch“ legen. Das Hell-Dunkel fällt auf, die Entsprechung, aber es ist mehr. Die Gewalttätigkeit, die eine normale Reaktion auf Gewalterfahrung ist, wird wahrgenommen. Sie wird nicht verdrängt (so dass sie mit noch mehr Gewalt durchbricht), sie wird „übergeben“.

Damit wird der Weg der Vernunft frei gemacht: Revanche und Rache verewigen die Konflikte. Für Frieden brauche es Akte des Gewalt-Verzichts und der Vergebung. Ein Zwischenschritt ist, das Leiden Gott als Richter zu übergeben und zu vergegenwärtigen, wie er richtet.

So könnte man die Apokalypse des Johannes die „Psychotherapie der frühen Kirche“ nennen. Und es ist keine billige Religionskritik. Der Schatten wird zugelassen, weil ein Umgang damit gefunden ist. Und der heisst: Nicht verdrängen, nicht immer nur lieb sein. Dem Zorn Raum geben, dem leidenschaftlichen Ruf nach Gerechtigkeit. Der Gewaltverzicht, das Unterordnen, das die-Welt-stehen-lassen findet eine Kompensation in dem Ruf nach seiner Rückkehr, im Vertrauen, dass Christus als Richter wiederkehrt, dass er in Herrlichkeit regiert.
So kann alles ihm übergeben werden. Und die Leidenden, Verfolgten ersticken nicht mehr an ihrer verschluckten Wut. Sie bekommen keine Magen-Geschwüre mehr von ihrer zurückgehaltenen Pflicht, ihre Lieben zu verteidigen, Unrecht zu rächen, für das Wahre und Rechte einzustehen mit ihrem Leben.

So kann das erste wieder in sein Recht eintreten. Es ist nicht widerlegt durch den Geschichtsverlauf. Der sanfte Jesus, der nicht zur Waffe greifen wollte, er hatte recht, denn jeder, der zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen. So ist kein Friede zu finden in dieser Welt.

Aus Notizen 2013

 

Eine Theologie der Geschichte

Versöhnung für die Opfer der Geschichte

Dritter Tag der Ausgangssperre. Draussen ist Frühling, die Blüten schiessen heraus, als ob die Büsche explodieren wollten. Die Regierung hat ältere Menschen wegen der Pandemie aufgefordert, das Haus nur für Einkäufe oder dringende Arztbesuche zu verlassen.
Ich beschäftige mich mit Apokalypse. Ist das eine Beschäftigung für eine solche Zeit?

Aber es geht nicht um Angstbilder, im Gegenteil. Apokalyptik ist eine antike Geschichts-Theorie, die nach der Versöhnung fragt – nicht nur im individuellen Massstab, sondern geschichtlich.

Da geht es um die Unterjochung von ganzen Völkern, um Vertreibung, Völkermord, Exilierung. Und da auch die grossen Reiche untergehen und von andern, noch grösseren aufgefressen werden (Assyrien, Babylonien, Perser, Griechen, Römer…) – was bestimmt Aufstieg und Niedergang der Reiche?

Kann man die Intuition auf Gerechtigkeit damit in Verbindung bringen? Gibt es Gerechtigkeit nicht nur im Kramladen, wo es um rechte Bezahlung geht, gibt es das auch, wenn man ein ganzes Leben anschaut, das Leben eines Volkes? Gibt es Gerechtigkeit für die Unterjochten?
Die Apokalyptik ist der spannende Versuch, all diese Fragen zu beantworten.

18. März 2020

Ein Pfui-Thema
Die grossen Kirchen haben die Apokalypse den Freikirchen und Sekten überlassen, aber die Kirche muss wieder lernen, apokalyptisch zu reden: um die Angst der Menschen aufzunehmen und um Gott grösser zu denken als die Angst. Hollywood hat die Bilder, die von der «Hochkultur» nicht mehr bearbeitet werden, aufgegriffen, von wo sie zahlreiche populäre Untergangs-Phantasien alimentieren.

Die Distanz der Kirche zur Apokalyptik erklärt sich aus ihrer Rolle in der Geschichte, weil sie immer wieder messianische Bewegungen inspiriert hat. In grossen Notzeiten schien das «Ende» überhaupt nahegerückt, jetzt «musste» Gott einfach eingreifen. Christus musste zurückkehren und zugunsten seines Volkes eingreifen, wie er es in der Apokalypse versprochen hat.

Nur noch ein Märchen
Einen ironischen Nachklang auf diese politische Apokalyptik findet man noch in Heines Gedicht «Deutschland, ein Wintermärchen». Der Dichter kehrt über den Rhein nach Deutschland zurück. Der Aufbruch der liberalen Revolution in Frankreich ist in Deutschland abgewehrt, die revolutionären Ausbrüche von 1848 stehen noch aus. Im Traum begegnet er Kaiser Friedrich Barbarossa, der nach einer Legende im Kyffhäuser begraben liegt.

Wenn die Not am allergrössten ist, wird der Kaiser zurückkommen, so erwarten die Menschen in dieser Legende, um seinem Volk beizustehen. Dann wird er die Übeltäter bestrafen und Recht und Frieden schaffen. Heine zitiert die Legende, um sie zu brechen: In Frankreich hat das Volk seinen König guillotiniert. Das Volk hat sich selber zum «historischen Subjekt» gemacht, das Recht und Freiheit erkämpft. Es braucht keinen mittelalterlichen Kaiser mehr und keine religiöse Hinterwelt, denn jetzt wird der Tisch im Diesseits gedeckt. Und Recht, das wird schon hier erlebt, nicht erst in einem Jenseits.

Das revolutionäre Subjekt
Dass die Apokalyptik ein Versprechen für die Geschichte bereit hält, ist durch die Jahrhunderte immer wieder in Erinnerung gerufen worden durch chiliastische Bewegungen. Diese übersprangen auch leicht die Hürde der Säkularisierung. Ihre Bilder von Endzeit und Vollendung konnten sich auch in nicht-kirchliche Ideologien kleiden.
Wenn Heine auf die Französische Revolution verweist, die den Jenseits-Trost unnötig mache, weil der Mensch sein Schicksal jetzt selber in die Hand nehme, so ist die Revolution schon bald zu einem Haupttreiber von Geschichts-Ideologien geworden, die ihre Herkunft aus der Geschichts-Theologie nicht verbergen können, so deutlich in den Schriften des Marxismus. Auch anti-christliche Bewegungen wie der Nationalsozialismus sahen ein letztes Geschichtssziel vor sich, dem sie alles unterordneten. Sie riefen das «tausendjährige Reich» aus.

Verständlich, wenn man bald lieber die Hände liess von solchen Gedankengängen. Apokalyptik hat es als Theologie mit dem Absoluten zu tun. Wo ein Staat, eine Partei ,sich anheischig macht, dieses absolute Ziel im Diesseits zu erreichen, schlägt das Absolute in Totalitarismus um.

 

Der Jubel der Gerechtfertigten

Apokalypse und jüngstes Gericht

Der Jubel der Gerechtfertigten, den man in der Apokalypse hört, der ist bereits im ersten Testament zu finden. Lange haben sie gewartet, gelitten und „eingesteckt“. Alles haben sie Gott anvertraut, damit er endlich „aufsteht“ und sich als Richter erweist, dass er eingreift und Recht schafft.
In den Siegesliedern ist dieser Ton zu finden. Anders geht die Welt nicht auf.
Ohne Gerechtigkeit bleibt sie eine Räuberhöhle und ein Hohn auf Gott. Aber jetzt geschieht es, „endlich“, und sei es in einem letzten Moment, der schon nicht mehr zur Geschichte zählt, der mathematisch einem Grenzbegriff gleicht, der aber doch den ganzen Definitionsbereich prägt: Es ist vielleicht erst im „jüngsten Gericht“.
Aber das wirkt nach vorne und hinten. Die Welt wird erlöst, auch bezüglich von Recht und Unrecht, von Leid und Demütigung und falschem Triumph. Gott rückt es wieder zurecht. So kann man aushalten, notfalls ein ganzes Leben lang, notfalls, ohne dass man auch nur ein Quantum davon erlebt, von dieser Gerechtigkeit. Aber die Gewissheit, dass sie kommt, lässt die Leidenden aushalten, es hält die Balance.

Das Reich Gottes hat (in der leidvollen Erfahrung der Zeit, in der hier gesprochen wird) keine „Brückenköpfe“ mehr auf dieser Seite des Lebens. Der Brückenkopf ist fast nur virtuell: in der Gewissheit des Glaubens, die ausstrahlt in die Hoffnung. Sie verlieht die Fähigkeit, zu vergeben, die Kraft, immer wieder aufzustehen und weiter zu gehen. Sie nährt die Kraft, den Menschen zu begegnen und nicht zu verbittern, sie verleiht die Geborgenheit einer „neuen Unschuld“, so verletzt und entstellt die Gesichter auch sind durch das erlittene Unrecht. Aber sie müssen die Welt nicht in Brand stecken, diese Menschen, sie müssen das höllische Feuer, das sie erleiden, nicht nach aussen tragen. Denn sie vertrauen auf einen Gott, der – trotz allem – das Recht in der Hand hält. Und der aufsteht zum Gericht.
Brutalität in der Bibel?

Und so kann man auch die „brutalen Szenen“ würdigen in diesen Texten. Es ist nichts gegen die Filme, die jeden Tag im TV laufen und die auf einer sozialtherapeutischen Ebene am selben Problem arbeiten: an der Erfahrung von Ungerechtigkeit in der Gesellschaft.
Es ist die Genugtuung der Opfer, die gelitten haben und die gerade nicht zur Rache greifen, die gerade nicht Amok laufen, die gerade nicht eine gewalttätige Revolution anzetteln, die gerade nicht einen Wind säen, der nur zu einem Sturm werden kann und mehr Uebel erzeugen als er lösen soll…

Es sind die Menschen, die alles vor Gott getragen haben, all ihr Leiden, all ihre Demütigung und Bloss-Stellung, all ihre Zurücksetzung, den ganzen Betrug, die Falschheit und Lüge, der sie ausgesetzt sind.

„Gott steht auf, seine Feinde zerstieben;
die ihn hassen, fliehen vor seinem Angesicht.
Sie verfliegen wie Rauch verfliegt;
wie Wachs am Feuer zerfliesst,
so vergehen die Frevler vor Gottes Angesicht.
Die Gerechten aber freuen sich und jubeln vor Gott;
sie jauchzen in heller Freude.“ (Aus dem Ps 68)

15. Juli 2013

 

Foto: Pieter Bruegel the Elder – The Tower of Babel

Der Kirche brechen die Mitglieder weg. An vielen Orten ist nur noch ein Drittel der Bevölkerung reformiert. Altgewohnte Arbeitsformen werden hier schwer. Es gibt zu wenig reformierte Familien am Ort für einen Familien-Gottesdienst. Am einfachsten geht es noch in der Schule. Da sind alle vereint. Weiterlesen

Mitte 19. Jahrhundert kamen zwei Deutsche nach Zürich, der eine ein liberaler Theologe, der andere ein Kommunist. Der erste bekam einen Lehrstuhl, der andere landete im Gefängnis. Der erste brachte die Bevölkerung gegen sich auf, der zweite die Obrigkeit. Weiterlesen

Die Geschichte vom Menschen, der von einem Wal verschluckt wurde und bis zum Grund des Meeres reiste, ist fiktiv. Es sind aber reale Erfahrungen, die hier zu einem Mythos verdichtet werden. Auch wer heute von der Erzählung gepackt wird, fühlt sich erinnert an eigene Erlebnisse von Überwältigt-Werden, von Dunkelheit und von Suchwegen im Ungewissen. Das Folgende ist ein Auszug aus meinem Büchlein «Im Innern des Wals. Was Jona sah und erlebte als er zum Grund des Meeres reiste, edition winterwork 2021. Das Büchlein folgt verschiedenen Erlebnissen «Im Bauch des Wals», das Nachwort, aus dem hier zitiert wird, versucht, es zu verstehen.

Peter Winiger

 

Falsches Aha!

Immer wieder erlebe ich als Erwachsener, wie ich etwas tue, was ich nicht will. Und was ich will, das tue ich nicht. Der Widerstand, der kommt nicht erst am Schluss dazu, der mischt schon von an Anfang mit. Schon die Wahrnehmung ist geprägt. Sie zeigt mir die Wirklichkeit nach dem Muster frühkindlicher Erfahrungen. Und die Antwort darauf ist schon beigemischt. So hatte ich als Erwachsener seltsame Aha-Erlebnisse: Wenn etwas ganz aussichtlos erschien, dachte ich, ich sei endlich am Boden der Wirklichkeit angelangt.

 

Ist es das, was wir erwartet haben, oder kommt noch etwas Grösseres?

Erdbeben, Tsunami, Kernschmelze, Super-GAU – eine Katastrophe zieht die andere nach sich. Ist das das grosse Dunkle, das wir vor uns sahen und vor dem wir uns immer gefürchtet haben oder kommt noch etwas Grösseres?

Das traumatische Erleben ist nicht nur «schräg», nicht nur eine private Spinnerei – es ist von Erfahrungen geprägt, auch wenn die Reaktionsweisen, die es bei den Menschen auslöst, oft dysfunktional sind. In grösserer Sicht ist die Falsch-Nehmung eben doch eine Wahr-Nehmung – es gab das Ereignis wirklich, das das Wahrnehmen verbog und das ganze Leben auf eine falsche Bahn brachte.

Da wurde das Vertrauen verletzt. So muss das in allen Situationen zum Vorschein kommen, die Vertrauen verlangen: in den Beziehungen, die ein Mensch eingeht, in den Begegnungen am Arbeitsplatz. Es entsteht ein Mensch, der nicht vertrauen, d.h. glauben kann, denn Glauben ist Vertrauen. So zeigt es sich hier am reinsten, ob ein Mensch vertrauen kann: im Glauben, ob er dieses Risiko eingehen kann.

 

Die Wende zu Gott in der Lebensmitte

Die Frage der Religion muss auftauchen, wo vom Leben und vom Tod die Rede ist. Sie hängt nicht am Kinderglauben, die Frage kann sich immer wieder neu stellen. Insofern haben jene Kirchen nicht alles verspielt, die die Tradition abbrechen liessen. Und die Verächter, die die Gläubigen für ihre Kindlichkeit verlachen, sind nur nie verzweifelt genug gewesen in ihrem Leben.

Hiob ist kein Kinderbuch. Er rechtet mit Gott. Er braucht Gott, um ein Gegenüber zu haben, wo er seine Verzweiflung hintragen kann – und seine Intuition, dass es doch gerecht zugehen müsste im Leben und Zusammenleben.

 

Grossmutter

Ein «Trauma» ist selten das Leiden eines einzelnen. So wie die Erfahrung von vielen geteilt wird, wenn die historischen Umstände betrachtet werden, so geht sie in die Tiefe der Zeit: Ein Trauma kann über die Generationen weitergegeben werden.

Der traumatisch Verletzte scheint wie unter einem Bann zu stehen, sein Verhalten läuft wie in einer Kreisbahn, so dass immer wieder dieselben Konstellationen auftauchen. Diese Bannkraft wirkt auch über die Generationenfolge, so dass immer wieder ähnliche Schicksale auftauchen.

So entstehen die grossen seelsorgerlichen Fragen, die Familienfragen, wo getrunken wird, wo Gewalt ausgeübt wird – oder wo Menschen «ins Wasser gehen». Und es kann wie ein «Auftrag der Ahnen» empfunden werden, endlich mal die Frage zu stellen: ob diese Welt verlässlich ist oder nur ein schwarzes Loch. Das ist die Frage nach Gott.

 

Glaube entsteht im Gehen

Vertrauen ist kein kognitiver Akt, es kommt nicht einfach durch ein «Aha» zustande. Vertrauen, vor allem wenn in diesem Vertrauen ein Weg eingeschlagen wird, wenn eine Handlung erfolgt, die durch nichts als Vertrauen gerechtfertigt wird, ist ein existenzielles Risiko. Denn oft stehen dieser Entscheidung viele Gründe und Motive entgegen, es ist nicht lebensklug, hier zu vertrauen, die Klugheit würde Sicherheit verlangen. Und es mobilisiert schlicht Angst, wenn die bekannten und verlässlichen Geländer losgelassen werden und ein Weg ins Ungewisse eingeschlagen wird. Es gibt aber Akte im Leben von dieser Art, die weder ökonomisch versichert noch sozial abgestützt werden können. Wo der einzelne allein steht und «jetzt», in diesem Moment eine Entscheidung fällen muss.

Da ist «Gott» keine theoretische Frage, es ist die Vertrauensfrage schlechthin. Und auch das psychologische Wissen, wie Vertrauen entsteht, wie es verletzt oder geheilt wird, hilft nicht weiter. Denn hier ist der Betroffene nicht Beobachter im eigenen Leben. Die Zeit der «Es-gibt- und es-hat-Sätze» ist vorbei. («Es gibt Gott» oder «Es gibt keinen Gott». Auch der Atheismus hilft nicht weiter.) Der Schritt ist jetzt fällig und er muss ihn gehen. Das unterscheidet ein gelebtes Leben von einer Theorie über das Leben oder von einer Erzählung über das Leben, die immer von einem anderen Standpunkt aus erfolgen, vorher, nachher oder darüber, aber nie vom Ort der Entscheidung aus. Und der gleicht dem Ort des Seiltänzers oben auf dem Seil, das nur ein Vorwärts kennt.

Was wir jetzt tun, verrät etwas über uns. Wie wir uns auf dem Weg verhalten, darin zeigen wir, wer wir sind. Mit jedem Schritt vertrauen wir uns Gott an, so machen wir mit jedem Schritt Erfahrungen mit ihm. So geschieht auf dem Weg eine doppelte Auslegung: wer wir sind und wer er ist.

Der Weg ist ein Risiko, und er sucht das Risiko. Der Glaubensweg scheint davon angezogen. Wir wollen nicht nur ein bisschen Vertrauen im Leben, wir wollen das ganze Leben vom Vertrauen her gestalten und erfahren. Es ergibt sich damit fast zwangsläufig, dass wir in alle möglichen Ängste hineingehen, dass der Glaubensweg da hineinführen muss. Denn dort, wo es früher hiess «ich fürchte mich» soll es in Zukunft heissen «ich vertraue». Ich gehe vorwärts, auf die Menschen zu, die mich erwarten, auf die Aufgabe, die vor mir steht.

 

Wie weiss ich denn, dass mir das Leben gelingen wird?

Wenn ich wüsste, dass mein Leben gelingt, wie ganz anders könnte ich es leben! Ohne Angst und in Freude. Und die Probleme, die alles in Frage stellen, wären keine Probleme mehr, es wären Aufgaben auf dem Weg. Schade, weiss ich es immer nur hinterher, ob es gelungen ist. Muss ich also bis zum «Jüngsten Gericht» warten, bis ich es weiss? Stehe ich immer in Zweifel? Soll ich es da nicht lieber gleich fahren lassen, da es doch aussichtslos ist?

So fragte schon Thomas a Kempis: „Ich kenne einen Freund; der war von Angst ergriffen und schwebte lange zwischen Furcht und Hoffnung. Eines Tages, da ihn der Kummer halb aufgezehrt hatte, warf er sich, aus dem Herzen betend, in der Kirche vor dem Altar nieder und grübelte bei sich: Oh, wenn ich gewiss wüsste, dass ich im Guten bis ans Ende verharre! Da hörte er die göttliche Antwort in seinem Innersten: „und wenn du das wüsstest, was wolltest du dann tun? Tue jetzt, was du dann tun wolltest, und du wirst sicher zum Ziele kommen.“ Dieses Gotteswort tröstete und stärkte ihn, dass er sich ganz dem Willen seines Herrn hingeben konnte, und alle Angst war dahin.“

Wie weiss ich denn, ob mein Leben gelingt? – Ich weiss es heute schon, wie Wissen davon überhaupt möglich ist: im Glauben. Also kann ich vorwärts gehen, auf die Menschen zu und in die Situation hinein.

(Thomas von Kempen, Das Buch von der Nachfolge Christi. Stuttgart 1967. S. 52.)

 

Nicht vom Glauben her, auf den Glauben hin

Den Glauben, den man zum Leben braucht, habe ich noch nicht. Das Vertrauen, mit dem es mir gelingt, davon bin ich noch weit entfernt. Ich bin erst auf dem Weg. Aber schon auf dem Weg gibt mir der Glaube etwas, mit dem ich ihn finden und bestehen kann: Wenn ich die Frage, die vor mir auftaucht, auch nicht vom Glauben her beantworten kann, ich kann sie auf den Glauben hin betrachten. Ich kann sie ins Gebet nehmen, sie anschauen im Licht des Evangeliums. So kann ich den Schritt tun.

So öffnet sich zwischen mir und dem Ziel auch kein Abgrund mehr. Ich bin nicht einfach schlecht und ungenügend (die Symptome stehen schon bereit, mit denen man mein Scheitern beschreiben kann). Ja, ich scheitere, und das mit Notwendigkeit. Ich kann das Ziel des Lebens gar nicht aus eigener Kraft erreichen. Die Vollendung erfolgt aus derselben Kraft, die den Anfang geschaffen hat. So kann ich meinen Standort annehmen, muss ihn nicht kleinreden und schlecht machen. So kann ich in mir Platz nehmen. Das Leben beginnt.

So habe ich endlich die Kraft gefunden, mit der ich in alle Angst hineingehen kann. So kann ich alles nochmals ansehen, mich mit allem versöhnen. Das bin ich. Und da ist Gott, mit ihm finde ich den Weg.

 

Wenn es Gott wirklich gäbe?

Wahrheit zeigt sich für mich, wenn ich mich vor Gott stelle. Das klärt die Situation, enthüllt sie, zieht den Schleier weg.

Es hat Folgen für das Erkennen: Es zerreisst die Projizierungen, zeigt auch den Menschen in seiner Vollgestalt, wie er nur im Gegenüber Gottes sichtbar wird, das macht die Liebe leicht; es legt die Impulse frei: auf den Menschen zuzugehen; es zeigt die Wege; es ersetzt die Angst-Projektionen durch Erkenntnis-Bilder der Liebe und setzt so einen Wirkkreis in Gang, der dem Teufelskreis der Angst entgegengesetzt ist.

Und es hat Folgen für das Tun: Ich kann das Richtige auch tun, die Blendwirkung der Angst wird aufgehoben, so dass ich sehen kann, wo vorher nur eine weisse Wand war, und ich kann hineingehen, wo vorher nur etwas Schreckliches war, was mich von sich weggetrieben hat.

 

Gebet

„Gott, ich weiss, dass Du da bist!
Ich höre Dich nicht, aber ich weiss es gegen alles Schweigen!
Ich sehe dich nicht, aber ich weiss es gegen alles Dunkel!
Ich spüre Dich nicht, aber ich weiss es gegen alle Beweise meiner Hand, die ins Leere tastet.

Ich weiss es einfach, und damit weiss ich was „Wissen“ ist.

„Wissen“ ist einzig und allein diese Gewissheit, mit der ich Dich weiss. Alles andere ist nur Panik, Illusion, falsche Beweise. Mein Stolpern beweist nichts, meine Hände stolpern wie die Beine, die Augen irren wie die Hände…

Lieber Gott, führe mich, hier meine Hand. Ich bitte – ich weiss, du wirst mir geben.
Ich klopfe an – Du machst auf.

Du bist, ich bin.

 

Grösste Not und grösste Freude

Das Schlimmst-Mögliche, so die schreckliche Ahnung, wird vielleicht von der Angst selber herbeigeführt! So wären wir selber die Übeltäter in unserem Leben. Und wir brauchen die Menschen um uns herum nur zur Staffage, um unser eigenes Drama immer und immer wieder aufzuführen.

Jeder wird im Laufe seines Lebens eingeholt vom tiefsten Punkt seiner Verletztheit. Es kann nicht anders sein, die Heilung muss zum tiefsten Punkt gehen. Vertrauen, wenn es ein Leben anleiten will, muss Antwort wissen gerade auf diese Fragen, die am meisten in Verzweiflung stürzen. Glaube ist nicht Glaube, wenn er nicht durchgehalten wird bis in die schmerzhaften inneren Dialoge hinein, die wir dauernd in uns wiederkäuen.

 

In Blaubarts Zimmer

Irgendwann geht der Weg bis ins Innerste. Dort wird auch das Äussere verständlich. Die Rätsel klären sich. Erst im Innersten kehrt die Bewegung um. Wenn ich das Innerste aufgesucht habe, bin ich fähig und bereit, mich nach aussen umzuwenden. Sonst sitzt es mir als Angst im Nacken. Im Innersten aber, wo die Angst am dichtesten scheint, kehrt Ruhe ein. Im Innersten klären sich auch die Rätsel der Familien-Geschichte.

Der Weg des Nachgehens, des Aufsuchens, des Wiederholen-Müssens aber auch des Heilens, geht bis zum Schlimmst-Möglichen, die Bewegung geht bis zum Innersten. Da ist die Schatzkammer – und das Blaubart-Zimmer der Familien-Geschichte. Hier werden Schicksale geprägt und Lebensläufe entschieden. Hier eintreten ist wie eintreten in eine andere Wirklichkeit. Sie ist mit nichts anderem zu vergleichen.

 

Die Zukunft der Kinder

Unsere Kinder werden die Welt nicht mehr so erleben, wie wir das noch durften. Das hat mir lange am meisten zu schaffen gemacht. Es macht mir Angst, in die Zukunft zu gehen und die Kinder auf diesem Weg allein lassen zu müssen. Wer behütet sie?

Auch der Tod hat sein Gesicht verändert. Alles ist unbekannt und unerprobt. Wer könnte hier voran gehen, wer hat das schon erlebt? Wer könnte die Worte sprechen, die Trost und Vertrauen geben, weil er weiss, dass es einen Weg hindurch gibt?

 

Notwendig

Tatsache ist, wir können gar nicht weniger erwarten. Kranke hoffen auf Gesundheit, Ausgestossene, dass sie wieder aufgenommen werden. Wir erwarten, dass am nächsten Morgen die Sonne aufgeht. Es gibt Erwartungen, die sind lebensnotwendig: dass die Welt Bestand hat, dass der Weg der Menschheit sich nicht im Dunkeln verliert, dass es für das eigene Leben ein Ankommen gibt. Die Erwartungen der Menschen sind absolut, sie richten sich aufs Ganze. Wir können gar nicht anders.

 

Hinausgehen

Petrus sitzt im Boot. Er ist mit den anderen Jüngern hinausgefahren. Der See ist stürmisch. Einmal, als die Wellen ins Boot schlagen, fürchtet er um sein Leben. Aber das Boot gibt ihm Schutz, hier fühlt er sich einigermassen sicher.

Aber jetzt sieht er, wie Jesus auf den Wellen wandelt – ungeschützt, ganz ausgesetzt. Mitten im Sturm. Es hat eine ungeheure Leichtigkeit. Es ist nicht Sicherheit, es ist Vertrauen. Er stützt sich auf nichts, was ein Mensch machen kann, auf nichts, was zu dieser Welt gehört.

Es gibt keine Bedingung in der Welt, die zuerst erfüllt sein müsste, damit er so leben kann, wie er sich das vorstellt. Er lebt bedingungslos und frei. Er hat sein Leben auf Gott geworfen, dieser trägt die Welt. Er hat sein Leben ihm anvertraut.

Petrus sieht Jesus auf dem Wasser gehen, und er begreift mit einem Mal, dass er sein Leben falsch verstanden hat. Es geht nicht darum, sicher im Schiff zu sitzen. So verliert er gerade, was er retten will. Es geht darum, das zu verwirklichen, was gemeint ist und was auch ihm zugesagt ist.

Und jetzt will auch Petrus den Schritt wagen.

Er ruft Christus an: „Herr, bist Du es, so heisse mich zu Dir auf das Wasser kommen!“ „Komm!“ sagt Jesus und Petrus steigt aus dem Boot. Und er geht.

Das Wasser trägt.

 

Von nahem gesehen
Die Geschichte hat einen kleinen Nachspann. Als Petrus ausgestiegen ist, sieht er die Wellen von nah. Hier draussen macht der Sturm einen Höllenlärm.
Da fürchtet er sich.

Er fürchtet um sein Leben, um seinen guten Ruf, sein dieses und jenes, wovor wir uns immer fürchten im Leben. Plötzlich wird es ihm nicht mehr geheuer, da draussen.

Er möchte sich absichern, schaut sich nach dem Schiff um, um wieder einzusteigen.
Da beginnt er zu sinken.

Er hat den Schritt getan, er hat erlebt, wie es ist, als freier Christenmensch zu leben. Aber „immer“ gelingt es nicht. Es gibt Rückfälle. Darum endet diese Geschichte mit dem ängstlichen, dem zweifelnden Petrus.

Christus sagt wohl: „Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“ Aber damit verurteilt er ihn nicht, damit will er uns sagen: Ihr dürft noch viel mehr glauben, ihr dürft viel mehr Vertrauen haben, als ihr denkt!

Als Christus sieht, dass Petrus sinkt, geht er ihm entgegen und hilft ihm. „Alsbald aber streckte Jesus die Hand aus und ergriff ihn.“ (Mt 14, 22 ff)

 

Im Bauch des Wals, der Weg dieses Büchleins

Man kann die Religion aufsuchen bei den Glücksmomenten, die sie begleitet: wenn ein Kind geboren wird, wenn zwei heiraten… In den vorliegenden Texten scheint die Religion etwas Dunkles, jedenfalls verbunden mit Dunklem. Das ist heute nicht verwunderlich, wo Religion fast nur noch in Zusammenhang mit kirchlichen Fehlleistungen thematisiert wird. Und doch ist hier etwas anderes gemeint.

Es geht um Leid, um die grossen Umwälzungen, um Kriege und Krisen, wo Menschen traumatisiert werden. In der Art, wie Traumata erlebt und ausgedrückt werden (angefangen bei der frühkirchlichen Passions-Geschichte von Verfolgung und Kreuzigung) finden sich religiöse Bilder. Sie helfen, der Verletzung Ausdruck zu geben, und sie begleiten auf einem Weg der Heilung.

Glaube wird hier nicht begriffen als System von Sätzen, sondern als Haltung des Vertrauens, das elementar nötig ist, um das Leben als einzelner oder als Gemeinschaft zu führen. Wird das Vertrauen verletzt, hindert das die Integration der Menschen in sich selbst und in die Gemeinschaft. Der Weg zur Heilung muss die Verletzung aufsuchen. So ist der religiöse Weg, wie er hier beschrieben wird, ein Weg ins Dunkle. Ein Bild dafür gibt der Weg von Jona, der sich einschifft, in einen Sturm gerät, über Bord geht und von einem Wal verschluckt wird.

Die Reise des Jona im Bauch des Wals bis zum Grund des Meeres geht durch die Krisen der Historie, durch das Trauma der Menschen, die verletzt werden, und dabei helfen die Bilder der Mythen und des Glaubens. Drama, Trauma und Traum der Religion gehören zusammen. Das wollte ich mit diesem Büchlein zeigen.

Peter Winiger

 

Die Texte stammen aus dem Nachwort zum Büchlein «Im Innern des Wals. Was Jonas sah und erlebte, als er zum Grund des Meeres reiste.» Von Peter Winiger, 2021 edition winterwork, Borsdorf.

Bild: Hortus Deliciarum. Der Prophet Jonas wird vom Fisch bei Ninive ausgespien.

Die heissen Tage haben begonnen. In Deutschland ist Starkregen angesagt. Ich will etwas über Wirklichkeit scheiben. Wer ist dazu berufen? Vielleicht der, der den Impuls empfindet, ein Fenster aufzureissen, damit man atmen kann. Die Alternativlosigkeit der geltenden Wirklichkeits-Behauptung erstickt einen. Danke Du da vorn, danke, dass Du das Fenster aufmachst! Weiterlesen