Tag Archive for: glauben können

Ich kann nicht vom Glauben her leben aber auf den Glauben hin.

Den Glauben, den man als Ressource für das Leben abrufen könnte, habe ich nicht, ich kann ihn auch nicht aus mir erzeugen. Weiterlesen

«Vor Monaten hat sich etwas Neues in mein Gebetsleben eingeschlichen, unmerklich, von den Rändern her.» (So beginnt eine Notiz aus der Zeit, in der ich nach dem Glauben suchte.) «Schon früher hatte ich manchmal, als paradoxe Gedankenspielerei, den Satz ausgesprochen: „Wenn wir ernst nähmen, wovon wir immer sprechen: Gott – dass es ihn wirklich gäbe …!»

Ich begleitete den Satz mit einem Lachen, um anzudeuten, dass er nicht so ernst gemeint sei, denn das schien doch skandalös, dass da einer von Gott redet, ohne wirklich an ihn zu glauben. Ich hatte wohl den Verdacht, dass wir alle uns so verhalten, aber mit dem Satz schien ich ein Stillschweigen zu verletzen, wie das Kind im Märchen vom König ohne Kleider. Ich schien mich blosszustellen vor einer Menge, die allesamt bestreitet, dass es ihr so gehe, so dass nur ich nackt vor den skandalisierten Menschen zu stehen schien.

Dann rutschte der Satz in mein Gebet. Und ich versuchte mir vorzustellen, dass dieser Gott, von dem ich immer redete, zu dem ich selbstverständlich immer betete, wirklich lebte! – Es war eine Sensation wie ein Erdbeben: Eine Kruste brach auf, vom Magen her sprudelte etwas auf und überschwemmte mich, es ging durch alle Glieder…

Es war ein Gefühl ungeheurer Freiheit. Wenn Gott lebt und der Welt gegenübersteht, so lebe auch ich und stehe der Welt gegenüber! Dann bin ich frei – in meiner Fülle festgestellt, und gerade dadurch frei, mich ins Einzelne zu verlieren!

Es war eine Ahnung von Freiheit, von der Möglichkeit, mich aus der Deckung aufzurichten, hinter der ich mich vor dem Leben verschanzt hatte.»

So schrieb ich in einer Notiz vom 20. März 1990.
Lesen Sie die Fortsetzung im Streiflicht «Ein lebendiger Gott»
(Die Schaltfläche Streiflicht ist auf der Menüleiste).

Glaubenssprache angesichts der Zerstörung der Lebensgrundlagen

Wie kann ich mich in meinem Glauben vergewissern, dass Gott die Welt in Händen hält, wenn wir diese Welt aktiv zerstören? – Das ist das Thema einer theologischen Untersuchung.
Die Arbeit ist über das neue Menü „Downloads“ abrufbar, ebenfalls eine kurze Zusammenfassung.
Hier der Beginn der Zusammenfassung:

Am Anfang dieser Arbeit steht eine missglückte Predigt. Ich wollte die Beunruhigung angesichts einer weltweiten Zerstörung der Lebensgrundlagen aufgreifen und im Licht des Evangeliums nach einer Antwort suchen. Weiterlesen

Das grösste Wunder von Weihnachten ist nicht, dass es Erlösung gibt. Das begreifen wir, dass wir Menschen mit Fragen leben, die wir nicht alleine lösen können. Das kennt jeder aus seinem eigenen Leben. Immer wieder geschieht uns das: wir stehen an einem Berg an und kommen allein nicht weiter. Weiterlesen

Ich sitze beim Coiffeur auf dem Stuhl. Die Brille habe ich abgelegt und blinzle kurzsichtig mein Konterfei im Spiegel an: eher ein dunkler Schatten als ich selbst. Wie ich unbeschäftigt so da sitze, gehen meine Gedanken voraus: Ich muss einen Beitrag über mich schreiben für die Rubrik „Persönlich“. Das Lied von Mani Matter fällt mir ein: „Bim Coiffeur bin i gsässe vor em Spiegel, luege dri“. Weiterlesen

Was uns zuinnerst beschäftigt, das lässt sich nicht so leicht aussprechen. Aber in Träumen taucht es oft auf. Und Märchen und Sagen erzählen davon. Da wird etwa von einem Königreich erzählt, und der Ruf ergeht an alle, eine Aufgabe zu lösen. Wer sie löst, der erhält die Prinzessin, wer versagt, verliert sein Leben. Die Märchensprache ist drastisch, aber so ist klar: Es geht um Leben und Tod. Es geht um die zentrale Frage des Lebens, nicht um Erfolg oder Misserfolg im Kleinen, sondern um das Gelingen des Lebens im Ganzen. Weiterlesen

Gott, ich weiss, dass Du da bist!
Ich höre Dich nicht, aber ich weiss es gegen alles Schweigen!
Ich sehe dich nicht, aber ich weiss es gegen alles Dunkel!
Ich spüre Dich nicht, aber ich weiss es gegen alle Beweise meiner Hand, die
ins Leere tastet.
Ich weiss es einfach, und damit weiss ich was „Wissen“ ist.

„Wissen“ ist einzig und allein diese Gewissheit, mit der ich Dich weiss.
Alles andere ist nur Panik, Illusion, falsche Beweise. Mein Stolpern beweist
nichts, meine Hände stolpern wie die Beine, die Augen irren wie die Hände…
Lieber Gott, führe mich, hier meine Hand.
Ich bitte – ich weiss, du wirst mir geben.
Ich klopfe an – Du machst auf.
Du bist, ich bin.

Aus dem Buch „Wie ich den Unglauben lernte“, Notiz vom 18.6.90.

Glauben können, das ist kinderleicht und kinderschwer. – Wenn ich den Glauben suche, taucht die Kindheit immer wieder auf. Das ist die Zeit, in der vieles geprägt wurde. Immer wieder erlebe ich als Erwachsener, wie ich etwas tue, was ich nicht will. Und was ich will, das tue ich nicht.

Der Widerstand, der kommt nicht erst am Schluss dazu, der mischt schon von an Anfang mit. Schon die Wahrnehmung ist geprägt. Schon die Wahr-Nehmung ist eine Falsch-Nehmung. Sie zeigt mir die Wirklichkeit nach dem Muster frühkindlicher Erfahrungen. Und die Antwort darauf ist schon beigemischt. So hatte ich als Erwachsener seltsame Aha-Erlebnisse: Wenn etwas ganz aussichtlos erschien, dachte ich, ich sei endlich am Boden der Wirklichkeit angelangt. Weiterlesen

Warum wir Gott erkennen. Warum wir Gott nicht erkennen.

Die christliche Botschaft erzählt, dass Gott seinen Sohn in die Welt sandte und dass er dort doppelt ankommt, um seine Heilsbotschaft zur Geltung zu bringen.
Zuerst kommt er als Knecht, wobei er allen zum Anstoss wird, die ihn als Herrn erwarten. Dann kommt er als Herr und wird allen zum Anstoss, die ihn in Knechtschaft halten wollen. Weiterlesen

Ich war damals weit entfernt von Religion und Glaube. Allerdings, als meine Frau so viel auf Autobahnen unterwegs war, da ertappte ich mich dabei, wie ich für sie betete. Und ich fragte mich: Wie kann ich beten, wenn ich  nicht glaube? – Wie kann ich ungläubig sein, wenn ich bete? Weiterlesen