Tag Archive for: Der Weg

Isaak ist älter geworden, er macht sich Gedanken um die Zukunft. Sein Sohn Jakob ist noch nicht verheiratet. Er schickt ihn in die alte Heimat, dort soll er sich eine Frau suchen. Und Jakob macht sich auf den Weg.

Früh am Morgen ist er schon unterwegs. Es ist ein schönes, erwartungsvolles Gefühl: Ein neues Kapitel des Lebens fängt an! Weiterlesen

Ich stand an der Haltestelle und wartete auf den Bus. Ich war in Eile, es schien mir eine Ewigkeit, bis er kam. Da plötzlich, als ich so stand, riss etwas in mir ab. Ich fragte mich, was ich hier tat. Das „du musst!“ und „du sollst!“, das mich immer angetrieben hatte, verstummte und ich wurde mir selber fremd.“ Weiterlesen

Es gibt heute ernste und grosse Probleme – soll man sich auch noch um den Glauben streiten? Haben die Kirchen nichts Besseres zu tun? Sollten sie sich nicht besser mal um die Menschen kümmern? – Viele denken wohl so, wenn sie in der Zeitung lesen, wie Kirchen sich gegenseitig die Wahrheit absprechen. Und noch schlimmer: die Richtungen, die zu Gewalt aufrufen oder sich mit extremen politischen Ansichten verbinden! – Weiterlesen

Der Glaube sagt nicht einfach: „Du sollst!“, sondern stellt uns Bilder gelungenen Lebens vor Augen. Diese Bilder helfen uns in unsern konkreten Lebens-Situationen, uns „richtig“ zu entscheiden, und geben uns zugleich einen „Vorgeschmack“ des Gelingens, der das Handeln zu motivieren vermag. Weiterlesen

Wir sitzen in einem Kreis. Es ist ein Treff für Menschen, die etwas Schweres erlebt haben. Eine Frau erzählt, wie sie jemanden verloren hat. Und es kommen ihr Tränen. Eine andere Frau nimmt ihre Hand. Sie zeigt, sie ist da. Die Frau ist nicht allein. Da sind Menschen, die sie verstehen und Anteil nehmen. – Worte wären in diesem Moment fehl am Platz gewesen. Die Geste war richtig, der körperliche Kontakt.

Körper-Sprache
Auch der Körper hat seine Sprache. Und von Körper zu Körper gib es manchmal eine Verständigung ohne Worte, die viel tiefer geht. Im Körper-Kontakt können wir eine tiefe Solidarität spüren. Es ist eine Verbundenheit im Elementarsten, die tiefe Gräben überwinden kann. Weiterlesen

„Alles Meinige trage ich bei mir“, sagte der Philosoph Diogenes, der in einem alten Fass hauste. Und er beeindruckte damit die Menschen der Antike. Er hat kein Eigentum als was er bei sich trägt. Er ist an keinen Ort gebunden. Er vertraut darauf, dass er an jedem Ort finden wird, was er braucht: Menschen, Zuwendung, etwas weniges zum Lebensunterhalt. Es ist ein Lebensgefühl, wie es Jugendliche wieder finden, wenn sie mit nichts als einem Rucksack als Gepäck auf Weltreise gehen. Es ist das Abenteuer der Freiheit. Weiterlesen

Kann man mit dem Knie glauben? – Die Frage scheint absurd. Umgekehrt ist es aber so, dass der Unglaube durchaus im Körper sitzt. „Der Schreck ist mir in die Glieder gefahren“ sagt man, oder „die Angst sitzt mir im Nacken“. Das Herz setzt aus, die Glieder sind wie gelähmt.

Nicht glauben können, die Unfähigkeit zum Vertrauen, die Verzweiflung – das sitzt auch im Körper, in den Muskeln, die verspannt sind, im Atem, der stockt, das sitzt in den Knochen. Und von dort her prägt es immer wieder unsere Gefühle und unser Verhalten. So stellt sich wirklich die Frage: Kann ich mit dem Knie glauben lernen? Kann ich dem Nacken das Evangelium verkünden, dass die Angst dort loslässt?

Der Körper speichert Erfahrungen aus der Lebensgeschichte. Und er speichert auch die Reaktionen, die wir in bestimmten Momenten gefunden haben. So muss nur eine bestimmte Frage an uns herantreten, eine bestimmte Situation, und schon spulen diese Reaktions-Mechanismen ab. Und wir kommen zu spät, wenn wir bewusst darauf reagieren wollen. Die Situation ist schon entschieden.

 Die Haltung beim Aufwachen
Das beginnt schon am morgen früh, wenn wir aufwachen. Im Kopf haben wir vielleicht schon lange zum Glauben gefunden, aber der Körper speichert noch die alten Erfahrungen. Und bevor wir bewusst den Tag anfangen, mit Bibellektüre, oder was zu unserem persönlichen spirituellen Leben gehört, steigen die alten Gefühle schon aus dem Körper auf und bestimmen die Haltung, wie wir in den Tag gehen.

Diese Gefühle sind von Mensch zu Mensch verschieden. Ein glücklicher Mensch wird mit Gefühlen der Bejahung aufwachen. Es gibt andere, die so etwas wie ein „Nein“ in sich tragen. Sie fühlen sich schon abgelehnt, bevor sie den Tag beginnen und dem ersten Menschen begegnen.

Darum ist das auch ein sehr persönliches Thema: „Körper und Spiritualität“. Denn konkret wird es erst, wenn man sich der Realität seines Lebens stellt. Der Körper trägt in sich eine Erinnerung an die ganze Lebensgeschichte. Er erinnert uns mit seinen Empfindungen daran.

Den Keller aufräumen
Er mahnt uns damit auf eine unaufdringliche aber doch hartnäckige Art, unser Leben durchzuarbeiten. Denn wenn wir es nicht tun, stolpern wir immer wieder über die gleichen Erfahrungen. Es ist wie im Dunkeln durch einen Keller gehen: Wenn man den Keller nicht aufgeräumt hat, stösst man sich bei jedem Schritt.

Den Keller aufräumen, das Leben durcharbeiten – man könnte auch sagen: missionieren. Zwar ist unsre Landesgegend in der späten Antike durch das Christentum missioniert worden, aber manchmal denke ich, das Christentum ist noch nicht ganz bis zu mir gekommen. Mit dem Kopf habe ich es schon aufgenommen. Aber mit dem Körper noch nicht. Und es entsteht das Bild einer Mission, die auch durch den Körper geht. Damit ich später auch mit den Knie glauben kann; und der Nacken mir nicht immer wieder Streiche spielt. Dass der Körper mit seinen Erfahrungen mich unterstützt im Glauben, statt mich immer wieder auf andere Bahnen zu bringen.

 

Aus meinem Buch „Eros. Chaos. Kosmos. Die Sakramente.“

Es gibt Momente im Leben, da möchten wir singen: wenn wir fröhlich sind, wenn wir uns freuen über ein Glück. Wenn wir in Übereinstimmung sind mit uns und der Welt. Das kann sein, dass wir einen Menschen gefunden haben, und wir spüren: wir wollen den Weg gemeinsam gehen. Das kann sein, dass uns ein Kind geboren wird, und wir spüren: da ist ein Geheimnis in der Welt, und es ist uns freundlich zugewandt. Das kann sein, dass wir nach einer langen Reise in der Fremde zurückkehren, und da ist die Heimat. Und alles, was bei uns unterwegs war, kommt ans Ziel. Weiterlesen

Ein alter chinesischer Meister – wo habe ich die Erzählung gelesen? – lebte zurückgezogen auf einem Berg. Nur selten kreuzte ein Wanderer seinen Weg. Es genügte, dass er im Tal erzählte, da sei ein Einsiedler auf dem Berg, und Menschen machten sich auf den Weg. Sie suchten ihn auf und trugen seinen Namen hinaus. Der Berg wurde bekannt. Selbst Fürsten suchten jetzt seinen Rat. Ungern hörten sie seine höfliche Weigerung, an ihren Hof zu ziehen. Weiterlesen

Das sonnige Wetter über Pfingsten hat viele hinaus gelockt. Die Wälder und Felder sind eine Pracht. Von einer Anhöhe aus sieht es aus, als ob es „brodelte“, so dicht wächst das Grün. Auf dem Rhein – es sieht zuerst aus wie eine Verschmutzung – treiben noch Schwaden von Blütenpollen. Viele Büsche und Bäume haben die Blüten abgeworfen, die Blätter und Spelzen liegen am Boden. Achtlos geht man darüber. Bereits wachsen und reifen die Früchte. Es geht auf den Sommer zu. Weiterlesen